Personalia : In welchem Zustand übergibt Albrecht die AUA?

Von AUA und Lufthansa gab es zu der Personalia vorerst noch beredtes Schweigen. Der bisherige AUA-Boss Jaan Albrecht geht zu SunExpress. Er sieht die AUA weiter am Weg der Sanierung und Restrukturierung. Albrecht wurde am Dienstag in einem Conference Call mit den Medien nicht nur zu seinem Nachfolger gelöchert. Sondern auch danach, in welchem Zustand er die AUA dem Neuen übergibt. "Ich übergebe ihm eine Airline. Vor dreieinhalb Jahren war nicht selbstverständlich, dass wir hier (überhaupt) eine Airline weitergeben können".

Die AUA sei heute eine Airline, die aufs Jahr gesehen schwarze Zahlen schreibe und wesentliche Sanierungsschritte gemacht habe. Es sei aber nicht so, dass man sich zurück lehnen dürfe. "Ich übergebe eine Firma, die eine gute Liquidität hat, die die wichtige Flottenweiterentwicklung stemmen kann". Die Eigenkapitalquote sei "nicht herausragend", stimme aber zuversichtlich. Finanzvorstand Heinz Lachinger nannte sie "ausreichend", beziffern wollte er sie aber nicht. "In Summe alles, was es vor dreieinhalb Jahren nicht gegeben hat", resümierte Albrecht

Der neue AUA-Chef muss sich um die weitere Flottenentwicklung und -Finanzierung kümmern. Kratky, der nach Insiderinformationen von der Lufthansa als AUA-Chef schon nominiert ist, war bei der Lufthansa Flottenchef für Boeing-Jumbos (747).

Keine Langstreckenerweiterung für 2016

Albrecht sagte heute, dass die AUA-Langstreckenexpansion um ein Jahr verschoben werden musste. Einer der Gründe ist nach AUA-Angaben ein mit der Umflottung auf der Mittelstrecke einsetzendes "Umschulungskarussell". In den nächsten zwei Jahren werden die alten Fokker-Flugzeuge durch 17 (gebrauchte) Embraer-Jets ersetzt. Die sind derzeit bei der Lufthansa CityLine im Einsatz. Mit der Umflottung werden in der AUA rund 400 Schulungen bzw. Piloten-Umschulungen ausgelöst.

Deshalb habe man "entschieden, dass wir für 2016 keine Langstreckenerweiterung vornehmen. Das trauen wir uns nicht, das hätte uns überfordert", sagte Albrecht. Mit der bestehenden Langstreckenflotte sei die Aufnahme neuer Fernziele vorgezogen worden: Miami, Mauritius, Colombo/Sri Lanka sind ab Herbst im Flugplan.

In der nächsten tourlichen Aufsichtsratssitzung am 3. Juni legt die AUA fest, ob sie die Embraer kauft oder nur least. In der AUA-Telefonkonferenz heute war eine klare Präferenz für einen Kauf - mit teilweiser Fremdfinanzierung - festzumachen. "Wir wollen die Flugzeuge nicht nur selbst fliegen, sondern auch auf unseren Büchern haben", sagte Lachinger. "Wir reden von rund 350 Mio. Dollar Gebrauchtwert." Zum Vergleich: Der Neupreis läge nach früheren AUA-Angaben bei mehr als 800 Millionen Dollar.

Im Sommer will die AUA ihr Flugprogramm nochmals leicht aufstocken. Um der "Saisonalität" gegenzusteuern, sollen Wartungen ab heuer in den aufkommensschwachen Wintermonaten gemacht werden. Albrecht: "In den Sommermonaten wollen wir alles, was zwei Flügel und Triebwerke hat, in der Luft haben."

Ab Herbst 2015 werden zwei Airbus A320 der "Eurowings", der neuen Lufthansa-Billigmarke, am Flughafen Wien stationiert. Geplant ist, eine größere Basis des Low-Cost-Angebots auch aus Wien anzubieten, hieß es heute. Es handelt sich laut Albrecht aber um keine Inhouse-Konkurrenz, denn es werde sich um zusätzliche Ziele zur AUA handeln. (apa)