Portrait : Was wurde eigentlich aus..: Georg Pachta-Reyhofen?

Sein Abschied erfolgte rasch und hatte sich abgezeichnet: Am 9. September vergangenen Jahres gab Georg Pachta-Reyhofen bekannt, dass er noch Ende desselben Monats als Vorstandssprecher der MAN SE zurücktreten werde. War er doch zuletzt ein Konzernchef ohne Reich. Denn seit der VW-Konzern die Bündelung seines Lkw-Geschäfts betrieb, das die Tochter MAN und die schwedische Nutzfahrzeugtochter Scania unter eine gemeinsame Nutzfahrzeugholding stellen sollte, zogen längst andere die Fäden. Nämlich VW-Nutzfahrzeugsvorstand Andreas Renschler sowie der Chef des MAN-Lkw-Geschäfts, Joachim Drees, der Pachta-Reyhofen dann auch als MAN-Vorstandschef beerbte. Dennoch ist Pachta-Reyhofen mehr als ein halbes Jahr später dem MAN-Konzern immer noch treu – wenn auch nicht unbedingt im Lkw-Geschäft.

„Der MAN-Konzern ist die einzige Marke im Volkswagen-Konzern, die nicht ausschließlich auf dem Fahrzeugsektor konzentriert ist, sondern auch umfangreiche Aktivitäten im Bereich Großmotoren, Turbomaschinen und Großgetriebe unterhält, teilweise mit Weltmarktführerschaft. Und hier sind entsprechende Branchenkenntnis und Weitblick sehr wichtig“, sagt Pachta-Reyhofen. Daher engagiere er sich in den Aufsichtsräten der MAN-Tochtergesellschaften MAN Diesel & Turbo sowie Renk für eine Weiterentwicklung dieser Aktivitäten. „Und ich werde das verstärkt auch in den kommenden Jahren im Rahmen von Beratungstätigkeiten tun“, so Pachta-Reyhofen.

Branchenkenntnis bringt der Vater dreier Töchter, alle mittlerweile Studentinnen, tatsächlich mit. So hat Pachta-Reyhofen, der nächsten Monat seinen 61. Geburtstag feiert, fast sein gesamtes Berufsleben bei MAN verbracht. Schon 1986 war er zu ÖAF-Gräf und Stift AG in Wien-Liesing gekommen, einer auf Lkw, Busse sowie Sonderfahrzeuge spezialisierten MAN-Tochter. 1996 baute Pachta- ein Werk in der Türkei auf, 1999 leitete er die Motorenentwicklung in Nürnberg, 2001 wurde er Forschungschef, bevor er Ende 2009 zum Sprecher des fünfköpfigen Vorstands der MAN SE ernannt wurde. Betriebsfremde Luft hatte er nur kurz nach seinem Maschinenbau-Studium an der TU Wien geschnuppert, als er fünf Jahre lang Assistent am Institut für Verbrennungsmaschinen und Kraftfahrzeugwesen war.

Bayern- und Südamerika-Kenner

Gefragt ist der Rat Pachta-Reyhofens heute vor allem, wenn es um Südamerika geht. Schließlich hat ihn seine berufliche Tätigkeit häufig ins MAN Latin America-Werk im brasilianischen Resende City geführt. Dort ist ihm zufolge die Krise des Landes zwar stark spürbar. „Das Werk, das in drei Schichten betrieben werden kann, arbeitet derzeit nur in einer Schicht und das auch nur vier Tage die Woche“, berichtet der ehemalige MAN-Chef. Trotzdem sei Brasilien keineswegs abzuschreiben. „Es gibt dort mehr als 200 Millionen Verbraucher und es ist eines der führenden Länder auf dem Kontinent im landwirtschaftlichen und industriellen Bereich. Man sollte Brasilien im Zyklus betrachten“, sagt Pachta-Reyhofen.

Gute Kenntnisse verfügt der ehemalige österreichische Meister im Fechten, dessen Familie dem böhmisch-österreichischen Adel der Grafen Pachta, Freiherrn von Reyhofen entstammt, übrigens auch über Bayern. Pachta-Reyhofen ist nicht nur in München, dem Sitz von MAN geboren, bevor er mit seiner Familie nach Wien übersiedelte. Er lebt auch heute sowohl nahe Melk in Niederösterreich als auch in Niederpöcking am Starnberger See.