Handwerk : Ein neues Schulungsprogramm soll Schindelmacher-, Stuckateur-, Trockensteinmaurerwissen erhalten

Schindelmacher, Stuckateur, Trockensteinmaurer, Besenbinder, Vergolder, Fassbinder: Wenn alte bgewerbliche Handwerkstechniken in Vergessenheit geraten, droht auch der Verfall von Burgen, Schlössern und Klöstern, die fachgerecht erhalten werden sollten. Handwerker haben bis ins 20. Jahrhundert die meisten Bauobjekte hergestellt, sie waren auch für deren Pflege und Erhaltung zuständig. Werkzeuge und Arbeitstechniken waren die gleichen wie bei der Herstellung. Material und Baustoffe waren nachhaltig und wurden von den Handwerkern in der Regel selbst hergestellt.

Unbeachtet schwinden jedoch viele dieser Fähigkeiten aus dem Wirtschaftsleben und der öffentlichen Wahrnehmung. "Wichtig ist, dass das Wissen weitergegeben wird. Wir gehen gemeinsam einen Schritt nach vorne, um zusammen die Revitalisierung unseres kulturellen Erbes voranzutreiben", hielt Branko Meh, Präsident der slowenischen Kammer für Handwerk und Kleinunternehmen, am Dienstag bei der Projektpräsentation im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing nördlich von Graz fest. Die Herausforderung sei jetzt, die "alten Meister zu finden und jüngere Generationen zu motivieren".

Das dreijährige Interreg-Projekt Eurevita habe zum Ziel, einige der alten Handwerke durch grenzüberschreitende Ausbildungs- und Vernetzungsmaßnahmen zu revitalisieren. Dem Konsortium, dem auch das Berufsförderungsinstitut (BFI) Burgenland, der Nachhaltigkeitsspezialist Sekem Energy Gmbh und die Arbeitsagentur der Republik Slowenien angehören, stehen dafür bis Mitte 2021 rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung.

"Wir haben bereits eine Liste von 74 seltenen Handwerken in der Region Slowenien und Österreich erstellt. Aus diesen wollen wir die drei wirtschaftlich sinnvollsten für beide Länder herausnehmen und Curricula entwickeln", erläuterte Paul Olynec, Projektkoordinator und -manager am österreichischen Außenwirtschaftscenter in Ljubljana (Laibach). Der Entscheidungsprozess dazu sei noch im Laufen.

"Wir werden unsere Erfahrungen am Trainingssektor einbringen. Neben den Curricula und der Entwicklung von Schulungsunterlagen sind Trainer heranzubilden", blickte Rene Bischof vom BFI Burgenland in die Zukunft. Am Ende sollen 60 Personen dies- und jenseits der Grenze ausgebildet werden. "Es muss den Leuten wieder bewusst gemacht werden, dass ein Handwerk zu erlernen eine Investition in die Zukunft ist", betonte Iris Ksenija Brkovic von der slowenischen Kammer.

Das Projekt will speziell Umsteiger, ältere und Langzeitarbeitslose für die Schulungen gewinnen. Parallel dazu will man das öffentliche Ansehen von altem Handwerk insgesamt verbessern. "Es gibt keinen besseren Ort für die Projektpräsentation als das Österreichische Freilichtmuseum Stübing, in dem bäuerliches Leben und auch Handwerkskultur erhalten wird", freute sich Direktor Egbert Pöttler. "Wir hoffen, dass wir unser Wissen weitergeben, selbst Anregungen erhalten und weiterhin aus dem Wissen um alte Dinge Neues entstehen lassen können", schloss Pöttler.