Strategie : Die Russland-Strategie von Wintershall nach Seele-Abgang

Wintershall bleibt Russland auch ohne Rainer Seele treu: Die BASF-Tochter will auch trotz der Krise in dem Land das Geschäft weiter ausbauen, wie der neue Wintershall-Chef Mario Mehren auf der World Gas Konferenz bekräftigte. Denn die gemeinsame Förderung mit dem russischen Partner Gazprom in Sibirien gehöre weiter zu den weltweit wichtigsten Aktivitäten. Der europäische Markt verliert hingegen immer mehr an Bedeutung.

Rainer Seele hatte sehr enge Verbindungen nach Russland, ohne Zweifel haben diese - und auch die gute Verbindung zu Gazprom - eine entscheidende Rolle bei seiner Nominierung als Roiss-Nachfolger gespielt. Wintershall kooperierte schließlich zum Beispiel eng mit Gazprom bei der Gaspipeline Nord Stream. Seele ist außerdem nicht zuletzt Präsident der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer.

Mehren allerdings bekräftigt in einem Interview mit dem Handelsblatt am Rande der erwähnten Konferenz die enge Partnerschaft mit Gazprom. "Wir haben keine Angst vor Russland. Warum auch. Mehr als 20 Jahre haben wir Erfahrungen gesammelt. Wir sind nach wie vor interessiert, unsere Aktivitäten in Russland weiter auszubauen."

Wintershall und Gazprom gründeten damals das Joint Venture Wingas, um russisches Gas in Europa zu vertreiben. Erst im Dezember war ein geplanter Milliardendeal zwischen Wintershall und Gazprom gescheitert. Der bis zum Jahresende angestrebte Tausch von Wingas-Anteilen sei "aufgrund des schwierigen politischen Umfelds" abgeblasen worden, hieß es. Wintershall hatte das hiesige Gashandels- und Gasspeichergeschäft vollständig an Gazprom abgeben wollen, im Gegenzug sollten die Deutschen mehr Anteile an großen Erdgasfeldern in Sibirien erhalten.

Wingas werde nun eben als Joint Venture weitergeführt, sagt Mehren. Der Gashändler sei ja profitabel – und auch Gazprom sei an hohen Verkaufszahlen interessiert. Wingas sieht er vom Strategieschwenk der Russen deshalb nicht beeinträchtigt: „Das sollte man nicht überbewerten. Europa ist und bleibt für Gazprom als Absatzmarkt wichtig.“

Mehren war bisher für das Russland-Geschäft verantwortlich und bekräftigte gegenüber dem Handelsblatt die freundschaftlichen Verhältnisse. Die bestehenden Förderprojekte entwickelten sich wie geplant. „Aber natürlich wirken sich die politischen Entwicklungen aus. Wenn es die Krise nicht gäbe, könnten wir zusätzliche Projekte starten“, erklärt Mehren. Sein erstes Jahr werde anspruchsvoll, meint Mehren. „In diesem Jahr werden wir sicherlich nicht wieder das Ergebnis des Vorjahres erreichen“, bereitet er schon einmal auf einen Gewinnrückgang vor, „aber es wird weiterhin ein signifikanter, beachtlicher Beitrag sein.“