Arbeitsmarkt : Warmer Februar lässt Arbeitslosenzahlen in Österreich stark sinken

In Österreich waren Ende Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,7 Prozent weniger Personen ohne Job. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition sank um 0,6 Prozentpunkte auf 8,4 Prozent.

Ende Februar gab es 343.400 vorgemerkte Arbeitslose, das waren um 5,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Schulungsteilnehmer beim Arbeitsmarktservice (AMS) ging um 16,1 Prozent auf 66.955 Personen zurück. Das AMS hat die Zahl der Kursmaßnahmen reduziert.

Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) zeigte sich mit dem Rückgang der Arbeitslosenzahlen zufrieden. "Trotzdem müssen wir weiterhin daran arbeiten, die Arbeitslosen besser für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, damit die Betriebe die dringend benötigten Fachkräfte bekommen", so Hartinger-Klein.

Ende Februar um acht Prozent weniger Personen ohne Job

Der schwächste Rückgang bei arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer wurde im Februar bei arbeitslosen Akademikern (-0,7 Prozent) verzeichnet, gefolgt von Personen ab 50 Jahren (-1,8 Prozent) und Frauen (-3 Prozent).

AMS-Vorstand Johannes Kopf wies darauf hin, den geringeren Rückgang in Kontext zu sehen. "Sowohl bei den Akademikerinnen und Akademikern als auch bei älteren Personen ist die Arbeitslosigkeit geringer, oder ist das geringere Sinken der Arbeitslosigkeit eine Folge eines größeren Potenzials", so gegenüber dem ORF. Es gebe "viel, viel mehr Ältere am Markt, weil wir eine demografische Entwicklung haben".

Am stärksten sanken im Februar die Zahlen bei Arbeitslosen unter 25 Jahre (-10,8 Prozent), Männern (-10,7 Prozent) und Personen mit Lehrausbildung (-10,6 Prozent). Bei Personen mit Behinderung gab es ein kleines Plus von 0,3 Prozent. Neben dem Bau gab es auch einen starken Rückgang bei der Personenüberlassung (-7,9 Prozent), gefolgt von Warenproduktion und Verkehr/Lager (jeweils -6,3 Prozent), Gesundheits- und Sozialwesen (-3,9 Prozent) und Handel (-3,6 Prozent).

Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer zusammengerechnet sank im Februar in allen Bundesländern: Den stärksten Rückgang gab es in der Steiermark (-11 Prozent), gefolgt vom Burgenland (-10,1 Prozent), Tirol (-9,7 Prozent), Kärnten (-9,4 Prozent), Niederösterreich (-7,9 Prozent), Oberösterreich (-7,7 Prozent), Wien (6 Prozent), Salzburg (-5,7 Prozent) und Vorarlberg (-5 Prozent).

Neue Zielvorgaben für das AMS

AMS-Vorstand Kopf hat die neue arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben für das Arbeitsmarktservice (AMS) mit der zuständigen Sozialministerin Hartinger-Klein besprochen. Kritik von der Opposition und Gewerkschaft hatte es an den Zielsetzungen gegeben, unter anderem auch im Hinblick auf die Frauenförderung.

Die Aufregung sei "unbegründet", so der AMS-Chef. Das Arbeitsmarktservice werde "auch künftig Frauen darauf hinweisen, welche Nachteile aus langjähriger Teilzeit entstehen können - insbesondere für den späteren Karriereverlauf, aber auch für die Pension und das Lebenseinkommen". Der Vorschlag, dass es künftig ein flexibles Ziel "mit der stärkeren Förderung von Frauen durch einen Zuschlag von X-Prozent zu ihrem tatsächlichen Anteil" gebe, sei auf Zustimmung durch die Ministerin gestoßen, so Kopf.

ÖGB fordert höhere Investitionen

Die Gewerkschaft verwies anlässlich der aktuellen Arbeitslosenzahlen auf das schwächer erwartete Wirtschaftswachstum für das Jahr 2019. "Wenn die Arbeitsplätze knapper werden, müsste die Regierung die volle Kraft ins Investieren stecken, um die Wirtschaft anzukurbeln und Arbeit zu schaffen", forderte der leitende Sekretär des ÖGB, Bernhard Achitz, in einer Aussendung.

SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch ortet "die ersten Auswirkungen des verantwortungslosen Streichens von wirksamen Arbeitsmarktmaßnahmen, wie etwa der Aktion 20.000". Die Neos fordern angesichts des Fachkräftemangels mehr Arbeitsmarktmaßnahmen. "Deshalb muss jetzt, gerade bei den ersten Anzeichen, dass sich die Konjunktur einbremst, auf Qualifizierungsmaßnahmen gesetzt werden", so Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker.

Industriellenvereinigung drängt auf Reformen

Die Industrie drängt indes auf Reformen. "Der erfreuliche Rückgang bei der Arbeitslosigkeit und die steigende Beschäftigung in Österreich sind eine Chance, die im Regierungsprogramm verankerten Reformen bei der Arbeitslosenversicherung umzusetzen", so der Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Peter Koren. Es sei "höchste Zeit, weitere Reformschritte am Arbeitsmarkt voranzutreiben", so WKÖ-Arbeitsmarktexperte Martin Gleitsmann. (apa/red)