Ausblick : Beltrame-Stahlwerk Gerlafingen mit deutlichen Einbußen

Das Unternehmen hat ursprünglich einen operativen Gewinn von 21,7 Millionen Franken eingeplant, musste die Berechnungen aber auf 8,2 Millionen Franken revidieren. Das Stahlwerk sei aber nicht von einer Schließung bedroht, da es fest in den Konzern eingebunden ist, so Daniel Aebli, operativer Chef des Stahlwerks Gerlafingen. Es geht darum, die Kosten weiter zu reduzieren, ohne weitere Stellen abzubauen, sagte er dem Oltnertagblatt.

"Betriebsgewinn absolut ungenügend"

Er kämpfe demnach nicht täglich ums Überleben, aber der Wettbewerb sei hart. Die Führung des Stahlwerks sei aber eine sinnvolle Aufgabe, so der Werksleiter. Die Restrukturierung sei weitgehend umgesetzt, insgesamt musste man 28 Arbeitsplätze streichen. "Solche Maßnahmen bereiten niemandem Freude. Insbesondere deshalb nicht, weil wir eigentlich die Produktion und die Ertragskraft im laufenden Jahr steigern wollten", so Aebli. Der nun angepeilte Betriebsgewinn von 8,2 Millionen Franken - budgetiert waren ursprünglich 21,7 Millionen - sei "für ein Unternehmen unserer Größe absolut ungenügend. Um Ersatzinvestitionen, Zinsendienst und Aufbau einer Reserve finanzieren zu können, brauchen wir einen operativen Gewinn von 15 bis 20 Millionen Franken."

Obwohl der Umsatzanteil des vorab in der Schweiz verkauften Baustahls bei rund 80 Prozent liege, habe der starke Franken stark durchgeschlagen, die die europäische Konkurrenz in Euro produziert. "Deshalb mussten wir unseren Kunden in der Schweiz ab sofort einen Eurorabatt in der Höhe der Wechselkursdifferenz gewähren. Ansonsten hätten wir im Betonstahlbereich keine Tonne mehr verkauft, der Stahl wäre bei europäischen Stahlwerken bestellt worden. Diese leiden unter Überkapazitäten – beispielsweise wird im zehnmal größeren Frankreich weniger Baustahl verarbeitet als in der Schweiz", erklärt Aebli. Hinzu komme, dass die chinesischen Stahlwerke, wo die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion erfolge, vermehrt auf den europäischen Markt drängten. Der Druck auf den europäischen Stahlmarkt nehme deshalb zu.

Kein weiterer Personalabbau

Eine weitere Senkung des Personalbestandes sei allerdings unmöglich, "wenn dieselbe Leistung erwirtschaftet werden soll", so der Werksleiter. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten 356.000 Tonnen Bau- und Profilstahl produziert, budgetiert wären 377.000 Tonnen gewesen. "Immerhin aber haben wir das Vorjahresniveau erreicht. Das heißt, die Nachfrage ist da, aber wir mussten im ersten Quartal während einigen Tagen mangels Schrottmaterial die Produktion einstellen respektive das Stahlwerk abstellen", erklärt Aebli.

Die gesamte Beltrame Gruppe, die Besitzerin des Stahlwerkes Gerlafingen, habe hingegen in den ersten sechs Monaten 1,2 Millionen Tonnen Stahl gefertigt und 40 Millionen Euro Betriebsgewinn erzielt. "Damit liegt man auf Konzernebene in allen Bereichen auf oder über Budgetkurs. Alle Werke sind gut unterwegs, die Herausforderung für Beltrame ist ganz klar der Standort Gerlafingen."

Aebli rechnet darüber hinaus mit einem Rückgang in der Bauwirtschaft, womit man aber mit Investitionen reagierte: "In der Schweiz werden jährlich gegen eine Million Tonnen Baustahl verarbeitet, und wir sind mit einem Anteil von fast 50 Prozent Marktführer. Wenn also die Nachfrage um fünf Prozent sinkt, ist das Marktvolumen immer noch sehr groß. Um das Klumpenrisiko zu reduzieren, haben wir ferner für 180 Millionen Franken in ein neues Walzwerk investiert, um den Anteil des Stabstahls am gesamten Volumen zu erhöhen. Da setzen wir Hoffnungen in eine konjunkturelle Erholung in Europa, was uns für Stabstähle und Träger neue Absatzchancen eröffnet. Ziel ist es, die vor zwei Jahren auf den Einschichtbetrieb zurückgefahrene Profilstahlproduktion wieder in einen Mehrschichtbetrieb zu überführen. Das Walzwerk kann einschichtig nicht rentabel genug betrieben werden", so der Werksleiter.