Stahlhandel : Cognor: Russen verkaufen ehemalige Voestalpine-Tochter

Der österreichischen Cognor, die zuletzt vorwiegend Mechel-Material verkauft hat, hat das zusätzlich zugesetzt. In einem großen Strategie-Turnaround plant Igor Sjusin jetzt die Fokussierung seiner Stahlsparte auf die Produktion hochwertigerer Qualitäten – und will den in den vergangenen Jahren in Westeuropa zusammengekauften Handel aufgeben. „Die Mechel Service Global B.V. in Holland – Muttergesellschaft der Cognor Stahl – wird deinvestiert“, bestätigt man in Moskau gegenüber INDUSTRIEMAGAZIN. Wer kauft? Der Verkauf ist ein schwieriges Unterfangen, wie man bei Mechel erkannt haben dürfte: An eine Veräußerung in Bausch und Bogen ist nicht zu denken, denn Mitbewerber am Handelsmarkt, die den Kauf des gesamten europäischen Handelsgeschäftes finanziell stemmen könnten, existieren nicht. Als Käufer käme nur ein großer Stahlproduzent selbst in Frage, der sich damit die Wertschöpfungskette verlängert. Doch viele Stahlkonzerne (wie etwa die voestalpine) sind aus dem Groschengeschäft längst ausgeschieden. Andere, die diese Strategie weiterverfolgen, wie ArcelorMittal, sind auf den meisten Märkten längst gut aufgestellt und wären höchstens an Teilbereichen des Mechel-Handelsimperiums interessiert. Schlechte Aussichten Also werden die europäischen Teile der Mechel Global B.V. en détail angeboten. Dabei erweist sich das österreichische Geschäft der Cognor als besonders schwierig. Der Markt der Alpenrepublik gilt aufgrund seiner Händlerdichte als der schwierigste Europas. Versuche, Cognor Mitbewerbern anzudienen, sollen bisher, wie mehrere Insider unabhängig voneinander INDUSTRIEMAGAZIN bestätigen, gescheitert sein. Insider gehen davon aus, dass das Unternehmen, dass in Österreich für 2011 eine gesamte Lagerfläche von insgesamt 125.555 m² und einen Absatz von 356 Tausend Tonnen Stahl ausweist, einen Substanzwert (Lagerbestand, sonstige Assets) von 50 bis 70 Millionen Euro hat. Ein Multiple vom Ebit, das im letzten Bilanzjahr negativ war, würde einen weitaus geringeren Betrag ergeben. Die 50 bis 70 Millionen Substanzwert entsprechen in etwa dem Betrag, um den das Unternehmen nach 2007 von der Voestalpine verkauft wurde - allerdings sind die Probleme mit Verflechtungen zur ehemaligen Konzernmutter Voestalpine - von Superedifikaten bis hin zu langfristigen Pachtverträgen - mittlerweile gelöst. Probleme mit der Preisfindung dürften allerdings nicht die Ursache sein, weshalb, wie kolportiert wird, bereits Mitbewerber abgewunken haben, Cognor zu übernehmen. Hier geht's weiter
In den Veräußerungsprozess involvierte Personen wissen zumindest von der Absage des deutschen Qualitätsstahlherstellers ThyssenKrupp. Eine Absage soll es auch von Penta, einem tschechischen Hedgefonds, gegeben haben. Der Kapitalfonds, der sich mit dem Kauf der Handelssparte Edelstahl-Know-how aufbauen will, war zuletzt in Österreich in die Schlagzeilen gelangt, weil er an den werthaltigen Teilen der insolventen A-Tec Industries interessiert war. Das Desinteresse der potenziellen Käufer soll allerdings, so heißt es, ausschließlich dem Österreich-Teil der Cognor gelten. Im Falle der Osteuropa-Töchter der Linzer (Mehrheitsbeteiligungen werden in Slowenien, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien gehalten) dürfte aufgrund der lokalen Marksituation höhere Kaufbereitschaft bestehen. Bislang dürfte Cognor allerdings nur als Gruppe angeboten worden sein. Mehr dazu lesen Sie in der neuen Ausgabe des INDUSTRIEMAGAZIN. Diese erscheint am 31. Oktober.