Luftfahrtindustrie : Eurofighter plus Korruptionsverdacht: Airbus rechnet mit Schwierigkeiten

Airbus-Chef Tom Enders bereitet seine Belegschaft wegen Verdachts auf Korruption und Schmiergelder in Millionenhöhe auf schwere Zeiten vor. "Das dürfte (...) ein langer Weg werden, und die Möglichkeit schwerwiegender Konsequenzen, einschließlich erheblicher Strafen für das Unternehmen ist durchaus gegeben", heißt es in einem Brief von Enders, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Es sei mit "falschen Informationen und Versuchen Einzelner zu rechnen, im eigenen Interesse das Top-Management zu diskreditieren", warnte der Konzernchef. "Stellen Sie sich auf turbulente Zeiten ein." Ein Sprecher des Unternehmens sagte, Enders selbst stehe außer Verdacht.

Ermittlungen in Österreich laufen weiter

Wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen rund um den Eurofighter-Deal hat auch Österreich eine Strafanzeige gegen den Flugzeugproduzenten erstattet. Während der Untersuchungsausschuss beendet ist, laufen diese Ermittlungen weiter.

Dabei untersuchen Ermittler seit längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighter-Kampfjets an Österreich. Airbus weist dabei allerdings Vorwürfe zurück.

Minister Doskozil sieht sich bestätigt

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) fühlt sich von den jüngsten Entwicklungen in der Causa Eurofighter bestätigt. Die Ermittlungsergebnisse würden seine Position stärken und der Strafanzeige gegen Airbus zusätzliches Gewicht geben, erklärte Doskozil am Freitagabend auf seiner Facebook-Seite.

Doskozil verwies in seinem Posting auf den Bericht des deutschen Magazins "Der Spiegel", wonach die deutschen Ermittler bei ihren Erhebungen auf über hundert mögliche Korruptionszahlungen in dreistelliger Millionenhöhe gestoßen sind.

"Es wurde offenbar ein noch nie da gewesenes Korruptionsnetzwerk offen gelegt", so der Minister mit Verweis auf die heeresinterne Task Force, die ebenfalls zu dem Schluss gekommen sei, dass die Gegengeschäfte ein "Einfallstor" für Korruption gewesen seien.

"Auch wenn der Rüstungskonzern mit Klagen droht, bleibe ich bei meiner Linie und lasse mich nicht einschüchtern", betonte Doskozil außerdem.

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Medienbericht: Auch Staatsanwaltschaft München will jetzt wegen Eurofighter klagen

"Weder die seit Jahren andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in München und Wien noch unsere eigenen umfangreichen Untersuchungen haben Anhaltspunkte ergeben, die auf Bestechung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Eurofighter- Flugzeugen nach Österreich hindeuten", sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Er reagierte damit auf Informationen des "Spiegels", die Münchner Staatsanwaltschaft wolle bald Anklage erheben. Die Staatsanwaltschaft selbst wollte sich dazu auf dpa-Anfrage nicht äußern. Im Februar hatte eine Vertreterin der Behörde gesagt, dass bisher "wenig Anhaltspunkte für Bestechung" gefunden worden seien.

Selbstanzeige wegen Korruptionsverdacht

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hat wegen Korruptionsverdacht Selbstanzeige erstattet, was Enders in dem Brief an die Mitarbeiter als richtige Entscheidung bezeichnete: "Dieses Vorgehen war richtig - und der einzige Weg im Einklang mit unseren Werten, Ethikstandards, Compliance-Regeln und gesetzlichen Verpflichtungen."

Der Verwaltungsrat stehe in der Angelegenheit hinter ihm und Chef-Jurist John Harrison. Enders versicherte, Airbus werde "aus dieser Krise als besseres, stärkeres und wettbewerbsfähigeres Unternehmen hervorgehen".

Die britische Anti-Korruptionsbehörde geht seit vergangenem Jahr dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte von Airbus nach. Die Vorwürfe betreffen nach Angaben vom August 2016 Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Beratern einer "dritten Partei". Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft führt dazu eine Untersuchung. (dpa/apa/red)