Zulieferindustrie : Autozulieferer sehen Gefahr von Jobverlusten - zugunsten Chinas

Die europäische Autozulieferer- Industrie sieht sich durch den Ausbau der Elektromobilität unter Druck und befürchtet eine Abwanderung von Stellen nach China. "Wir brauchen eine vernünftige Übergangszeit, um unseren chinesischen Freunden keine unerwünschten Geschenke zu machen", sagte der Präsident des europäischen Zuliefererverbandes (Clepa), Roberto Vavassori, auf der Automesse IAA.

Die eigentliche Strategie Chinas

Tatsächlich macht Peking gerade enorm Druck bei der Einführung von verpflichtenden Quoten für Elektroautos. China ist der größte Automarkt der Welt. Entsprechend groß ist der Absatz in diesem Land für europäische und vor allem deutsche Autobauer - und damit auch ihre österreichischen Zulieferer. China möchte kompletten Abschied vom Verbrennungsmotor >>

Dabei drängt sich im Hinblick auf die offizielle chinesische Linie der Eindruck auf, dass es hier um weit mehr geht als nur um eine Senkung des Kohlendioxids in den Städten - während außerhalb weiterhin unzählige Kohlekraftwerke und Atommeiler brummen, um den Strom für die Elektroautos zu generieren.

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Peking habe erkannt, dass der technologische Vorsprung des Westens beim Verbrennungsmotor nicht aufzuholen sei, sagen Beobachter zu der eigentlichen Strategie dahinter - während das Spiel bei den technisch einfacheren Elektromotoren noch völlig offen sei. Oder in manchen Bereichen sogar schon von China entschieden - zu eigenen Gunsten.

Zum Beispiel bei den Kosten für die Autobatterien. Für jedes in Europa gebaute Auto zahlten die europäischen Autohersteller schätzungsweise 4.000 bis 7.000 Euro nach China, heißt es beim Branchenverband Clepa. Ein überstürzter Ansturm auf Elektroautos würde das Geschäft China überlassen, das zusammen mit Südkorea und Japan die Batterieproduktion für solche Fahrzeuge dominiere. Aktuell dazu: VW zu Batteriezellen: Europäer sollen Produktion zusammenlegen >>

Bosch: Eine einseitige Debatte

Der Fachverband forderte die Autohersteller und die Politik dazu auf, auch andere Wege zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen wie effizientere Verbrennungsmotoren und synthetische Kraftstoffe in Erwägung zu ziehen.

"Das Problem ist die Einseitigkeit der Debatte", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Bosch verbessere den Verbrennungsmotor und erforsche auch synthetische Kraftstoffe, die den Vorteil hätten, vorhandene Tankstellen und Motoren nutzen zu können. "Das ist ein schnellerer Weg, um die globale Erwärmung zu begrenzen", sagte er. "Wir machen das neben Elektrofahrzeugen." Denner äußert sich nicht als Einziger dahingehend: VW-Vorstand: Debatte um Diesel basiert nicht immer auf Tatsachen >>

In Europa arbeiten fünf Millionen Menschen bei Autozulieferern

In der europäischen Zulieferindustrie arbeiten nach Angaben des Verbandes rund fünf Millionen Menschen, für sie geht es daher um viel. Vavassori zufolge hinkt Europa bei der Produktion von Sensoren und Mikrochips sowie von Batterien zurück. Angesichts der geopolitischen Instabilität sei es aber ein Risiko, sich auf chinesische Lieferungen zu verlassen. "Für die Fahrzeuge der Zukunft brauchen wir eine Produktion in Europa oder wir gefährden ganz Europa", warnte er.

Angesichts der Dieselkrise und drohender Fahrverbote wollen die Autobauer ihr Angebot an E-Mobilen in den nächsten Jahren deutlich ausweiten. Um den enormen Bedarf an Batterien für die steigende Zahl an Elektroautos zu decken, müssen die Kapazitäten aber weltweit drastisch erhöht werden. (reuters/apa/red)

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