Stahlhandel : Frankstahl übernimmt Wels, bei Mechel Shapiro

"Offensiv" - das ist das Adjektiv, das Mitbewerbern zum jüngsten Schritt des Guntramsdorfer Stahlhändlers Marcel Javor einfällt. Sein Unternehmen Frankstahl - das zuletzt den kärntner Baustahlhändler Danicek und die Osteuropa-Töchter der insolventen Bogner Edelstahl übernommen hat (Industriemagazin berichtete), bezieht jetzt auch den ehemaligen Welser Bogner-Standort in der Linzer Strasse 260. Ursprünglich war lediglich ein Kauf der Spezialmaschinen und das Lager geplant. Doch aufgrund einiger baulicher Eigenheiten konnte die Masseverwalterin das Objekt in Wels nicht weiterveräußern - und unterbreitete Javor ein Angebot. „Mit dem Erwerb des ehemaligen Standorts von Bogner Edelstahl in Wels stärkt wir unsere führende Marktposition in doppelter Hinsicht, nämlich geografisch und mit Blick auf das Sortiment“, erklärt Frankstahl-Geschäftsführer Marcel Javor. „Wir können damit unseren Wettbewerbsvorteil in der Logistik weiter ausbauen." Gerade letzteres nehmen Mitbewerber dem Enddreissiger nicht ab: Eine Belieferung der Kunden im Maschinenbauland Oberösterreich ist aus der Guntramsdorfer Zentrale genausogut möglich. Der neue Standort Wels bietet mit einer Gesamtfläche von 16.500 Quadratmetern reichlich Wachstumskapazität für Frankstahl. Das Herzstück des Standorts ist eine hochmoderne Wabenregalanlage (jener Gebäudeteil, dessen Ausbau den Verkauf an potenzielle Interessenten verhinderte) mit mehr als 2.200 Fächern. Gelagert werden soll vor Ort, so heisst es, vor allem das stark ausgebaute Edelstahl-Sortiment. Bei Mechel übernimmt Shapiro das Ruder

Der in der Branche erwartete Konsolidierungsprozess (nahezu allen großen Stahlhändler schreiben rote Zahlen) dürfte damit aufgeschoben sein. Zwar ist mit der Insolvenz der Bogner Edelstahl im Oktober, der Ferrochema im November (das Spittaler Unternehmen mit 35 Mitarbeitern wurde im Dezember endgültig geschlossen), dem Rückzug von Danicek und der Schließung des oberösterreichischen Händlers Braunschmid in den letzten Wochen Dynamik in die Branche gekommen - doch wurde damit keine kritische Masse an Angebot aus dem Markt genommen. Zuletzt ist einer der größten Stahlhändler des Landes, Mechel - ehemals Voestalpine Stahlhandel, später Cognor - in die Schlagzeilen gekommen. Das Unternehmen soll bis spätestens Jahresmite vom Eigentümerunternehmen, dem russischen Stahl- und Kokskonzern Mechel OAO verkauft werden. Zuletzt sorgten auch Personalrochaden bei Mechel in Linz für Aufsehen: Seit Dezember ist Vladimir Shapiro, seit der Mechel-Übernahme im Jahre 2011 neben Jürgen Glück und Helmut Hartl Co-Geschäftsführer, zum starken Mann aufgestiegen. Glück und Hartl dürfen seit Dezember das Unternehmen laut Firmenbuch nur noch mit Mechel-Mann Shapiro vertreten.