Ergebnisse : Wienerberger: Gewinn steigt, Aktienkurs sinkt

Der börsenotierte Baustoffkonzern Wienerberger hat im ersten Halbjahr 2016 bei stabilem Umsatz das Nettoergebnis auf 27,1 Mio. Euro gesteigert (nach 6 Mio. Euro). Am Ziel eines operativen EBITDA von 405 Mio. Euro im Gesamtjahr wird festgehalten - allerdings müsse man davon 10 Mio. Euro an negativen Währungseffekten wegrechnen, wie Konzernchef Heimo Scheuch betonte.

Im ersten Halbjahr hätten die Währungseffekte das Ergebnis um 5 Mio. Euro nach unten gedrückt, "für das ganze Jahr werden es ungefähr 10 Millionen sein", so Scheuch. "Das war nicht vorherzusehen. Wir hoffen, dass sich die Währungseffekte in diesem Bereich einpendeln."

Die Wienerberger-Aktie hat nach der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen im Laufe des Vormittags um 6,7 Prozent auf 13,975 Euro nachgegeben.

"Wir haben trotz der Turbulenzen in den einzelnen Märkten ein sehr ordentliches und gutes Ergebnis hinlegen können", sagte Scheuch. Der Umsatz blieb mit 1,469 Mrd. Euro praktisch stabil. Bereinigt um einmalige Währungseffekte habe es einen Anstieg um ein Prozent gegeben, sagte Scheuch. "Die negativen Währungseffekte haben den Umsatz mit fast 30 Millionen negativ beeinflusst."

Das operative EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ist im ersten Halbjahr um ein Prozent auf 178 Mio. Euro gesunken. Auch hier hätten sich die negativen Währungseinflüsse des englischen Pfund und des polnischen Zloty ausgewirkt. Organisch sei das operative EBITDA um 9 Prozent gewachsen.

Zu bedenken sei auch, dass man im Vergleichszeitraum des Vorjahres mehr Liegenschaften verkauft habe, nämlich um 15 Mio. Euro. Heuer habe man auf diese Weise nur 4 Mio. Euro erlöst. Der Cashflow aus dem Ergebnis sei um 10 Prozent auf 147 Mio. Euro gestiegen.

Das Geschäft in Westeuropa sei im ersten Halbjahr "etwas durchwachsener" gewesen und durch das Referendum in Großbritannien geprägt. "Diese Unsicherheit, was die Entscheidung betrifft und die weitere wirtschaftliche Entwicklung Englands, hat dazu geführt, dass es am englischen Markt zu einem Rückgang gekommen ist, was den Wohnungsneubau betrifft."

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Das habe man mit anderen Märkten in Westeuropa kompensieren können. In den Niederlanden wachse der Markt beim Wohnungsneubau, und Zuwächse gebe es auch in Deutschland und Frankreich bei den Ein- und Zweifamilienhäusern. Negativ sei hingegen die Entwicklung beim Wohnungsneubau in Belgien, sagte Scheuch. Etwas rückläufig seien in Westeuropa auch die Märkte in der Schweiz und in Italien, stabil oder leicht wachsend seien Österreich, Tschechien und die Slowakei.

"In Osteuropa ist es uns gelungen, in einem leicht wachsenden Markt starke Zuwachsraten zu erzielen, was den Umsatz betrifft", so Scheuch. Das operative EBITDA habe man um fast 50 Prozent gesteigert, da die Werke besser ausgelastet seien. Vor allem in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Polen seien die Absatzmengen gesteigert worden. "Der einzige Markt in dieser Großregion, der rückläufig war, war Russland im ersten Halbjahr, aber auch hier sehen wir, dass es in den letzten Monaten zu einer Bodenbildung gekommen ist, was den russischen Wohnungsneubau betrifft."

Der Wienerberger-Konzern hat derzeit 201 Fabriken, Werksschließungen werde es aus derzeitiger Sicht nicht geben, sagte Scheuch. In England sei der Markt etwas schwächer, daher reduziere man dort einzelne Schichten. "Da gibt es temporäre Anpassungen, die dazu führen, dass die Auslastung um ein paar Prozentpunkte sinkt." Die Folgen des Brexit-Referendums würden sich einpendeln. Großbritannien mache etwa ein Zehntel des Gesamtumsatzes von Wienerberger aus, sagte Finanzvorstand Willy Van Riet.

Mit einer Belebung der Märkte in Zentral- und Osteuropa im zweiten Halbjahr rechnet Scheuch nicht. "Polen ist im Regierungsumbildungsprozess im heurigen Jahr. Das führt dazu, dass alle lokalen und regionalen Stellen auch umbesetzt werden." Es werde mindestens ein Jahr dauern, bis sich die neuen Leute eingearbeitet hätten und wieder Normalbetrieb herrsche.

In Rumänien habe es eine "Riesenwelle der Antikorruption bei öffentlichen Aufträgen gegeben. Dieser Reinigungsprozess ist jetzt im Abklingen, und es wird noch einige Zeit dauern, bis sich neue Stabilität einstellt." Das neue Förderprogramm der EU werde aber in den nächsten Jahren bis 2020 nachhaltig zu einer Belebung führen. (apa/red)