Zulieferindustrie : Chinesen haben jetzt Dreiviertel-Mehrheit an Grammer

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Der deutsche Autozulieferer Grammer wird chinesisch. Die Eigentümerfamilie des Großaktionärs Ningbo Jifeng kommt nach dem Ablauf ihres Übernahmeangebots für das Unternehmen aus Amberg auf 74 Prozent der Anteile, wie sie mitteilte.

Die nicht stimmberechtigten Aktien herausgerechnet, die bei der Grammer AG selbst liegen, kommt die Familie Wang sogar auf eine Dreiviertel-Mehrheit von 76 Prozent. Dabei hatten die Chinesen lange um die Übernahme gebangt und die Mindestannahmeschwelle deshalb auf 36 Prozent gesenkt. Doch ganz am Ende gab der bei Grammer ungeliebte zweite Großaktionär, die bosnische Unternehmerfamilie Hastor, klein bei und diente sein 19-prozentiges Paket fast vollständig an.

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Die restlichen Aktionäre des Spezialisten für Lastwagen- und Zug-Sitze sowie Innenraum-Ausstattung von Autos haben nach dem Erfolg des Offerts nun noch einmal zwei Wochen bis zum 23. August Zeit, ihre Anteile zu 60 Euro zu verkaufen. Die deutsche Regierung hatte die geplante Übernahme bereits durchgewinkt.

Die Helfer, die zu Eigentümern wurden

Der Grammer-Vorstand hatte Ningbo Jifeng zu Hilfe geholt, um die Hastors abzuwimmeln, die massiven Druck auf das Unternehmen und sein Management ausübten. Die Chinesen stiegen zunächst mit 25 Prozent bei Grammer ein, legten aber Ende Mai ein Kaufangebot für das ganze Unternehmen vor und gaben weitreichende Garantien. Hastor bezeichnete das Offert als zu niedrig und liebäugelte selbst damit, aufzustocken. Doch am Mittwoch teilte die Hastor-Investmentgesellschaft Cascade mit, sie habe ihr Paket bis auf einen kleinen Rest angedient. Damit dürfte der aktivistische Aktionär rund 70 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet haben.

Die Hastor-Firma Prevent streitet derzeit mit der Gewerkschaft IG Metall um die Schließung eines Werks und eine Stellenabbau beim Motorblock-Hersteller Neue Halberg Guss. Auch mit Volkswagen und anderen großen Autobauern ist sie in Clinch. (reuters/apa/red)

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