Elektroindustrie : Geräte produzieren für den Müll: Liste Pilz kündigt Anzeige an

Die Liste Pilz wird wegen des Verdachts auf Kartellabsprachen zur geplanten Obsoleszenz von Waschmaschinen Anzeige bei der EU-Kommission einbringen.

Ein ihm zugänglich gemachtes Dokument sei ein Indiz dafür, dass sich ein Hersteller in den Niederlanden bei der Lebensdauer seiner Geräte an eine "Vorschrift" eines Händlerverbandes hält, sagte Liste-Pilz-Kandidat Sepp Eisenriegler in Wien.

Bei dem bei der Pressekonferenz präsentierten Dokument handelt es sich nach Angaben von Eisenriegler um eine Tabelle des niederländischen Branchenverbandes UNETO-VNI, die im Jahr 2015 im Rahmen eines Waschmaschinentests von einem Hersteller per Mail übermittelt wurde.

Waschmaschine soll ein Jahr je 100 Euro Kaufpreis funktionieren

Je 100 Euro Kaufpreis soll demnach eine Waschmaschine ein Jahr halten, erläuterte Eisenriegler. Die Höchstdauer liege bei acht Jahren, "egal wie viel mehr als 700 Euro dafür verlangt wird".

"Es ist schwierig nachzuweisen, dass es Lebensdauer verkürzende Maßnahmen gibt", sagte Peter Kolba, Spitzenkandidat der Liste Pilz für Niederösterreich. Nun gebe es einen Hinweis darauf, "dass es unter Umständen zwischen Herstellern und großen Händlervertretern Kartellabsprachen gibt".

Anzeige an die Generaldirektion für Wettbewerb in Brüssel

Eine Rechtsanwaltskanzlei hat deshalb laut Kolba eine Anzeige angefertigt und an die Generaldirektion für Wettbewerb bei der EU-Kommission geleitet. Bis die Kommission diese aufgreift, könnte "durchaus einige Zeit" vergehen, fügte der ehemalige Chefjurist des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) hinzu.

Eine günstige Waschmaschine um etwa 300 Euro hält laut Eisenriegler nur etwa drei Jahre. Das liege an minderwertigen Materialien, wie der Geschäftsführer eines Reparaturzentrums für Elektrogeräte anhand einer hauptsächlich aus Kunststoff bestehenden Waschmaschinentrommel demonstrierte.

Ein Markengerät um 1.000 Euro könne dagegen bis zu 20 Jahre halten. Über 20 Jahre gerechnet, koste den Verbraucher das billigere Gerät doppelt so viel, betonte Eisenriegler. "Das ist nicht das, was die Kunden wollen."

Heimischer Elektrohandel verweist auf harte Konkurrenz von Amazon

"Wir halten aber fest, dass sich unsere Vorwürfe nicht an kleine Elektrohändler oder deren Vertreter in Österreich richten", sagte Kolba. Es handle sich um ein europäisches Problem. Eisenriegler sprach von einer "schleichenden Verkürzung der Nutzungsdauer". Er setze sich dafür ein, dass die zu erwartende Lebensdauer eines Elektrogeräts "auf einem eigenen Label auf jedem Gerät vermerkt wird".

Beim Elektrohandel will man von diesem Phänomen der industriellen Produktion trotzdem nichts wissen. "Das ist ein kompletter Unsinn! Kein Unternehmen welcher Größe auch immer kann sich eine Lebensdauer für seine Produkte bestellen", meint Wolfgang Krejcik, Obmann des Bundesgremiums Elektro- und Einrichtungsfachhandel in der WKÖ.

Heimische Händler stünden gegenüber großen internationalen Konzernen wie Amazon ohnehin stark unter Druck. "Unser Trumpf gegenüber Internetgiganten sind persönliche Beratung sowie persönliche Betreuung und Service auch nach dem Kauf", so der Obmann weiter. Nach Krejciks Worten passen Berichte über geplante Obsoleszenz "höchstens ins Reich der Verschwörungstheorien."

Deshalb hier zum einen die Definition des Begriffs in Gablers Wirtschaftslexikon und ein Bericht zum systematischen Einsatz der geplanten Obsoleszenz in einem anderen Wirtschaftslexikon: "Wenn Murks zum Verkaufsprogramm wird".

Laut den Ausführungen zum Thema leiden besonders die Hersteller der Konsumgüterindustrie "unter der relativ hohen Marktsättigung ihrer Produkte" - aber auch an einer Lebensdauer, die ab einer gewissen Zeitspanne "das Geschäft mit der Ersatzbeschaffung beeinträchtigt."

Die Marktsättigung bekämpfen - egal wie

Zum anderen lässt sich hier ein offizielles Amtsblatt der Europäischen Union als PDF herunterladen, in dem die EU-Kommission die Elektroindustrie in Europa dazu verpflichtet, die geplante Obsoleszenz in Staubsaugermotoren zu senken.

Dieser Verordnung zufolge müssen Staubsaugermotoren mindestens 500 Stunden funktionieren und der Schlauch mindestens 40.000 Schwenkungen unter Belastung standhalten.

Wäre die geplante Obsoleszenz tatsächlich nur eine "Verschwörungstheorie", gäbe es kaum Bestimmungen wie diese. (red/apa)