Test : Der große Fräsen-Test

Oberfräse Fräsen-Test
© credit: J.J.Kucek Rainer Wegscheidler, wegscheidler@gmx.net, 0680 2330610

Bei diesem Test erlaubt schon die Verpackung die ersten Rückschlüsse. In einem durchgestylten Köfferchen, das noch dazu mit einem originellen Verschluss überrascht, kommt die Oberfräse OF 1010 von Festool daher. Und signalisiert damit: Ich bin ein Gerät, das sich an die Schöngeister und Ästheten unter den Handwerkern wendet. Tatsächlich gelingen mit der OF 1010 feine Arbeiten überaus gut.

Wie anders wirkt da allein schon die Verpackung der MF 1400 KE von AEG. In eine, ja Sie haben richtig gelesen, große orange-rote Sporttasche stecken die Leute von AEG diese Maschine. Unwillkürlich werden da beim Auspacken Assoziationen an schlecht gelüftete Muckibuden wach, in denen harte Männer bis zum Umfallen Gewichte stemmen, um dann noch kurz einmal die Oberfräse anzuwerfen. Wofür auch immer, Hauptsache es geht wild um. Eine Vorstellung, die der Realität, wie sich zeigen wird, erstaunlich nahe kommt. Doch der Reihe nach.

Leicht und wendig

Unser Schwestermagazin "Werk und Technik" hat diesmal Oberfräsen getestet – und zwar jene Modelle, mit denen man vor allem freihändig fräst und die sich daher für allerlei gefinkelte Arbeitsschritte eignen, nicht aber dazu, um maschinelle Großflächenbearbeitung zu betreiben. Dementsprechend sind unsere Anforderungen an die Testgeräte ausgefallen: Wir wollten Maschinen ausprobieren, die sich – das sind wir als Werk und Technik unseren Lesern schuldig –für den harten professionellen Einsatz eignen, die die Preisgrenze von 400 Euro netto nicht überschreiten und eben primär für feine, handgeführte Aufgaben gedacht sind.

Welches konkrete Modell die Hersteller zum Test schicken, haben wir, wie bei unseren Tests üblich, ihnen selbst überlassen, allerdings diesmal mit der Bitte, im Zweifelsfall eher das leichtere von zwei in Frage kommenden Modellen zu schicken. Letzten Endes gingen bei unserem Test, den wir in Kooperation mit guggenbichlerdesign und dem sozialen Dienstleistungsunternehmen Balance durchgeführt hatten, fünf Oberfräsen an den Start: die MF 1400 KE von AEG Powertools, die DW 621 K von DeWalt, die OF 1010 von Festool, die RS 1110 C von Makita und die MOF 001 von Triton. Gefräst wurde in Holz und, soweit von der Herstellern mitgeliefert, mit den Originalfräsern, ansonsten mit einem hochwertige Standardfräser.

Knackpunkt Feinjustierung

Das Testprozedere ergab sich fast von selbst. Zuerst einmal begutachteten wir das Design und prüften gemäß dem schönen Spruch „form follows function“, nicht nur, ob die Geräte ansprechend aussehen, sondern auch wie gut sie in der Hand liegen. Der nächste Prüfschritt hieß dann Hub- bzw. Tauchverhalten: Ist der Widerstand dabei angenehm, zu groß, zu lasch? Dann testeten wir die Möglichkeiten der Grob- und Feinjustierung der Frästiefe.

Und schließlich haben wir auch gefräst. Unsere Tester achteten dabei unter anderem darauf, wie gut sich die Ein- , Ausschalt- und Feststellknöpfe des Motors bedienen lassen und wie fein sich die Maschine am Werkstück führen ließ Das Endergebnis, also die gefrästen Kanten und Nuten, haben wir natürlich auch überprüft. Ebenfalls Teil des Tests war ein Blick darauf, wie die Möglichkeit zur Absaugung der Späne gelöst wurde. Einen weiteren Blick warfen wir auf die Sicherheitsfeatures der Testkandidaten.

Aber fangen wir aber beim ersten Eindruck an. Das mit der roten Sporttasche von AEG haben wir ja schon verraten. In der Sporttasche steckt die MF 1400 KE, ein Gerät der etwas schwereren, um nicht zu sagen, schwergängigeren Klasse. Die etwas überdimensionierten Griffe der MF 1400 KE lassen sich immerhin recht gut halten. Wer es dann geschafft hat, die Motoreinheit in die Tauchbasis zu montieren, merkt allerdings schnell: ein sehr starker und unregelmäßiger Widerstand beim Tauchen macht die Arbeiten mit diesem Gerät nicht unbedingt zu einer Freude, auch wenn der Hub nach fünftausend Arbeitsgängen sicher etwas leichtgängiger wird. Aber so lange wollten wir dann doch nicht warten.

