Logistik : "Die Wertschöpfungsketten werden sich verschieben"

Cargo-Partner-Gründer Stefan Krauter spricht gern über sein neuestes „Baby“, das zur Gänze in Holzbauweise errichtete, erst kürzlich – und gerade noch rechtzeitig zum 35-jährigen Firmenjubiläum – eröffnete Logistikzentrum in Fischamend: „Wir haben das sehr gut hingebracht. Wir wollten kostenmäßig mit dem Stahlbetonbau mithalten, gleichzeitig aber diese Technologien mit unserer Holzkonstruktion bei den Betriebskosten schlagen. Beides ist uns gelungen. Und das eigentliche Goodie kommt in der Zukunft: Wenn das Objekt abgerissen werden muss, bekommen wir noch Geld für Baumaterialien statt Entsorgungskosten zu zahlen.“

Stefan Krauter ist ein Visionär mit ökologischem Bewusstsein. 2010 war er einer der ersten, die sich privat einen Tesla leisteten, gesellschaftliche Verantwortung übernimmt er auch in anderen Bereichen. So etwa war ihm die Unterstützung beim Bau eines Nurflügel-Flugzeugs in Summe 500.000 Euro wert. Dieses Flugzeug senkt aufgrund seiner Geometrie, den aerodynamischen Widerstand und erhöht damit die Kraftstoffeffizienz um rund 25 Prozent.

Spatenstich in Ljubljana

Im neuen Lager in Fischamend serviciert Cargo-Partner seit Juni seinen Großkunden, den Spritzgießmaschinenhersteller Engel Austria. „Engel hat die Ware von drei Standorten hierher zentriert, das waren rund 27.000 kleine Einzelteile, also das ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Da kann nicht schon alles ausoptimiert sein. Selbst bei bester Planung braucht es immer noch die praktische Erfahrung, um Abläufe zu verbessern. Hier läuft deshalb auch seit Juni ein KVP, also ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, beginnend mit einer fast schon militärischen Befehlsausgabe um neun Uhr Vormittag, wo Schwierigkeiten und Fast-Fehler besprochen werden. Das geht dann in wöchentliche, 14-tägige und monatliche Prozesse mit dem Kunden über“, sagt Krauter. Neben dem täglichen Austausch, habe man sich mit dem SAP-System von Engel so eng verbunden, „dass wir quasi so agieren, als wären wir eine Abteilung im Haus“, sagt Krauter.

Ende August dieses Jahres erfolgte im slowenischen Ljubljana der Spatenstich für ein weiteres Logistikzentrum von Cargo-Partner. Von der Fläche her doppelt so groß wie das in Österreich, wird es ab August 2019 vor allem seinen Dienst als regionales Verteilzentrum tun. Durch die Nähe zum Flughafen einerseits, und die Anbindung an die Adriahäfen Triest und Koper ist das „iLogistics Center“ zugleich auch ein wichtiger Verbindungspunkt nach Asien und den Balkanstaaten.

Visionen wichtiger als Erfahrung

Die Kontraktlogistik sieht Krauter als neues, wichtiges Unternehmensstandbein. „85 Prozent unseres Stammgeschäfts macht die Luft- und Seefracht aus. Die Digitalisierung hat aber natürlich einen riesigen Einfluss auf unsere Strategie. Wir investieren derzeit was wir können in die Integration mit unseren Kunden“, sagt Krauter. „Transparenter, schneller, kürzer“ laute die Devise. Was früher B2B war, werde irgendwann einmal F2C, oder via Marketplace zum Consumer. „An diesen Entwicklungen wollen wir teilhaben. Wir sind Problemlöser, wir haben keine Angst vor der Zukunft. Blockchain, Webhandel, 3D-Druck, etc. werden das Business verändern, Teile der Wertschöpfungskette werden sich verschieben, Expressdienste werden vielleicht demnächst mit Drohnen zustellen. Wir leben in einer Zeit, in der Visionen wichtiger sind als Erfahrung. Erfahrung ist ja fast schon gefährlich, weil sie uns daran hindern kann, etwas Neues zu wagen“, sagt Krauter.

Die Zukunftsmärkte für sein Unternehmen liegen für Krauter jedoch außerhalb Europas – in den USA und im asiatischen Raum. In beiden Märkten werden umfangreiche Value Added Services sowie Zollabwicklung angeboten. In den USA hat Krauter sogar als einziger österreichischer Logistiker die begehrte Zolllizenz. In Asien wiederum plant man derzeit für einen Elektronikkunden eine Erweiterung des Lagers in Hongkong. Ein ähnliches Projekt gibt es in Thailand, einmal mehr in enger Kooperation mit Engel Austria.