K1-Zentren : Wie Österreichs Blockchain-Forscher ihre Kräfte bündeln wollen

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Wer sich in Industriekreisen mit Blockchains beschäftigt, wähnt sich derzeit in guter Gesellschaft: Der Maschinenbauer Trumpf erforscht die Möglichkeiten, mit Blockchains einen Marktplatz für Technologiedaten zu schaffen, das Dresdner Startup Contractus erarbeitet mit Festo Konzepte für die Automatisierung von Industrie-Dienstleistungen. Auf eine rigorose Bündelung der Kräfte im Rahmen eines K1-Zentrums haben es jetzt österreichische Forscher abgesehen: "Wir sind im Endspurt der Antragstellung", erzählt TU-Forscher Benjamin Mörzinger. Er ist einer von rund zwei Dutzend Wissenschaftlern, die auf grünes Licht vom Fördergeber für das Mammutprojekt hoffen.

Erste Anlaufstelle für Blockchains

Erklärtes Ziel des geplanten "ABC Austrian Blockchain Centers": Einen heimischen "One-Stop-Shop" für Blockchain- und blockchain-nahe Technologien und Anwendungen für unter anderem den industriellen IOT-Bereich - aber auch andere Felder wie Finanzen, Energie oder Logistik - zu schaffen. "Wir wollen Anlaufstelle für internationale F&E-Projekte für Blockchain sein", heißt es im Konsortium.

Der wissenschaftliche Gesamtlead soll - so der Plan - beim Institut für Kryptoökonomie, WU Wien (Prof. Alfred Taudes) liegen. Inhaltlich gibt es klar umrissene Bereiche, in denen sich das Who is Who der Blockchain-Forschung finden soll:

1: Cryptography, Technology & Security

Lead: Dr. Weippl, SBA Research

Partner:

Prof. Rinderle-Ma, Uni Wien

Prof. Klas, Uni Wien

Prof. Maffei, TU Wien

Prof. Pietrzak, IST Austria

2: Cryptoeconomic Modelling & Blockchain Applications for Business

Lead: Dr. Voshmgir, Institut für Kryptoökonomie, WU Wien

Partner:

Prof. Michaelis, Uni Kassel

3: Emerging Industries & Blockchains in Manufacturing

Lead: FH-Prof. DI Dr. Fidler, Dr. Moser, FH St. Pölten

Partner:

Prof. Bleicher, DI Mörzinger, DI Raschendorfer, TU Wien

DI(FH) Helmut Loibl, FOTEC

Prof. Louca, University of Nicosia

Prof. Treiblmaier, MODUL University Vienna

4: Data Science Methods for Blockchain Analytics & Predictions

Lead:

Dr. Haslhofer, AIT

M. Tarasiewicz, RIATPartner:

Prof. Böhme, Uni Innsbruck

5: Legal and Political Implications

Lead: Prof. Kalss, WU Wien

Partner:

Prof. Blocher, Uni Kassel

Prof. Eberhard, WU Wien

Prof. Jeffrey Owens, WU Wien

Prof. Forgó, Uni Wien

Prof. von Wangenheim, Uni Kassel

Prof. Wendehorst, Uni Wien

Prof. Winner, WU Wien

Ziel der COMET Zentren (K1) ist der Aufbau und die Fokussierung von Kompetenzen durch exzellente kooperative Forschung mit mittel- bis langfristiger Perspektive, heißt es bei der FFG. COMET-Zentren würden sich durch ein an den strategischen Interessen von Wissenschaft und Wirtschaft orientiertes mehrjähriges Forschungsprogramm auszeichnen.

Sollen sich Forscher der WU Wien unter anderem mit volkswirtschaftlichen Implikationen, Spieltheorie und Bezahl- und Belohnungsmechanismen beschäftigen, wollen Forscher der TU Wien auch der Frage nachgehen, wie IOT-fähige Maschinen autonomer werden: "Das schließt auch ein, Fertigungsaufträge selbständig anzunehmen, als wären die Maschinen Entrepreneure", heißt es am Institut für Fertigungstechnik.

Arbeit an der digitalen Geldbörse

Neben OPC-UA und semantischen Datenbanken habe man zuletzt auch die Blockchain am Institut ins Repeortoire aufgenommen. "Das Thema beschäftigt Industriebetriebe, darauf reagieren wir gerne", erzählt TU-Mann Mörzinger. Er ist in Sachen Blockchain als durchaus begeisterungsfähig zu bezeichnen, war im Februar selbst bei einem Blockchain-Hackaton des Industrieautomatisierers Bosch mit von der Partie. Aus einem Netzwerk aus drei Maschinen programmierte er eine digitale Geldbörse für den Tausch von Assets.

Mörzinger hofft auf grünes Licht und die Zusammenarbeit mit so namhaften Kollegen wie Alfred Taudes und Shermin Voshmgir, Gründerin des Blockchain-Hubs in Berlin "sowie vielen anderen großen Blockchain-Forschern". Starttermin im Genehmigungsfall: April 2019.