Standort Texas : Wirbelsturm "Harvey": Für Texas ist das Schlimmste noch nicht vorbei

Für den Wiederaufbau nach dem Tropensturm "Harvey" braucht Texas womöglich weit mehr als 125 Milliarden Dollar (105 Milliarden Euro) von der US-Regierung. Die Summe, die 2005 New Orleans nach dem Hurrikan "Katrina" zur Verfügung gestellt wurde, werde vermutlich nicht ausreichen, sagte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott. Das überschwemmte Gebiet sei größer als das vor zwölf Jahren.

Wegen der Fluten im Großraum Houston droht nun eine Chemie-Fabrik zu explodieren. Laut Wetterbericht sollte sich das tropische Tiefdruckgebiet am Donnerstag Richtung Nordosten bewegen, Louisiana überqueren und ins Mississippi-Tal ziehen. Das nationale Hurrikan-Zentrum weitete seine Warnungen von der Küste von Texas und Louisiana aus auf Kentucky.

Große Konzerne auch aus Europa betroffen

Große europäische Konzerne sind im Bundesstaat mit riesigen Standorten präsent - vor allem aus der Erdölindustrie, aber auch Stahlkonzerne wie die Voestalpine oder chemiekonzerne wie BASF.

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Klimawandel kommt schneller und härter als prognostiziert

"Harvey" brachte tagelange sintflutartige Regenfälle über Texas. Es war der stärkste Hurrikan in Texas seit mehr als 50 Jahren. Mittlerweile wurde er zum Tropensturm herabgestuft und ist nach Louisiana weitergezogen. Allerdings warnte das Nationale Hurrikan-Zentrum, die "katastrophalen und lebensbedrohlichen Überschwemmungen" würden in und um Houston, Beaumont/Port Arthur und weiter östlich im Bundesstaat Louisiana den Rest der Woche anhalten.

"Was den Regen angeht, da ist das Schlimmste für den Südosten von Texas noch nicht vorüber", sagte Gouverneur Abbott. Er forderte, die Bundesregierung müsse für den Wiederaufbau von Texas' Golf-Region mehr Hilfen bereitstellen als bei früheren Wirbelstürmen.

Drastische Folgen für die USA

Die Folgen von "Harvey" sind bereits jetzt drastisch. Mindestens 35 Menschen kamen ums Leben, 17 weitere wurden im Bezirk Harris noch vermisst, in dem Houston liegt. Rund 32.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, viele verloren ihr Hab und Gut. Houston ist die viertgrößte Stadt der USA und ein wichtiger Energie-Standort. Die Metropol-Region ist mit rund 6,5 Millionen Bewohnern und einer Wirtschaft, die etwa so groß ist wie die von Argentinien, weitaus bedeutender als New Orleans.

Die Ölraffinerie in Port Arthur, die größte der USA, musste geschlossen werden, die Benzinpreise stiegen. In der Chemie-Fabrik in Crosby nahe Houston stehe in den Produktionshallen das Wasser fast zwei Meter hoch, teilte der Konzern Arkema mit. Dadurch seien die Kühlsysteme ausgefallen.

Wegen steigender Temperaturen werde damit gerechnet, dass es in den kommenden sechs Tagen zu einer massiven Detonation und einem Großfeuer kommen werde. Der dabei entstehende schwarze Qualm reize Haut, Augen und Lunge. In der Fabrik werden organische Peroxide unter anderem für Farben hergestellt. Die Behörden ordneten die Evakuierung des Gebietes an.

US-Präsident Donald Trump, der deutliche Steuersenkungen für Unternehmen in Aussicht stellte, versprach dabei auch Hilfen für die Opfer in Texas und Louisiana. (reuters/apa/red)