Kraftwerkbau : Wiener Siemens-Standort leitet Großprojekt auf Malta

Siemens baut ein großes Gaskraftwerk auf Malta. Das neue Kraftwerk soll ab dem zweiten Halbjahr 2016 die Hälfte des maltesischen Strombedarfs decken. Das Gesamtauftragsvolumen beläuft sich auf 175 Millionen Euro.

Das neue Kraftwerk entsteht auf dem bestehenden Kraftwerksareal Delimara in der Nähe der Stadt Marsaxlokk im Südosten der Insel. Anfang 2015 begannen die Vorarbeiten. Dazu wurden 500 Bohrpfähle in den Untergrund eingebracht. Im Mai starteten die Fundamentierungsarbeiten und im September wurde mit der Montage der Abhitzedampferzeuger begonnen. Vor wenigen Tagen Ende November kamen schließlich erste Turbinen und Generatoren per Schiff.

Erstes Projekt unter Leitung des Wiener Kompetenzzentrums

Für Wien ist dieser Auftrag besonders bedeutend, denn hier bündelt Siemens die weltweite Kompetenz für industriellen Kraftwerkbau. Der Auftrag auf Malta ist das erste Projekt, das vom neuen Weltkompetenzzentrum geleitet wird.

"Siemens hat in Wien die weltweite Kompetenz für industrielle Kraftwerkslösungen in der Geschäftseinheit Industrial Power Plant Solutions, kurz IPPS, gebündelt", sagt Hermann Meyer, Leiter des IPPS-Weltkompetenzzentrums in Wien. Das Leistungsspektrum des Kompetenzzentrums umfasst Engineering, Lieferung, Montage und Inbetriebsetzung von schlüsselfertigen GuD-Kraftwerken auf der Basis von Industriegasturbinen zwischen 20 und 60 Megawatt.

"Das Kraftwerk in Malta ist das erste Projekt, das vom neuen Weltkompetenzzentrum geleitet wird. Es markiert für uns den Einstieg in den wachsenden Markt für industrielle Kraftwerkslösungen aus einer Hand", so Meyer weiter. Der Auftrag für ElectroGas Malta umfasst ein schlüsselfertiges Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerk mit einer Gesamtleistung von 205 Megawatt.

Schlüsselfertiges GuD-Kraftwerk mit einer Leistung von 205 Megawatt

Die Anlage umfasst drei SGT-800-Gasturbinen mit einer ISO- Leistung von je 50,5 Megawatt, drei Abhitzedampferzeuger und eine SST-900-Dampfturbine – insgesamt wird so eine Gesamtleistung von 205 Megawatt erzeugt. Dazu liefert Siemens sowohl die Leittechnik als auch zwei Transformatoren.

Wegen hoher Umgebungstemperaturen im Betrieb werden die Gasturbinen mit einer Kühlung des Luftansaugsystems ausgestattet. Die Kühlleistung wird aus der Gas-Rückumwandlungsanlage bezogen. Das Kraftwerk kann auch unter Teillast im optimalen Wirkungsgradbereich betrieben werden, das ist ein Vorteil der sich aus den kleineren Einheiten ergibt.

Malta setzt auf Flüssiggas

Die maltesische Regierung will die Stromproduktion für die Insel schrittweise von Öl auf den Energieträger Gas umstellen, der weniger Kohlendioxid ausstößt. Dazu installiert der Energieversorger ElectroGas Malta vor der Küste einen schwimmenden Speicher für flüssiges Erdgas, LNG, und errichtet eine Regasifizierungsanlage, die das Flüssiggas wieder in Gas umwandelt.

Siemens lobt seine Turbine

Bei dieser Gelegenheit macht Siemens auch Werbung für seine Industriegasturbine SGT-800. Diese habe einen hohen Wirkungsgrad bei niedrigen Emissionswerten, so der Hersteller. Die Turbine eigne sich für kommunale wie auch industrielle Stromerzeugung, für den Einsatz in Raffinerien und in der Öl- und Gasindustrie. Bisher konnte Siemens weltweit rund 250 Gasturbinen dieses Typs verkaufen. (red)