Stahlindustrie : David Cameron: "Ermutigendes Interesse" für Tata Steel

Der indische Stahlkonzern Tata hat laut britischen Premierminister David Cameron mehrere Kaufinteressenten für seine britische Tochtergesellschaft. Cameron sagte dazu kürzlich, der Verkaufsprozess laufe. Es gebe eine "ermutigende Zahl ernsthafter Offerte". Dennoch gebe es keine Gewähr, dass am Ende auch ein Deal zustande komme.

Die Stahlbranche in Großbritannien leidet - wie in vielen anderen Ländern auch - unter Billigimporten aus China und den riesigen Überkapazitäten am Markt. Tata Steel will deswegen seine defizitäre britische Tochter loswerden. Das gefährdet 15.000 Jobs auf der Insel, die die Regierung gerne erhalten würde. Sie hat staatliche Unterstützung in Aussicht gestellt, um einen Käufer zu finden.

Insidern zufolge liegen mindestens vier Angebote auf dem Tisch. Tata wollte sich nicht dazu äußern.

Verkaufsgespräche: Eingeweihte nennen konkrete Namen

Wie von INDUSTRIEMAGAZIN.at bereits berichtet, war zuletzt von sieben Interessenten die Rede, was Tata zuvor offiziell bestätigt hatte. Bisher hat Tata nur einen Käufer für die Langstahl-Produktion in Europa gefunden - für einen symbolischen Preis von einem Pfund. Bei diesem Deal übernimmt die britische Finanzfirma Greybull Capital mehrere Stahlwerke in Großbritannien mit 4.400 Mitarbeitern und ein Werk im französischen Hayange mit 400 Angestellten.

Bei den jetzt zum Verkauf stehenden Werken in Großbritannien berücksichtigt Tata Eingeweihten zufolge nur jene Bieter, die nur sämtliche Werke übernehmen wollen und nicht Teile daraus. Wie es aus informierten Kreisen zuletzt hieß, sind unter den Eingeweihten der multinationale Metallkonzern Liberty House des indischen Milliardärs Sanjeev Gupta und eine britische Managergruppe, die unter dem Namen "Excalibur Steel UK" auftritt.

Nach Berichten der Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters sowie des Fachdienstes Platts SBB nehmen an den Verhandlungen auch der indische Stahlproduzent JSW Steel, der amerikanische Stahlhersteller Nucor und die chinesische Hebei Iron & Steel Group (HISG) teil.

Bei einem weiteren Interessenten dürfte es sich um Thyssenkrupp handeln. Nachdem sowohl Tata als auch der deutsche Stahlkonzern Thyssenkrupp Gespräche untereinander bestätigt haben, halten die Spekulationen über eine bevorstehende Zusammenlegung der Standorte von Tata Steel und den Deutschen weiter an. Diese Meldungen wurden von deutscher Seite bisher nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Im Gegenteil mehren sich die Hinweise, dass Schritte in diese Richtung bevorstehen - und zwar seitens des Thyssenkrupp-Chefs Heinrich Hiesinger ebenso wie der Chefin der mächtigen Krupp-Stiftung, Ursula Gather.

Auffällige Teilnahme der chinesischen HISG

Besonders auffällig bei den laufenden Verkaufsverhandlungen mit Tata ist die Teilnahme der chinesischen Hebei Iron & Steel Group (HISG). Hinter dem jüngsten Übernahmeversuch der Chinesen in der europäischen Stahlbranche könnte eine klare Strategie stehen - mehr dazu hier.

(red/reuters/apa)