Infrastruktur-Bonds denkbar : E-Control: E-Wirtschaft hat genug Geld für Investitionen

Graf kann sich gut vorstellen, dass EVU eigene Anleihen für Netz-Investments begeben, wie dies etwa Asfinag oder ÖBB tun. Bis Mitte 2012 dürfte das neue europäische Energieinfrastruktur-Paket der EU-Kommission fertig sein. Corporate Bonds der E-Wirtschaft hätten hohe Überzeichnungen, das Interesse sei also sehr groß - und die Zinsen mit rund 4,5 Prozent sowohl für die Versorger als auch für die Zeichner attraktiv. Auch Kapitalerhöhungen wären ein Weg, um Mittel aufzustellen, sonst werde der Fremdkapitalzins zu hoch, sagt der Betriebswirt. Natürlich seien die Absatzmengen und Preise durch die schlechte wirtschaftliche Lage in den letzten Jahren unter Druck gekommen, dennoch habe die Branche etwa gleich viel investiert wie die Abschreibungen ausmachten. Selbst im Vorjahr sei die operative EBIT-Marge über 8 Prozent gelegen und die Eigenkapitalquote bei fast 40 Prozent. Die Stromunternehmen seien eigentlich keine Zykliker und damit gut durch die Krise gekommen. Aktuell werde den Versorgern ein Eigenkapital-Zins von zirka 10 Prozent vor Steuern zugestanden - gemäß der jüngeren Zinsentwicklung werde dies in der nächsten Periode (bei Strom ab 2014, bei Gas ab 2013) weniger sein. Dem liege eine Aufteilung von 60 Prozent Fremd-und 40 Prozent Eigenkapital als "optimale Finanzierung" zugrunde. Wichtig sei, dass Energie für die Kunden leistbar bleibe. Im Strombereich schätzt Graf die Netz-Investitionen, die bis 2020 nötig sind, auf rund 8 Milliarden Euro. Etwa 2 Milliarden davon würden auf die Übertragungsnetze entfallen, wie dies im Masterplan enthalten sei, eine weitere Milliarde auf Smart Metering - die intelligenten Stromzähler - eine halbe Milliarde für die Integration der Windkraft in die Netze, wovon aber einen maßgeblichen Anteil die Anlagenbetreiber zahlen. Hinzu kämen noch die normalen laufenden Netz-Investments von jährlich 500 Millionen Euro netto. Im Erdgas-Sektor geht es um Großinvestitionen von mehr als 600 Millionen Euro. Sie werden hauptsächlich von OMV, EVN Netz GmbH Gasnetz, Gasnetz Steiermark GmbH und OÖ. Ferngas getragen und beziehen sich vor allem auf die Süd- und die Westschiene. Die Südverstärkung, die seit Herbst in Betrieb ist, wurde uunter andrem durch das neue steirische Verbund-Gaskraftwerk Mellach nötig. Der Westausbau, für den 2010 der Spatenstich erfolgte, dient der Abrundung der Versorgungssicherheit. Grenzüberschreitende Strom-Lastflüsse werden im Zuge des neuen EU-Energieinfrastrukturpakets neu zu bewerten sein, sagt Graf. Das Paket, das die EU-Kommission bis Mitte 2012 als Verordnung fertig haben könnte - Kommissar Günther Oettinger hat erste Details schon vor Monaten vorgestellt -, soll auch kritische Punkte wie Finanzierung, Kostenverteilung und Genehmigungsverfahren klären. Beim zeitweise allzu hohen Windstrom-Aufkommen im Norden Deutschlands ist etwa die politische Frage, ob andere Länder für ein "burden sharing" zu gewinnen sind, zudem geht es um "physikalische" Themen: Polen etwa lässt norddeutschen Strom teils gar nicht mehr zu sich herein. Bei den aus europäischer Sicht prioritären Netz-Infrastrukturprojekten werde die Frage sein: "Wie wird das allokiert? Wer zahlt welchen Teil der Zeche?" Insgesamt werde für den Bereich ein Fördervolumen von 9 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, gewissermaßen als Nachfolge der früheren TEN-E-Förderungen. Netz-Investitionen könnten entweder über die Europäische Investitionsbank (EIB) zu günstigen Zinsen oder direkt oder über europäische Projekt-Bonds gefördert werden, das sei noch in Diskussion. Zu dem Thema habe die Arbeit in Brüssel erst begonnen: "Im November haben die ersten beiden Experten-Arbeitsgruppen getagt." (APA/red)