KTM Insolvenz : KTM startet Produktion neu: Neustart nach Insolvenz

Wann läuft die Produktion bei KTM wieder an?
- © KTM SportmotorcycleDer insolvente Motorradhersteller KTM rechnet am heutigen Mittwoch mit einer Kapitalspritze in Höhe von 50 Millionen Euro seines indischen Miteigentümers Bajaj. Diese Finanzspritze soll die Wiederaufnahme der Produktionermöglichen und KTM bis zum Abschluss des laufenden Investorenprozesses über Wasser halten. Doch wer als Investor einsteigt, bleibt ungewiss – sowohl strategische als auch Finanzinvestoren könnten infrage kommen.
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Sowohl KTM als auch Sanierungsverwalter Peter Vogl haben sich bislang nicht zu möglichen Investoren geäußert und verweisen auf vertrauliche Verhandlungen. Spekuliert wird jedoch über große Namen wie BMW sowie über Stephan Zöchling, Miteigentümer des Auspuffherstellers Remus und neuer Aufsichtsratschef der KTM-Mutter Pierer Mobility. KTM-CEO Gottfried Neumeister betont jedoch, dass es „großes Interesse“ gebe und alle verbliebenen Interessenten am Erhalt des Standorts interessiert seien. Die angestrebte Sanierungsquote von 30 Prozent könne laut Insolvenzverwalter Peter Vogl nur mit Unterstützung von Investoren erreicht werden.
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Finanzierung: Fremdkapital als erste Maßnahme
Im Rahmen des Sanierungsverfahrens der KTM-Gruppe haben rund 1.200 Gläubiger Forderungen in Höhe von insgesamt 2,2 Milliarden Euro angemeldet. Zusätzlich bestehen Forderungen der Dienstnehmer in Höhe von über 12,7 Millionen Euro. Diese Zahlen wurden bei der ersten Prüfungstagsatzung am Landesgericht Ried im Innkreis bekannt gegeben. Das Hauptziel der KTM-Gruppe besteht nun darin, einen Investor für den Einstieg in das Unternehmen zu gewinnen, wie der Kreditschutzverband KSV berichtet. Laut den Gläubigerschützern des AKV haben bereits 23 potenzielle Investoren – sowohl strategische als auch Finanzinvestoren – ihr Interesse bekundet.
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Bis ein Investor endgültig einsteigen kann, sind noch kartellrechtliche Genehmigungen erforderlich. „Es wird also in jedem Fall so strukturiert sein müssen, dass zuerst Fremdkapital bereitgestellt wird, bis die Freigabe da ist, dass man auch wirklich als Shareholder in das Unternehmen einsteigen kann“, erklärt Neumeister. Die 50 Millionen Euro von Bajaj sichern den Betrieb bis Ende März, doch für April und Mai werden weitere 100 Millionen Euro benötigt. Um die 30-prozentige Barquote wie geplant bis 23. Mai an die Gläubiger auszuzahlen, wären sogar rund 600 Millionen Euro erforderlich.
Die Vollauslastung der vier Produktionslinien im Einschichtbetrieb soll innerhalb der nächsten drei Monate erreicht werden. Ein symbolischer erster Schritt zur Rettung wurde bereits gesetzt: Am Dienstagabend feierte KTM in Mattighofen mit einer Lichtinstallation den Auftakt der neuen Kampagne „Orange Blood“. Zudem plant KTM ein Online-Portal, auf dem sich Besitzer und Fahrer von KTM-Motorrädern weltweit vernetzen können.
KTM Produktionsstopp in Mattighofen verlängert
Laut der Creditreform ist die Fortsetzung des Betriebs der KTM-AG vorerst gesichert, auch wenn die Investoren noch nicht bekannt gegeben wurden, wie die Auskunftei am Dienstagnachmittag der APA mitteilte. Die Produktion bei KTM ist aktuell unterbrochen. Am Freitag, dem 13. Dezember 2024, wurden die Werkstore am Standort Mattighofen in Oberösterreich im Zuge des laufenden Sanierungsverfahrens vorübergehend geschlossen. Ursprünglich plante das Unternehmen, die Produktionsbänder am Montag, dem 3. März 2025, wieder anlaufen zu lassen.
