Cyberkriminalität : Cyberangriffe: Heimischer Mittelstand verstärkt im Visier

Hacking, Phishing und Cyber-Mobbing: Jedes Jahr werden in Österreich Unternehmen und hunderttausende Verbraucher Opfer von Cyberkriminalität. Die Auswirkungen von derartigen Verbrechen sind enorm, die Täter profitieren von der hohen Anonymität im Internet.

Gemeinsam präsentierten der österreichische Versicherungsverband VVO, das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und Experten von KPMG die neuesten Zahlen und Entwicklungen rund um das Thema Cyberkriminalität.

Die Berater und Versicherer geben Tipps für mehr Sicherheit im Netz. Sie sehen in dem Bereich auch neue Verdienstmöglichkeiten für sich selbst. Denn mit Studien zu den Gefahren aus dem Internet und dem notwendigen Schutz davor weisen Beratungsunternehmen üblicherweise wie nebenbei auch auf die eigenen Dienstleistungen in diesem Bereich hin.

Berater: Heimische KMU besonders gefährdet

Dass Cyberkriminalität nicht nur Privatpersonen betrifft, zeigt auch eine aktuelle Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG. So geben 30 Prozent der befragten Unternehmen an, schon einmal durch ein Cybercrimedelikt geschädigt worden zu sein. "Sowohl Klein- und Mittelbetriebe als auch die großen Konzerne müssen ihr Bewusstsein in Bezug auf Cybersicherheit noch schärfen", erklärt Andreas Tomek, Berater bei KPMG.

Gefragt sei ein Ansatz, der Menschen und Prozesse in der Firma ebenso berücksichtige wie Technologien. Schutz vor Angriffen aus dem Internet müsse endlich "Chefsache" werden, so das Beratungsunternehmen.

Aktuell zum Thema Cyberkriminalität:

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Kein Ziel zu klein: Angriffe auf Privatpersonen häufen sich

Die Zahl der Anzeigen in den meisten Kriminalitätsfeldern, wie beispielsweise Wohnraumeinbrüchen oder Wirtschaftskriminalität, verharrt nach wie vor auf hohem Niveau. Im Bereich der Cyberkriminalität ist jedoch die Zahl der Anzeigen im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr laut Bundeskriminalamt Österreich um 30,9 Prozent auf knapp über 13.000 Fälle gestiegen.

"Jeder Internetnutzer kann heute von Cybercrimedelikten betroffen sein – auch wenn das viele Menschen und ganze Unternehmen nicht sehen wollen. Die größte Schwachstelle ist und bleibt der Mensch selber. Die dadurch entstehenden finanziellen Schäden sind enorm. Jährlich werden in Österreich Schäden von mehreren Millionen Euro verursacht", erklärt Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich und Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes VVO.

Finanzielle und psychische Schäden

Wie eine aktuelle Erhebung des KFV zeigt, ist die Dunkelziffer der Cybercrimedelikte und der daraus resultierenden Schäden in Österreich hoch. So geben 24 Prozent der Befragten an, in den letzten Jahren Opfer eines Cybercrimedeliktes und dabei geschädigt worden zu sein: Auf die webaktive Bevölkerung hochgerechnet (rund 4,2 Millionen Menschen in Österreich) bedeutet das, dass mindestens 1 Million Menschen in Österreich durch zumindest ein einmaliges Vorkommnis finanziell oder psychisch in den letzten Jahren geschädigt wurden.

"Nach Angaben der Betroffenen wurden die meisten finanziellen Schäden in den letzten Jahren durch Viren und Lieferbetrug bei den Betroffenen verursacht", erklärt Othmar Thann, Direktor des KFV. Besonders hoch ist der finanzielle Schaden gemäß der KFV-Erhebung unter mehr als 2.400 Personen bei Diebstählen von sensiblen Daten wie etwa einem Diebstahl der Identitätsdaten. So wird der durchschnittliche Schaden von den betroffenen Personen mit rund 1.200 Euro beziffert. Auch wer Opfer eines Internet-Betrugs wurde, trägt mitunter hohe finanzielle Schäden davon.

Durchschnittlich 480 Euro wird als entstandene Schadensumme von den Betroffenen angegeben. Doch Internetkriminalität hat nicht immer nur finanzielle Auswirkungen, auch auf psychischer Ebene können die Schäden enorm sein: 72 Prozent der von Schadensfällen Betroffenen geben in der KFV Untersuchung eine starke bis mittlere seelisch-emotionale Beeinträchtigung durch einen Vorfall an. Den stärksten psychischen Beeinträchtigungsgrad zeigen Opfer von psychischer Integrität (Mobbing) und Identitätsdiebstahl.

Einige Tipps für die eigene Sicherheit im Internet

Verwenden Sie bei der Wahl von Passwörtern Kombinationen aus Zahlen und Buchstaben und wechseln sie Ihre Passwörter immer wieder.

Benutzen Sie für Zahlungen im Internet ausschließlich sichere Verbindungen. Das sind beispielsweise Adressen, die mit den Zeichen https:// statt einfach nur http:// anfangen. Das öffentliche Netz (Wlan) sollte für Zahlungen keinesfalls verwendet werden.

Gehen Sie sorgsam mit persönlichen Daten um, ganz besonders mit Kontodaten.

Überprüfen Sie Ihre Kontoauszüge regelmäßig.

Ignorieren und löschen Sie E-Mails von Unbekannten und öffnen Sie auf keinen Fall in wenig vertrauenswürdigen Mails sowie in Mails von Unbekannten enthaltene Zip-Dateien und Links.

Nutzen Sie kostenfreie Internetseiten, wie beispielsweise www.watchlist-internet.at, auf welchen die bekanntesten Fake-Shops im Internet angeführt werden.

Besteht Bedarf, können Sie in den bekannten Suchmaschinen selbst nach dem genannten Firmennamen suchen. Was ist dazu im Internet zu finden - ohne die Homepage des Anbieters direkt anzusteuern?

Vertrauen Sie auf Ihren Hausverstand. Seien Sie besonders bei Angeboten, die deutlich günstiger sind als im regulären Handel, vorsichtig.

Zum Schluss ein relativ leicht zu befolgender Ratschlag:

Eine relativ einfache Methode, automatisch generierte Mails oder Mails von Betrügern zu erkennen, ist die Sprache. Ist der Text in tadellosem Deutsch geschrieben, lebendig formuliert, und richtet sich direkt an Sie? Oder klingt ein Anschreiben seltsam beliebig und austauschbar, enthält Fehler, hat Redewendungen, die wie eine schlechte Übersetzung aus dem Englischen klingen?

Vertrauen Sie auch hier auf Ihren Hausverstand. Erscheinen Ihnen die Ausformulierungen auf Deutsch nicht natürlich, ist besondere Vorsicht angebracht. Allerdings: Gelegentlich kann auch ein tadellos ausformuliertes Mail von Betrügern stammen - doch solche Mails sind viel seltener als Massenmails.

(red)