Schiffbau : Werften in Pula und Rijeka: Die Krise beim kroatischen Schiffsbauer Uljanik spitzt sich zu

Unterdessen hat die Polizei in der Uljanik-Gruppe auch Ermittlungen wegen angeblichen finanziellen Machenschaften eingeleitet, wie die kroatischen Medien berichten. Die 4.500 Arbeiter, die wegen verspäteter Lohnauszahlungen gestreikt haben, haben am Freitag die Löhne für Juli bekommen und nach zehn Tagen den Streik in den beiden Werften beendet. Mit staatlichen Garantien konnte bei der kroatischen Postbank (HPB) Geld für die Löhne für Juli und auch für August bereitgestellt werden.

Trotzdem wird in den Werften mit Sorge in die Zukunft geblickt. Das Eingreifen der Regierung hat nur kurzfristig die Lohnsituation gelöst, die großen finanziellen Schwierigkeiten bleiben aber bestehen. In der Werft "3. Maj" in Rijeka konnte die Arbeit am Montag laut Medienberichten nicht wirklich aufgenommen werden: das Material für die Ausführung der bestehenden Aufträge ist nicht vorhanden, weswegen nur kleinere Arbeiten durchgeführt werden können, darüber hinaus ist seit einiger Zeit auch das Bankkonto des Unternehmens blockiert.

Ein von den Arbeitern gegründeter Krisenstab fordert, dass in erster Linie die Zulieferer bezahlt werden und Material gekauft wird. Außerdem wird die Bestellung eines Krisenvorstands für die Werft in Rijeka sowie ihre Abtrennung aus der Uljanik-Gruppe verlangt. Uljanik müsse auch umgehend ein Darlehen in der Höhe von umgerechnet 67 Mio. Euro zurückzahlen, lauten die Forderungen der rund 1.300 Beschäftigten aus Rijeka.

Auch für die Werft "Uljanik" in Pula, deren Bankkonto ebenfalls blockiert ist, fordern die Gewerkschaften einen Krisenvorstand, der sicherstellen soll, dass nicht alle Aufträge verloren gehen. Von den vier Aufträgen, die am Montag storniert wurden, ist ein Schiff bereits zu 70 Prozent fertiggestellt, dafür sucht man nun nach einer Lösung mit dem Kunden, berichteten die Medien.

Die gekündigten Aufträge bedeuten auch zusätzliche finanzielle Probleme: die Vorschusszahlungen für alle vier belaufen sich auf rund 30 Mio. Euro, wobei die Regierung staatliche Garantien von 28 Mio. Euro gegeben hat. Laut Wirtschaftsminister Darko Horvat will sich die Regierung darum bemühen, dass zwei der stornierten Schiffsbestellungen, für die es die größten staatlichen Garantien gab, dennoch ausgefertigt werden. Die staatlichen Garantien für Uljanik belaufen sich insgesamt auf 70 Mio. Euro, Finanzminister Zdravko Maric sieht eine große Wahrscheinlichkeit, dass sie auch eingelöst werden.

Als Lösung für die Werft in Pula wird ein Sanierungsprogramm gesehen, obwohl man damit laut Medien die Streichung von mindestens 600 Arbeitsstellen plant. In Pula arbeiten rund 3.770 Beschäftigte, davon sind etwa 2.600 fest angestellt. Das Sanierungsprogramm wurde Ende Juli der EU-Kommission zur Genehmigung vorgelegt, Antwort aus Brüssel gibt es noch keine. Mit einer ersten Reaktion wird am Freitag gerechnet, wenn Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager Zagreb besuchen soll. Der Staat soll den Plänen zufolge für die Sanierung des Schiffsbauers 352 Mio. Euro aufwenden.