Bahnindustrie : Bombardier streicht hunderte Arbeitsplätze in der Schweiz

Der kanadische Konzern Bombardier baut in der Schweiz etwa 650 Arbeitsplätze ab. Rund drei Viertel dieser Jobs entfallen auf temporäre Stellen. Der Abbau soll schrittweise in den Jahren 2017 und 2018 erfolgen.

Durch den Abbau sollen administrative und nicht produktionsbezogene Bereiche verschlankt werden, wie der Konzern mitteilt. Zudem will Bombardier seine Standorte spezialisieren, um Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern.

Betroffen seien alle Standorte in der Schweiz. Wie viele der Einschnitte in der Bahnsparte und in der Flugzeugsparte passieren, ist unklar. Insgesamt arbeiten bei Bombardier in der Schweiz rund 1.000 Menschen an den Standorten Zürich, Villeneuve, Winterthur und Oberwil. Die Standorte Zürich und Villeneuve sollen als Entwicklungs- bzw. Produktionsstandorte erhalten bleiben, aber neu ausgerichtet werden, so der Konzern.

Wie mehrfach berichtet führt der kanadische Flugzeugbauer und Zughersteller derzeit eine weltweite Umstrukturierung durch. Im letzten Jahr kündigte Bombardier einen Abbau von weltweit 7.500 Stellen bis Ende 2018 an. Das Werk von Bombardier in Wien ist offenbar von den Kürzungen nicht betroffen.

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Abbau betrifft vor allem Werke in Zürich und Villeneuve sowie zeitlich befristete Jobs

Laut der Gewerkschaft Unia ist der Standort Villeneuve besonders vom Stellenabbau betroffen. Die Gewerkschaft bezieht sich dabei auf Informationen, die Bombardier am Donnerstag seinen Sozialpartnern gegeben hat. In Villeneuve seien rund 30 feste Stellen betroffen, sagte die Gewerkschaftssekretärin der Unia Waadt, Isabelle Smekens, der Nachrichtenagentur sda. Am waadtländischen Standort gingen zudem zahlreiche temporäre Stellen verloren.

Harte Kritik von der Gewerkschaft

Die Unia sieht außerdem einen Zusammenhang mit dem Großauftrag der SBB, den Bombardier kürzlich abgeschlossen hat. Bombardier baue jetzt all diese Stellen ab, sagt Lorenz Keller, Mediensprecher der Unia: "Es liegt auf der Hand, dass sie hier hauptsächlich auf Temporäre gesetzt haben. Jetzt stehen sie in der Pflicht auch für diese Mitarbeitenden eine Lösung zu finden."

Vergabe von öffentlichen Aufträgen ändern

Die Gewerkschaft Syna forderte, die Vergabepraxis für öffentliche Großaufträge in der Schweiz zu ändern: Ohne nachhaltige Standort- und Arbeitsplatzgarantien sollten "rücksichtslose" Unternehmen wie Bombardier nicht mehr berücksichtigt werden, teilte die Gewerkschaft mit.

Die Unia, der Verband Angestellte Schweiz und Syna kündigten an, sich für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze einzusetzen. Die Konsultationsphase von Bombardier mit seinen Sozialpartnern beginnt am heutigen Freitag.

Viel Geld vom Staat für das Werk in Villeneuve - trotzdem großteils befristete Verträge

Als "sehr schlechte Nachricht" nahm der Waadtländer Wirtschaftsdirektor Philippe Leuba (FDP) die Ankündigung von Bombardier auf. Er will demnächst mit der Unternehmensleitung das Gespräch suchen.

Der größte Teil der betroffenen Angestellten im Werk von Villeneuve sei befristet angestellt. "Wir bedauern den Verlust der Stellen", sagte Leuba. Die Unterstützung der Waadtländer Regierung für Bombardier gegen die Konkurrenten Stadler Rail und Siemens bedaure er hingegen nicht. Ohne den Auftrag gäbe es heute gar kein Werk mehr in Villeneuve. (red/sda/apa)