Die 600 mächtigsten Manager : Das Ranking 2010: Wer sticht wen im Netzwerk Österreich?

Er ist der Herz-König der heimischen Wirtschaft. Fast 12.000 Personen sind direkt oder indirekt mit Claus Raidl bekannt – und dabei wurden nur Funktionsträger im österreichischen Firmenbuch gezählt. Der leutselige Kapfenberger Stahlmanager, Vorstandsvorsitzender der in der Voestalpine aufgegangenen Boehler Uddeholm AG ist quasi nebenher auch Nationalbank-Generalrat und liberaler ÖVP-Vordenker. Er kontrolliert über 12 Vorstands- und Aufsichtsratsfunktionen mehr als ein halbes Prozent aller Funktionsträger der heimischen Industrie. Damit sticht der Herz-König der Industrie auch Wolfgang Ruttenstorfer, Vorstandschef des mit Abstand umsatzstärksten Unternehmens und Mondi-Aufsichtsratschef Veit Sorger der schon Kraft seines Amtes als IV-Präsident höchst intensiv vernetzt ist. So funktioniert’s. Wie schon in den vergangenen fünf Jahren konnte die Redaktion von INDUSTRIEMAGAZIN die Mathematiker und Statistiker der Netzwerberater FAS Research für die Analyse des heimischen Firmenbuches gewinnen. Auf Basis der INDUSTRIEMAGAZIN-Rangreihung der 250 größten Industrieunternehmen wurden alle Personen, die in diesen Unternehmen operativ tätig sind (Vorstände, Geschäftsführer, Aufsichtsräte, Eigentümer etc.) ermittelt. Die Personen wurden in das Computermodell „Netzwerk Österreich“ von FAS Research eingebettet. Es umfasst alle Funktionsträger in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und wird aus so unterschiedlichen Datenquellen wie dem Firmenbuch oder Vereinsregistern gespeist. Die Industriemanager wurden dann in Beziehung gesetzt. In die Vernetzung flossen zwei Maße ein: Erstens die horizontale Vernetzung – also das Ausmaß, in dem eine Person zwei andere miteinander verbindet, die selbst keinen direkten Kontakt zueinander haben. Neben dieser Brokerfunktion wird auch die Anzahl der Personen, zu denen eine Person direkten und indirekten Kontakt hat (also die Freunde sowie die Freunde der Freunde) abgefragt. Der Platz im Gesamtranking errechnet sich in der Folge aus dem Grad der horizontalen Vernetzung (Brokerfunktion) und der Kontakte (direkte und 2-Handshakes) – gewichtet um den Umsatz, den die jeweiligen Kontakte repräsentieren. Zu allen Detailergebnissen der Rangreihung der 600 mächtigsten Führungskräfte geht es hier. Generationenwechsel. Die Atouts des heurigen Machtrankings sind allesamt „Könige“, die längst ihren Rückzug aus dem operativen Geschäft vorbereiten: Herz-König Claus Raidl 68, wird noch heuer aus dem Vorstand der Boehler Uddeholm ausscheiden, Pik-König Wolfgang Ruttensdorfer, 60, folgt seinem Beispiel bei der OMV im April 2011 – und auch der Karo-König, IV-Präsident Veit Sorger, 68, hat bereits angekündigt, sich keiner Wiederwahl stellen zu wollen. Eine Frage, mit der sich Herz-König Wolfgang Anzengruber, 54, und Platz Vier der Rangreihung derzeit wohl noch nicht stellt. Der ehemalige Palfinger-Vorstandschef ist als Energiemanager (er ist seit dem Vorjahr Verbund-Vorstandsvorsitzender) heuer erstmals in der Rangreihung. Wir haben uns entschieden, die Vorstände der heimischen Energieversorger künftig in unsere Rangreihung mitaufzunehmen. Und diese Entscheidung hat den leutseligen Steyrer Manager und sein Netzwerk sofort auf Platz Vier katapultiert. Hier empfiehlt sich einer, so scheint es, für den Platz Eins in der Rangreihung des kommenden Jahres.