Beleuchtungsindustrie : Zumtobel kann sich trotz Rückgängen in der Gewinnzone halten

Der Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel hat zwar in der Coronakrise viel Umsatz verloren, ist aber für die Zeit danach optimistisch. Reformen in den Jahren vor der Krise würden nun Früchte tragen, sagt Firmenchef Alfred Felder. Denn der Gewinn habe sich zwar im ersten Halbjahr (Mai bis Oktober 2020) halbiert, das Unternehmen sei aber deutlich in den schwarzen Zahlen geblieben, obwohl der Umsatz um 88 Mio. Euro zurückgegangen ist.

"Das macht uns stolz und auch zuversichtlich", so Felder im Gespräch mit der APA. Er rechnet nächstes Jahr wieder mit Wachstum, "weil wir die Weichen so gut gestellt haben". Jedenfalls erwarte er, auch im zweiten Halbjahr des schiefen Geschäftsjahres in den schwarzen Zahlen zu bleiben.

Digitalisierung brachte mehr Kundennähe und Schub für neue Lösungen

Zumtobel hat wie viele andere Unternehmen auch in der Pandemie auf die Digitalisierung des Geschäfts gesetzt. Im Verkauf habe sich gezeigt, dass die High-Tech-Präsentation von Angeboten und die Kundeneinschulungen in der virtuellen Welt so gut angekommen sind, dass manche Kunden auch jetzt, wo sie reisen dürften, sagen: 'Ihr braucht nicht kommen'. Die Anzahl der Angebote an Kunden sei um 30 Prozent gestiegen, allerdings sei die Abschlussquote derzeit nicht so hoch wie früher, weil viele Kunden weniger Geld für Investitionen haben. In Summe gebe es große Effizienzgewinne: "Sie sind sehr viel schneller in der Interaktion mit Kunden, Sie verbringen weniger Zeit mit Reisen und Sie sparen Kosten", fasst Felder zusammen. Er geht davon aus, dass die Reisetätigkeit in Zukunft stark abnehmen wird.

Auch in der Produktpalette setzt Zumtobel stark auf Digitalisierung. Das geht auf der einen Seite darum, mit den LED-Leuchten dem Sonnenlicht im Tagesverlauf möglichst nahe zu kommen. Auf der anderen Seite werden die Lichtsysteme in Geschäften dank Sensoren so gebaut, dass die Licht-Infrastruktur genutzt werden kann, um neue Lösungen anzubieten, etwa in Supermärkten. Dazu gehöre einerseits Verkaufsförderung über Lichtmodulation und andererseits die Erfassung von Kundenverhalten über Sensoren. Zumtobel bietet auch die dafür nötige Software, dazu habe das Unternehmen in Portugal eine Tochterfirma mit 50 Software-Spezialisten, so Felder.

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Deutliche Auswirkungen der Coronakrise

Stark gelitten hat Zumtobel im März und April als die Grenzen geschlossen waren und Aufträge ausblieben bzw. Lieferungen zurückgeschickt wurden, weil die Baustellen nicht besetzt waren. Das habe bis in den Juni zu starken Umsatzverlusten geführt. In den Monaten danach, als Länder wie Italien und Frankreich, die massiv im Lockdown waren, "wieder aus den Höhlen gekommen sind", habe es wieder einen konstanten Umsatzanstieg gegeben, auch wenn die Vorjahreszahlen noch nicht erreicht wurden.

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Besonders hart trifft Zumtobel der wirtschaftliche Niedergang in Großbritannien. Die Baukonjunktur in diesem für Zumtobel wichtigen Markt ist heuer um 18 Prozent zurückgegangen, während es in Österreich zum Vergleich nur ein Minus von 5 Prozent gab. Was davon vom Brexit ausgelöst wurde und was von Corona, lasse sich nicht so leicht auseinanderhalten.

Auf einen harten Brexit vorbereitet

Zumtobel sei aber jedenfalls sowohl für eine harten Brexit mit Zöllen als auch für eine Lösung mit einem Abkommen gerüstet. Sollte es zu einem harten Brexit kommen, werde man die Produktion in Nordengland für den britischen Markt nutzen und bisher von dort in die EU exportierte Produkte nach Möglichkeit am Kontinent erzeugen.

Einen konkreten Ausblick (Guidance) auf das laufende Geschäftsjahr 2020/21 gibt es nicht, aber der Vorstand sehe die Gruppe "als robust genug aufgestellt, um gut durch die aktuelle Wirtschaftskrise zu kommen", heißt es. Die Unternehmensstrategie werde gerade an die neuen Wirtschaftsbedingungen angepasst.

In den sechs Monaten von Mai bis Oktober 2020 ist der Umsatz um 14,6 Prozent auf 515,4 Mio. Euro zurückgegangen. Das Periodenergebnis fiel zugleich um 46 Prozent von 24,7 auf 13,3 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote lag zum 31. Oktober 2020 bei 28,4 Prozent. (apa/red)