A-Tec Industries : Endkampf: Wie Mirko Kovats um sein Lebenswerk ringt

Mirko Kovats
© Valerie Rosenburg

Der Anruf erreicht Mirko Kovats mitten im Frankreich-Urlaub. Am 19. Juli stürmten Beamte der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft in die Räume seines Anwesens in Wien. Die Beamten nehmen in der Villa Kovats alles mit, was nach Datenspeicher aussieht – selbst der Computer eines seiner Söhne scheint verdächtig und wird konfisziert. Die Vorwürfe denen die Staatsanwalt nachgeht: Der Verdacht der Vermögensverkürzung zu Lasten von A-Tec-Aktionären. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird etwa der Kauf des Maschinenbauers Emco durch A-Tec über eine Kovats-Stiftung und der Erwerb eigener Aktien durch die A-Tec aus der Kovats-Stiftung untersucht. Die Vorwürfe, Kovats hätte durch die Zwischenschaltung seiner Privatstiftung erhebliche Gewinne eingefahren sind nicht neu: Der langjährige Kovats-Kritikers und ehemaligen Geschäftspartner Rudolf Krtina, auf dessen Angaben Teile der Untersuchung fußen, hat diese längst öffentlich gemacht. Umso größer muss die Überraschung für Mirko Kovats gewesen sein, als am 19. Juli die Beamten zuschlagen – und auch gleich in der A-Tec Zentrale alle Buchhaltungsunterlagen versiegeln. Denn die Sicherstellung der Daten (diese sind derzeit in einem Raum der A-Tec versperrt, den Schlüssel hat ausschliesslich die Staatsanwaltschaft) kommt zur Unzeit: Mitten im Verkaufsprozess des heimischen Maschinen- und Motorenbaukonzerns. Mit ATB die A-Tec zurückkaufen. Bis 30. September muss das Unternehmen, das im vergangenen Jahr in die Insolvenz geschlittert ist eine 47-prozentige Konkursquote erlegen – insgesamt mindestens 210 Millionen Euro. Im Gespräch sind derzeit drei Versionen – von denen eine nach Angaben von mit der Sache betrauten Anwälten die wahrscheinlichste ist: Dass Kovats versucht, über ein Firmenkonstrukt selbst die Oberhand im Unternehmen zu behalten. Das Vehikel für diese Lösung dürfte bereits stehen: Die Contor Industries GmbH, gegründet am 25. Juli 2011, mit Sitz in der Wiener Wächtergasse (am Standort der A-Tec Industries) ist, Industriemagazin berichtete. Alleiniger Geschäftsführer und Gesellschafter der Contor GmbH ist, wie das Wirtschaftsblatt herausfand ein Herr Namens Thomas Schätti. Dabei handelt es sich um den persönlichen Assistent von Mirko Kovats, der bereits seit Ronnie Peciks Zeiten im Sold Kovats steht. Um den Deal – immerhin über 200 Millionen Euro – finanziell zu stemmen, dürfte Kovats ein Kontakt aus seiner letzten London-Reise helfen. Mit dem pakistanischen Milliardär Alshair Fiyaz soll bereits ein Handshake-Agreement existieren, wie es aus Kreisen von Mitbietern heisst. Über ein nachrangiges Gesellschafterdarlehen mit gewissen Stimmrechten könnte der Londoner Geschäftsmann in eine gemeinsame Holding einsteigen – und möglichst bald ausbezahlt werden. Der Plan, so ein Anwalt eines Mitbieters im A-Tec-Verkauf: Kovats könnte, wie zuletzt in den Verkaufsszenarien mit einem chinesischen und indischen Investor geplant, zügig die A-Tec-Anteile an der steirischen ATB verkaufen oder über eine Holdinglösung teilweise zu verkaufen. Mit einem potenziellen Erlös von rund 100 Millionen Euro der mittlerweile sanierten ATB (die Steirer schreiben heuer Gewinne) ware der Londoner Investor fast ausbezahlt und Kovats hätte wieder unumschränkten Einfluss auf seine – jetzt allerdings kleinere – A-Tec. Bei A-Tec stand uns niemand für ein Gespräch zur Verfügung. Lesen Sie auf Seite 2: Banken und Anlegerschützer Rasinger wünschen sich eine Zerschlagung der Holding. Warum diese nicht kommen wird.

Doch an einem Einstieg bei der A-Tec (oder deren Komplettübernahme) ist nicht nur Kovats selbst interessiert. Die tschechische Penta-Gruppe – ein Kapitalgeberkonsortium aus Privatisierungsgewinnern der ehemaligen CSSR-Assets – hat ein Angebot gelegt. Das Offert soll, so heisst es, die sofortige Zerschlagung des Gesamtunternehmens nach sich ziehen. Für die ATB soll man bei Penta bereits Verkaufsoptionen sondieren. Die Tschechen schiessen mittlerweile scharf. In einer höchst ungewöhnlichen Presseaussendung sprach man von “Verwunderung” angesichts der Zeitverzögerung und bezieht sich dabei auf höchst speculative Zeitungsartikel. Springwater - auch als Investor bei Contor im Gespräch. Ebenso ist die Springwater Gruppe – rund um die chinesische und indische Investoren, die an der ATB Interesse zeigen – ziemlich verbindlich Interesse bekundet haben. Neuere Meldungen gehen davon aus, dass Springwater seine Fühler auch zur Contor, die im Naheverhältnis zu Mirko Kovats steh, ausstreckt. Sollte der Handschlag-Deal mit dem Pakistanischen Investor scheitern, so heisst es aus Quellen, könnte Springwater über einen Verkaufs-Deal für die ATB mit der Finanzierung einspringen.Banken machen Druck. Banken machen Druck. Die Banken und die Insolvenzvertreter machen derweil Druck. In offiziellen Statements wird immer wieder Ende August als Entscheidungstermin ventiliert, an dem ein Käufer präsentiert werden soll. So hat sich zuletzt Wilhelm Rasinger, seines Zeichens Kleinanlegervertreter, derart zu Wort gemeldet: "Die Vorkommnisse der letzten Monate zeigen" so Rasinger, "dass sich Mirko Kovats gleichzeitig als CEO und Mehrheitseigentümer in einem unlösbaren Interessenskonflikt befindet. Daher sollte der Aufsichtsrat den Rücktritt von Kovats bewirken." Damit befindet sich Rasinger voll auf Banken-Linie, die den Zeitdruck offiziell damit begründen, dass die Betriebsmittelkredite an die A-Tec-Töchter im Falle von Eigentümerwechseln Zustimmungsbefürfnisse bei bei den Banken nach sich ziehen. Diese würde einige Wochen dauern, um durch die Gremien zu gehen. Inoffizell heisst es von Bieterseite jedoch, Banken machten vor allem Druck, weil sie an Teilen des Unternehmens durchaus selbst interesse hätten. Eine Forderung, die auch Rasinger teilt: "Im Interesse der Wandelschuldgläubiger und der Streubesitz-Aktionäre sollte nicht die Holding erhalten werden, sondern die Teilkonzerne der A-Tec bestmöglich verwertet werden, weil damit insgesamt ein besseres Ergebnis im Konkurs zu erwarten ist" so Rasinger. Doch, obwohl der Druck steigt: Kovats (und den potenziellen Käufern) bleiben noch einige Woche, die Transaktion in trockene Tücher zu packen. Am 30. September muss die Konkursquote am Konto des Masseverwalters erlegt sein. Und alles deutet derzeit darauf hin, dass Kovats auch dann noch die Kontrolle im Unternehmen halten wird.