Innogy-Deal : Atomkraftkonzern RWE setzt jetzt auf Ökostrom - Anteil an der Kelag bleibt wichtig

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Der lange Zeit auf Atom-und Kohlekraftwerke fokussierte deutsche Energiekonzern RWE will sich nach dem Innogy-Deal schrittweise über die nächsten Jahrzehnte zu einem reinen Ökostromerzeuger wandeln. "2040 wird RWE zu 100 Prozent klimaneutral sein", sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz auf einer Pressekonferenz in Essen.

Pro Jahr werde der Konzern netto rund 1,5 Mrd. Euro in den Ausbau des Geschäfts mit erneuerbarer Energie und Speicher investieren. Gemeinsam mit Partnern könnten daraus zwei bis drei Milliarden werden. Neben Europa hat der Konzern insbesondere den US-Markt im Visier.

Kärntner Kelag betroffen

RWE hatte seine bisherige Ökostromtochter Innogy, zu der auch eine große Beteiligung am Kärntner Stromunternehmen Kelag zählte, zerschlagen und neu aufgeteilt: Das Vertriebs- und Netzgeschäft stieß der Versorger an den Rivalen Eon ab, an dem RWE nun mit knapp 17 Prozent beteiligt ist.

RWE übernahm zudem das Ökostromgeschäft von Innogy und das von Eon. Die Essener steigen damit zu einem der größten Erzeuger Erneuerbarer Energie in Europa auf. Durch die Transaktion könne der Konzern rein rechnerisch seine operative Ertragskraft, das EBITDA, auf über drei Milliarden Euro verdoppeln, sagte Finanzchef Markus Krebber. Die Dividende solle mindestens auf dem jetzigen Niveau bleiben und langfristig leicht steigen.

"Heute beginnt die Ära der neuen RWE", betonte Schmitz. RWE werde zu einem der weltweit größten Anbieter von Ökostrom. Die Klimaneutralität solle in mehreren Schritten erreicht werden. Nach dem bis 2038 in Deutschland geplanten Kohleausstieg müssten auch noch die Gaskraftwerke zu 100 Prozent mit "grünem Gas" betrieben werden. Daher sei das Ziel 2040 ambitioniert. "Damit gehen wir weit über das hinaus, was nationale und internationale Klimaschutzziele verlangen. Wir gehen auch weit darüber hinaus, was sich andere Industrieunternehmen auf die Fahnen geschrieben haben."

RWE wird größter Einzelaktionär des Rivalen Eon

Durch den Innogy-Deal wird RWE mit einem Schlag zum größten Einzelaktionär von Eon. Das Paket mit einem Wert von knapp vier Milliarden Euro sei eine reine Finanzbeteiligung, sagte Finanzchef Krebber. RWE könne es für größere Projekte versilbern. Dauerhaft behalten wolle man es nicht. Es gebe aber derzeit keine Pläne, die Beteiligung signifikant zu verringern.

Wie signifikant sich RWE veränderte, werde sich in der Ergebnisverteilung widerspiegeln, hieß es laut Redetext. Künftig kämen nur noch 20 Prozent aus dem konventionellen Bereich. Dreimal so viel, also rund 60 Prozent, würden im Geschäft mit Erneuerbaren Energien erwirtschaftet. 10 Prozent steuere der Energiehandel bei. "Die restlichen 10 Prozent resultieren aus unseren Finanzbeteiligungen. Dazu gehören Amprion, Kelag und als größte Eon, eine reine Finanzbeteiligung. Sie eröffnet uns mittelfristig zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für größere Projekte, die auf unsere Strategie einzahlen."

"Beteiligung an Kelag bleibt von strategischer Bedeutung"

Die Beteiligung an Kelag und Amprion sei von strategischer Bedeutung, hieß es laut Reuters. 12,85 Prozent an der Kelag werden direkt gehalten, zu 49 Prozent ist man an der Kärntner Energieholding (KEH) beteiligt (das Land Kärnten mit 51 Prozent), der wiederum mit 51,07 Prozent die Mehrheit der Kelag gehört, wie auch aus einem Kelag-Organigramm hervorgeht. Mit 35,17 Prozent ist der Verbund bei der Kelag an Bord, 0,91 Prozent sind Städten/Streubesitz zuzurechnen. (reuters/apa/red)