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Wie Insolvenzverwalter Peter Vogl kürzlich bekannt gab, verzögert sich der Neustart jedoch. Der Betrieb bei KTM könne nun voraussichtlich erst am 17. März 2025 wieder aufgenommen werden. Die benötigten 150 Millionen Euro für die Wiederaufnahme der Produktion sollen aus dem Kreis der Eigentümer stammen.
Im Zuge der Insolvenz des österreichischen Motorradherstellers KTM wurden bereits Ende 2024 rund 250 Mitarbeiter entlassen. Am 17. Januar 2025 folgten weitere 288 Kündigungen. Insgesamt haben somit bisher 538 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Zudem sind weitere Entlassungen geplant, um die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen.

Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland
Im Zuge des Insolvenzverfahrens der KTM AG werden Maßnahmen zur Kostensenkung geprüft, darunter auch die Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland. Interne Unterlagen deuten darauf hin, dass der Standort in Mattighofen verkleinert und Teile der Produktion in kostengünstigere EU-Länder verlagert werden könnten. Zudem wird erwogen, die Serienfertigung bestimmter Motorradmodelle nach Indien zu verlagern, um Kosten zu reduzieren.
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Diese potenziellen Verlagerungen sind Teil der Restrukturierungsmaßnahmen, die darauf abzielen, die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen. Die endgültigen Entscheidungen hängen jedoch von den laufenden Verhandlungen mit Investoren ab.
In den vergangenen Jahren hat die KTM AG am Standort Mattighofen eine beeindruckende Produktionssteigerung verzeichnet. Im Jahr 2022 wurden dort rund 220.000 Motorräder gefertigt, während es im Vorjahr noch 175.000 waren. Diese positive Entwicklung setzte sich fort, sodass im Jahr 2023 etwa 217.000 Motorräder in Mattighofen vom Band liefen.
Im Jahr 2024 hat die KTM AG ihre Motorradproduktion am Standort Mattighofen aufgrund der gesunkenen Nachfrage und hoher Lagerbestände deutlich reduziert. Im ersten Halbjahr 2024 wurden dort 76.383 Motorräder hergestellt, während es im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch 111.940 Einheiten waren.
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„In den letzten drei Jahrzehnten sind wir zum größten Motorradhersteller Europas gewachsen. Wir inspirieren Millionen von Motorradfahrern weltweit mit unseren Produkten. Jetzt machen wir einen Boxenstopp für die Zukunft. Die Marke KTM ist mein Lebenswerk, und ich werde für sie kämpfen.“
Erklärung von Stefan Pierer laut Pressemitteilung vom 26. November 2024
Stefan Pierer wechselt in die zweite Reihe
Parallel dazu wird der Rückzug von Konzernchef Stefan Pierer schrittweise erfolgen. So gab Pierer bekannt, den Vorstandsvorsitz bei Pierer Mobility sowie der KTM AG niederzulegen und sich als Co-CEO in die zweite Führungsebene zurückzuziehen. Die Position des Vorstandsvorsitzenden übernimmt Gottfried Neumeister, der bisherige Co-CEO.
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„Es erfolgt hier etappenweise eine Übergabe der operativen Führung der KTM-Gruppe“, erklärte Insolvenzverwalter Vogl im Gespräch mit der APA. Pierer werde sich jedoch erst vollständig zurückziehen, sobald die Sanierung erfolgreich abgeschlossen sei.
Nach der Zustimmung zum Sanierungsplan zeigte sich CEO Gottfried Neumeister spürbar erleichtert. „Wir sind vor drei Monaten zu Sturz gekommen und wir sind so schwer gestürzt, dass wir alleine nicht wieder hätten aufstehen können“, erklärte er. Die Rettung sei jedoch mit „schmerzlichen Einschnitten“ für Gläubiger und Lieferanten verbunden gewesen.
Durch die Annahme des Plans habe KTM nun wertvolle Zeit gewonnen, um den begonnenen Investorenprozess geordnet fortzusetzen. Wer letztendlich bei KTM einsteigen wird und wie viele Interessenten noch im Rennen sind, bleibt unklar – laufende Verhandlungen seien weiterhin vertraulich. Dennoch betont Neumeister: „Ich kann Ihnen versichern, dass alle Teilnehmer an einer Fortführung interessiert sind und nicht nur an der Marke oder einer Zerschlagung.“
