Wegen Industriekonjunktur : Chinas Börsenhandel nach massiven Einbrüchen gestoppt

Nach einem Einbruch von mehr als sieben Prozent an Chinas Börsen ist der Aktienhandel am Montag für den Rest des Tages ausgesetzt worden. Gleich am ersten Tag seiner Einführung kam damit ein neuer Sicherungsmechanismus zum Zuge, der zu große Schwankungen an Chinas Aktienmärkten verhindern soll. Auch andere asiatische Börsen, wie die Börse in Tokio, gaben deutlich nach.

Der Industrie in China geht es immer schlechter

Nach der Berg- und Talfahrt im vergangenen Jahr hatten Chinas Aufsichtsbehörden den Schutzmechanismus eingeführt. Bei Schwankungen um mehr als fünf Prozent wird der Handel für 15 Minuten ausgesetzt, während bei mehr als sieben Prozent eine Schließung für den Rest des Tages verfügt wird. So folgte am Montag auf die erste 15-minütige Unterbrechung die völlig Aussetzung, als die Kurse weiter nachgaben.

Der schlechte Start ins neue Jahr in China folgte auf die Nachricht von einem unerwartet starken Rückgang der Industrieaktivitäten im Dezember, der darauf hindeutet, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft weiter an Schwung verliert. So fiel der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins "Caixin" von 48,6 auf 48,2 Punkte.

Der Wert liegt den zehnten Monat in Folge unter der Grenze von 50, was auf einen Rückgang der industriellen Fertigung hindeutet. Analysten hatten eigentlich eine Beruhigung der Lage erwartet. Der Index, der besonders die Stimmung in den Chefetagen kleiner und mittelgroßer privater Industrieunternehmen berücksichtigt, ist damit in sieben der vergangenen acht Monate rückläufig. Offenbar trennen sich derzeit viele Anleger von ihren Papieren, weil sie davon ausgehen, dass die Großinvestoren dies nach Fristende ebenfalls tun.

Sichtbar wird die Situation der Industrie unter anderem bei den Stahlbetrieben des Landes. Die großen chinesischen Stahlkonzerne haben allein 2015 rund vier Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet - und eine Erholung ist weiter nicht in Sicht. Branchenexperten erwarten die Schließung zahlreicher Stahlwerke.

Abbruch des Handels könnte Panik nochmals verstärkt haben

Der vorzeitige Handelsabbruch am chinesischen Aktienmarkt hat unter den Anlegern am Montag Ängste vor weiteren Börsen-Turbulenzen in der Volksrepublik geschürt. David Dai von Nanhai Fund Management geht davon aus, dass die Märkte ohne die Notbremse nicht so stark gefallen wären.

Nach einem deutlichen Einbruch des Leitindex CSI300 war der Handel bei einem Abschlag von sieben Prozent automatisch beendet worden. Dieser Stopp-Mechanismus, der erstmals zum Zuge kam, sieht vor, den Handel für 15 Minuten zu stoppen, wenn die Indizes um mehr als fünf Prozent schwanken. Sollte sich der Ausschlag danach auf sieben Prozent summieren, wird er für den Rest des Tages ausgesetzt.

Aktienhändler: Dieses Werkzeug muss man über Bord werfen

Die Tatsache, dass dieser Mechanismus in Gang gesetzt worden sei, scheine die Panik am Markt noch einmal verstärkt zu haben, sagte Gu Yongtao Cinda Securities. "Die Liquidität am Markt war plötzlich verschwunden und das hat zuvor noch niemand erlebt." Laut Dai von Nanhai Fund Management sollte diese Art Notbremse über Bord geworfen oder zumindest modifiziert werden.

Im Kampf gegen den 40-prozentigen Kurssturz im vergangenen Sommer hatten die chinesischen Behörden eine ganze Reihe von Maßnahmen eingeführt, um weitere Crashs dieser Art zu verhindern. Dazu zählte auch ein halbjähriges Aktien-Verkaufsverbots für Großaktionäre. Der bevorstehende Ablauf dieses Verkaufs-Verbots sorgte neben schwachen Daten aus der chinesischen Industrie Experten zufolge für große Verunsicherung.(reuters/apa/red)