Unterhaltsam gestaltet sich übrigens auch die Suche nach Zusatzinfos zur MF 1400 KE. Die meisten Videos zu dieser Maschine, die es im Internet gibt, stammen von einer russischen Website. Was am Ende allerdings ein durchaus rundes Bild ergibt: rote Tasche, Video auf Russisch, schwer wie ein Panzer der Roten Armee. Aber wahrscheinlich auch ähnlich widerstandsfähig.

Die anderen Modelle im Test fallen gefälliger aus. Was das Tauchverhalten betrifft, bleibt die Triton MOF 001 dabei allerdings ein wenig hinter den Modellen von Festool, Makita und DeWalt zurück. Sie lässt sich nicht ganz so präzise tauchen und auch das Feststellen der Frästiefe mit einem eigenen Hebel wirkt nicht ganz so ergonomisch und selbsterklärend wie man es sich wünschen würde. In Sachen Ergonomie interessant ist auch, dass die Festool OF 1010 rechts einen länglichen und links einen runden Griff hat, während die De Walt 621 K und die Makita RS 1110 C beidseitig runde Griffe anbieten. Unsere Tester haben diese Lösung auf den ersten Blick als angenehmer bewertet, konnten aber dann beim Arbeiten mit der Festool keine Nachteile feststellen.

Unterschiedlich gewählt sind auch die Lösungen für die Knöpfe, mit denen der Motor in Gang gesetzt und festgestellt werden kann. Mit einem Ein-Aus-Schalter, der außerhalb der Haltegriffe angebracht ist begnügt sich AEG.

Um ihn zu erreichen sind zwar nicht unbedingt die Pranken eines russischen Panzerfahrers nötig, zierliche Menschen könnten aber dennoch ein Problem damit haben, den Schalter ohne ein Umgreifen zu erreichen. Ebenfalls einen außerhalb des Haltegriffs angebrachten Ein-Aus-Schalter besitzt die Triton. Er ist allerdings deutlich besser positioniert als jener bei der AEG. Ein interessantes Sicherheitsfeature bietet die Triton auch an: Um ein unbeabsichtigtes Einschalten zu verhindern, muss, damit der den Motor startet, zunächst eine Abdeckung zurückgeschoben werden.

Festool, Makita und DeWalt haben die Einschaltknöpfe in den Haltegriff integriert, was als die bequemste Lösung erscheint. Und auch als eine, die intuitiv sehr gut bedienbar ist, weil sie dem sehr ähnelt, was man von den meisten Akkuschraubern oder Bohrmaschinen gewohnt ist. Auch in den Griff integrierte Schalter können gegen unbeabsichtigtes In-Betrieb-Nehmen gesichert werden und zwar, indem es notwendig ist, den Knopf gleichzeitig an zwei unterschiedlichen Stellen zu drücken, um den Motor anzuwerfen.

Das ist bei der DeWalt 621 K und der Makita RS 1110 C der Fall, wobei die Makita-Lösung noch um eine Spur praktischer ist als jene von DeWalt. Die Festool hingegen verzichtet auf diese Absicherung, hier genügt schon der Druck an einer Stelle, um den Motor zu starten. Die Möglichkeit die Drehzahl des Motors zu ändern, bieten alle Modelle im Test und erlauben somit, für jedes Material, ob Hartholz, Spanplatten, Plastik oder Aluminium die optimale Einstellung zu wählen.

Wie gut ist der Hub?

Der Hub oder die Frage, wie angenehm und stufenlos sich das Gerät tauchen lässt, ist ein wichtiges Kriterium beim Fräsen. Wie schon erwähnt, geben sich in diesem Punkt Festool, Makita und DeWalt keine Blößen, Triton und AEG hingegen schon. Eine andere Frage ist die Arretierung des Hubs und somit die Möglichkeit einer schnellen Grobjustierung der Frästiefe. Bei Triton passiert das durch das

Drücken eines in der Seitenwand des Griffs angebrachten Knopfs – eine etwas umständliche Variante, zumal der Knopf recht schwergängig ist. Bei Festool, Makita und DeWalt hingegen sehr einfach durch das Drehen am rechten Haltegriff, wobei sich die Festool in dieser Hinsicht besonders angenehm anfühlte.

