VW-Skandal : Abgastests sollten gar nicht die Realität abbilden

Der CO2-Ausstoß von Pkw ist teilweise um fast 50 Prozent höher als im Typenschein eingetragen, ergab eine Prüfung des Umweltbundesamtes. So liege sie etwa beim beliebten VW Golf VII 1,6 TDI um über 40 Prozent über den Behördenangaben. Für Werner Tober vom Institut für Fahrzeugantriebe an der TU Wien nicht verwunderlich, denn bei der Testentwicklung war die "Wiedergabe der Realität nicht das Ziel".

Automobilimporteure: Testergebnisse entsprechen nicht der Realität

Abweichungen zwischen Tests und dem tatsächlichen Ausstoß gibt auch der Arbeitskreis der Automobilimporteure offen zu. Der Arbeitskreis der Automobilimporteure fordert, dass die Pkw-Hersteller aus der Pflicht entlassen werden, wenn die Autos weit mehr Sprit verbrauchen als offiziell angegeben wird. Begründung: Die Normverbrauchsangaben sind das Ergebnis des gesetzlich vorgeschriebener Tests.

Tatsache sei, dass die Testergebnisse nicht der Realität entsprechen, so Felix Clary, Sprecher der Importeure. 60 Prozent der VW-Händler befinden sich im Besitz des Wolfsburger Autokonzerns.

Umweltbundesamt: Kluft zwischen Tests und Realität wächst

Dass es einen Unterschied zwischen Prüfkriterien und dem Alltagsfahrverhalten gebe, sei seit dem Jahr 2000 zu beobachten, sagt Günther Lichtbau vom Umweltbundesamt. Damals sei die Motorsteuerungen immer komplexer geworden. Dadurch war es einfacher, sie auf den realitätsfremden Prüfmodus einzustellen, der eben nur unter Laborbedingungen läuft.

Konkret sei die Kluft bis zum Jahr 2013 um 27 Prozent angewachsen. Wird nicht gehandelt, dann erhöhe sich die Differenz zwischen Versprechen und Wirklichkeit bis 2020 auf 48 Prozent. AK-Expertin Sylivia Leodolter erinnerte in diesem Zusammenhang heute bei einem Symposium der Arbeiterkammer (AK) zu den Abgaswerten daran, dass die Autolobby für Interessensvertretung in Brüssel jährlich mehr als 18 Mio. Euro ausgeben würde.

"Trotz neuer EU-Abgasnormen hat es bei den realen Diesel-Pkw-Emissionen in den letzten zehn Jahren keinen nennenswerten Rückgang gegeben", so Leodolter beim AK-Symposium. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) spricht von einem "multiplen Kontrollversagen der Zulassungsbehörden in den zuständigen EU-Staaten", so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Sie fordert unter anderem unabhängige Zulassungsstellen. (apa/red)