Personalia : Chief Restructuring Officers als Interims-CEOs

Unternehmen reagieren auf diese veränderte Bedeutung und beschäftigen verstärkt von sich aus CROs. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Anbieter zu. In diesem Umfeld höherer Anforderungen auf Kundenseite und härterem Wettbewerb auf Anbieterseite ist es wichtig, das Anforderungsprofil des CRO zu schärfen. Zu diesem Ergebnis kommen die Roland Berger Strategy Consultants in der Studie „CRO – Firmenretter mit neuem Profil: Bedeutung, Persönlichkeit und Rolle des Chief Restructuring Officer bei der unternehmerischen Restrukturierung“.

Die Umfrage erbrachte eine zentrale Erkenntnis: „Während CROs früher hauptsächlich für die Sanierung von Unternehmen eingesetzt wurden, transformieren sie Unternehmen heute rechtzeitig, so dass erst gar keine Rettung notwendig wird“, sagt Matthias Holzamer, Experte für Restrukturierung im Wiener Büro von Roland Berger. 79,6 Prozent der für die Studie Befragten geben an, dass die Einsätze in den vergangenen zehn Jahren zugenommen haben. 57,1 Prozent gehen davon aus, dass dieser Trend anhält. „Das liegt aber nicht daran, dass mehr Unternehmen von Insolvenz bedroht sind“, sagt Holzamer, „sondern daran, dass der Einsatzbereich des CRO umfangreicher geworden ist: Es geht um mehr als kurzfristige Bilanzkosmetik. Die Auftraggeber erwarten eine Neuausrichtung mit einem unternehmerischen Ansatz – eine unternehmerische Restrukturierung.“

Die Restrukturierungspraktiker erachten es mehrheitlich für sinnvoll, wenn der CRO bereits bei der Mitgestaltung des Rettungsplans zum Einsatz kommt. Das betont auch Holzamer: „Ein unternehmerisch agierender CRO gestaltet das Konzept mit, stellt die Umsetzung sicher und nimmt die wichtigen Stakeholder sowie die Mitarbeiter auf dem Weg mit. Er muss möglichst frühzeitig engagiert werden, damit er dieser Rolle nachkommen kann.“

CRO denkt unternehmerisch

Veränderte Anforderungen bedeuten auch Anpassungsbedarf hinsichtlich der Rolle des CRO. Im Mittelpunkt seiner Bemühungen steht der gesunde Teil des Unternehmens und die Frage, wie dieser wieder wettbewerbsfähig gemacht werden kann. Um diese Frage zu beantworten muss der CRO das gesamte Spektrum unternehmerischer Aufgaben beherrschen. Dazu gehören unter anderem Finanzierung, Kostensenkungen, Change- und Stakeholder Management. Zusätzlich soll er verkrustete Strukturen aufbrechen und einen positiven Impuls in die Unternehmenskultur senden.

Auf diese Weise wird der CRO zum Kurzzeit-CEO. „Der CRO bewegt sich heute mehr denn je im Kreuzfeuer verschiedener Interessen“, sagt Holzamer. „Gleichzeitig wird er durch die gestiegenen Anforderungen zum Manager in Zeiten des Umbruchs, der die komplette Verantwortung für die Transformation übernimmt. Dafür braucht er Persönlichkeit und ein modernes Instrumentarium an geeigneten Methoden.“

Damit der Einsatz des CRO zum Erfolg führt, sollten die Auftraggeber im Vorfeld klare Kriterien formulieren, an denen sich sein Wirken messen lässt. Die Restrukturierung-Praktiker weisen darauf hin, dass nicht immer der komplette Turnaround vollzogen werden muss, auch wenn Öffentlichkeit und Mitarbeiter das häufig erwarten. Je nach Ausgangssituation können auch Schadensbegrenzung, die Herstellung von Transparenz oder die Umsetzung eines geordneten Rückzugs als Erfolg angepeilt werden. Wichtig ist auch ein klares Exit-Szenario für den CRO. Viele Befragte äußerten, dass der Einsatz eines CRO idealerweise dann ende, wenn er sich selbst überflüssig gemacht hat und Management und Mitarbeiter des Unternehmens die neuen Prozesse eigenständig fortführen können.