Wie die Grobfeststellung bei der AEG MF 1400 KE funktioniert, konnten unsere Tester bei aller Technikliebe und Experimetierfreudigkeit nicht endgültig ergründen. Die Idee scheint zu sein, dass das Gerät sich tauchen lässt und dann, sobald man es loslässt, vorläufig arretiert und festgestellt werden muss. Mühsam wird es, wenn man die Tiefe dann doch wieder verändern will.

Bei der Feinjustierung der Frästiefe, die mit Hilfe von Stellrädern Einstellungen bis in den Bereich von 0,1 mm erlauben, ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei der Grobjustierung. AEG hat das relativ am wenigsten präzise System, Triton ist schon etwas präziser und Makita, DeWalt sowie Festool liegen vorne. Bei der Festool OF 1010 lobten die Tester vor allem die gute Ablesbarkeit der Skala, meldeten allerdings Bedenken in Sachen Haltbarkeit an, was wir aber, ohne in einen Langzeittest zu gehen, nicht wirklich beurteilen können.

Als ebenfalls sehr präzise erwiesen sich Makita und DeWalt, wobei bei Makita das freiliegende Gewinde ein wenig für Kritik sorgte, da damit eine potentielle Schwachstelle gegeben ist. Bei DeWalt und Festool liegen die Gewinde des Feineinstellungsmechanismus hingegen nicht frei.

Und das Fräsen selbst? Vorausgesetzt, derjenige, der die Maschine bedient, kann es, sind die Unterschiede bei den drei Top-Modellen Makita DeWalt und Festool eher in der Bequemlichkeit der Bedienung zu suchen als im Endergebnis, das bei allen drei Maschinen absolut überzeugte. Was das Gefühl beim Fräsen betrifft, so hatte im Mehrheitsurteil unserer Tester die Makita RS 1110 C die Nase um eine Spur vorne, weil sie sich aufgrund ihres tieferen und mittigeren Schwerpunkts noch etwas besser führen lässt als die anderen Modelle.

Bei ihr fällt auch ein etwaiges Nachjustieren unter dem Arbeiten besonders leicht. Bei DeWalt wiederum fiel sehr positiv auf, dass der Anschluss für die Absaugvorrichtung so geschickt angebracht ist, dass die Späne selbst ohne eine solche Vorrichtung so wegfliegen, dass sie die Arbeit kaum stören. Bei Festool lobten die Tester die eingebaute Bremse, die beim Ausschalten den Motor innerhalb von zwei Sekunden abbremst und somit ein wichtiges Sicherheitsplus bietet.

Das Bild, das sich am Ende des Tests ergibt, ist somit relativ eindeutig. Sowohl die Makita RS 1110 C als auch die DeWalt 621 K und die Festool OF 1010 können wir uneingeschränkt empfehlen.

Wenn Makita von uns letztlich den Preis-Leistungs-Tipp verliehen bekommt, dann liegt das daran, dass dieses Gerät vielleicht um einen Tick besser in der Hand liegt und besser handhabbar ist als die Konkurrenten und dabei mit 349 Euro auch das preisgünstigste Modell aus dem Top-Trio ist. Mit 364 bzw. 398 Euro liegen DeWalt und Festool allerdings nicht allzu weit entfernt.

1. Ergonomie

Wir prüften, wie ergonomisch die Geräte sind und ob das Design der Griffe, der Schalter und des Tauchmechanismus die Arbeit des Fräsers unterstützen oder nicht.

2. Hub und Justierung

Wir testeten, ob der Hub des Tauchmechanismus leichtgängig ist und stufenlos funktioniert. Dann prüften wir, wie schnell sich die Frästiefe grobjustieren ließ und wie exakt die Feinjustierung ausfiel.

3. Fräsergebnis

Genau unter die Lupe genommen haben wir natürlich auch das Fräsergebnis, wobei wir nicht nur die Exaktheit der gefrästen Kanten und Nuten, sondern auch ihre Optik beurteilten.

4. Sicherheit

Ein besonderes Augenmerk widmeten wir den Sicherheitsfeatures wie dem Schutz gegen versehentliches Einschalten, dem Abbremsen des Motors beim Ausschalten und Ähnlichem.