Halbleiterindustrie : Forscher von Infineon entwickeln neuartigen Verschlüsselungs-Algorithmus

Dem Infineon-Konzern ist es gelungen, einen Verschlüsselungs-Algorithmus, der auch vor künftigen Quantencomputern sicher sein soll, auf einem kontaktlosen Sicherheitschip unterzubringen. Entwickelt wurde das von Forschern aus dem Infineon-Kompetenzzentrum in Graz sowie von Experten aus München.

Den Sicherheitsexperten von Infineon in der Münchener Zentrale und im Kompetenzzentrum für Kontaktlostechnologien in Graz gelang ein Durchbruch, so das Unternehmen: Sie implementierten ein System für den Post-Quantum-Schlüsselaustausch auf einem kommerziell verfügbaren kontaktlosen Sicherheitschip.

Verfahren für verschlüsselte Kanäle

Schlüsselaustauschverfahren werden genutzt, um einen verschlüsselten Kanal zwischen zwei Parteien herzustellen. Der eingesetzte Algorithmus ist eine Variante von "New Hope", einem quantenresistenten Kryptosystem, das auch schon Google für eine Demoversion des Chrome Browsers erforscht hat.

Die Technologie könne in vielen Fällen auch auf bestehenden Chips per Software-Upgrade nachgerüstet werden, sagte Thomas Pöppelmann von Infineon der dpa. Kontaktlose Sicherheitschips werden unter anderem in Personalausweisen oder Bankkarten eingesetzt.

Neuartige Speicherchipa aus Villach und Graz

Der Münchner Halbleiterkonzern Infineon betreibt in Österreich in Villach Forschung zu Leistungselektronik und ein Chipwerk. Im Kompetenzzentrum in Graz stehen Kontaktlos- und Sicherheitstechnologien im Vordergrund. Dabei geht es etwa um den Übertragungsstandard Near Field Communication (NFC), Funkkomponenten für Autos wie Reifendrucksensoren oder Sicherheitschips.

Entwickelt werden kontaktbasierte und kontaktlose Sicherheitschips, die verschiedene Standards zur Datenübertragung erfüllen. Anwendungen sind etwa kontaktloses Bezahlen mittels Smart Wearables.

Quantencomputer als ein großes Problem der Kryptografie

Die Kryptografie-Anbieter stehen vor dem Problem, dass heute noch sichere Verschlüsselung mit Hilfe zukünftiger Quantencomputer auszuhebeln sein dürfte. Deswegen bereitet sich die Industrie mit der sogenannten Post-Quantum-Kryptografie darauf vor. In den nächsten drei bis fünf Jahren sei mit Standards dafür zu rechnen, Infineon ist mit seinem "New Hope"-Algorithmus im Rennen. Er soll unter anderem dank einem längeren Schlüssel und andere Schutzmechanismen der Rechenleistung von Quantencomputern standhalten.

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Zwar sei ein Quantencomputer bisher nur Theorie, und "wird vielleicht auch nie gebaut werden können", wie Pöppelmann, einer der führenden Köpfe hinter "New Hope", einräumt. Dennoch gehen Experten wie er davon aus, dass davor sichere Krypto-Algorithmen zur Sicherheit schon vorher im Einsatz sein werden, vor allem bei Regierungen oder in hochsensibler Technik wie vernetzten Autos. (apa/dpa/red)