Studie : IV-Umfrage: Allgemeines Interesse an Wirtschaft gering

20 Prozent der Österreicher interessieren sich für Wirtschaft, 76 Prozent sind aber der Ansicht, dass die Bevölkerung - 52 Prozent: auch die führenden Politiker - besser informiert sein sollten. Die Hälfte glaubt, dass die Politik das geringe Wissen ihrer Wähler ausnutzt. Das ergab eine am Mittwoch in Linz präsentierte, von der Industriellenvereinigung (IV) Oberösterreich in Auftrag gegebene Spectra-Studie. IV-Präsident Klaus Pöttinger ortete Aufholbedarf im Bildungssystem und forderte mehr Wirtschaft als Querschnittsmaterie in den Lehrbüchern.Selbsteinschätzung folgt Bildungsgrad Grundsätzlich interessieren sich 20 Prozent der Österreicher für Wirtschaft und ihre Zusammenhänge. Höher war dieser Prozentsatz bei Männern, Über-50-Jährigen, Höhergebildeten und Landwirten, leitenden Angestellten sowie Selbstständigen. Das eigene Wissen zu dem Thema schätzte lediglich ein Prozent der Bevölkerung sehr hoch ein. 9 Prozent attestieren sich selbst eine hohe Kompetenz, während insgesamt 37 Prozent sie als gering oder sehr gering angaben. Dabei nahm das Wissen mit steigendem Bildungsgrad zu. Für die Studie wurden 1.004 Österreicher ab 15 Jahren in persönlichen Interviews im Mai 2012 befragt.Wissensdefizit wird erkannt Drei Viertel der Österreicher sind der Meinung, dass die Bevölkerung besser über Wirtschaft Bescheid wissen sollte, lediglich 9 Prozent halten das für nicht notwendig, 15 Prozent konnten das nicht sagen. Als Lieferant von fachkundigen und zuverlässigen Informationen sahen 61 Prozent die Arbeiterkammer, 45 Prozent die Wirtschaftskammer und 37 Prozent die Wirtschaftsförderungsinstitute. Die Bundesregierung rangierte mit 12 Prozent gemeinsam mit den Banken am unteren Ende. Kritik an der Politik Nur 29 Prozent trauen den führenden Politikern zu, dass sie die Zusammenhänge und Ursachen der Wirtschaftskrisen gut verstehen. 26 Prozent glauben, dass sie dies weniger oder gar nicht gut tun. 52 Prozent meinen, dass die Volksvertreter grundsätzlich besser über das Thema informiert sein sollten. Es brauche mehr Praktiker im Nationalrat, kommentierte Pöttinger. Die Hälfte gab an, dass die Politiker das geringe Wissen der Bevölkerung immer wieder populistisch und unfair ausnutzen, 24 Prozent meinten, das geschehe teils teils, 10 Prozent gaben an "Einige Parteien machen das, andere nicht."Appell an die Medien Erstaunlicherweise meinten 21 Prozent der Befragten, die Zusammenhänge und Ursachen der Krisen zumindest gut zu verstehen. Das resultiere aus der häufigen Medienberichterstattung, erklärte Spectra-Miteigentümer Klaus Nemetz. Denn Fernsehen (68 Prozent), Tageszeitungen (62 Prozent) und Radio (43 Prozent) sind die ersten Informationsquellen in Sachen Wirtschaft. Dann folgen Gespräche mit Freunden und Bekannten (37 Prozent) sowie Magazine und Zeitschriften (23 Prozent). Die Schule als Informationsquelle lag mit 44 Prozent bei den 15- bis 29-Jährigen mit Abstand am höchsten. Nemetz appellierte an die Medien, Wirtschaft als für die Bevölkerung persönlich relevant darzustellen, weil so das Interesse geweckt werde.Was ist eigentlich "Realwirtschaft"? "Ein Bild, das erstaunlich, aber schockierend ist", ergab sich für IV-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch aus der Frage nach wirtschaftlichen Begriffen. "Export" können die meisten, nämlich 69 Prozent, anderen sehr gut erklären. Aber ganze 18 Prozent der Maturanten oder Universitätsabgänger gaben an, dass ihnen das nicht gelänge, so Haindl-Grutsch. Gut die Hälfte, 56 Prozent der Befragten, sind in der Lage "Gewinn" zu erörtern, was "Realwirtschaft" ist, können nur noch 10 Prozent vermitteln. (APA)