Milliardenauftrag : Waffenkonzern DCNS: Papiere zum neuen U-Boot gestohlen

Der französische Kriegsschiff- und U-Boot-Bauer DCNS ist offenbar Opfer eines großen Datenlecks geworden. Die australische Zeitung "The Australien" berichtete, Einsicht in 22.400 Seiten interner Dokumente über von DCNS gebaute U-Boote der Scorpene-Klasse erhalten zu haben.

Darin soll es unter anderem um Waffen-, Kommunikations- und Navigationssysteme der für Indien entworfenen U-Boote gehen. Auch Malaysia und Chile haben Scorpene-U-Boot gekauft.

DCNS bestätigte den australischen Medienbericht indirekt: "Die nationalen Sicherheitsbehörden führen tiefgehende Ermittlungen über diese Angelegenheit." Die Ermittlungen würden ergeben, welche Dokumente genau entwendet worden seien, welchen Schaden das Datenleck angerichtet habe und wer dafür die Verantwortung trage.

Australiens Premierminister Turnbull: Technologie "komplett verschieden"

Laut "The Australien" wurden die Dokumente möglicherweise 2011 von einem früheren französischen Marineoffizier entwendet, der als Subunternehmer für DCNS arbeitete. Die Dokumente seien zunächst vermutlich an Firmen in Südostasien gelangt und dann an ein Unternehmen in Australien geschickt worden.

Das Datenleck sorgte in Australien für große Aufregung: Das Land hatte DCNS im April den Zuschlag für den Bau seiner neuen U-Boot-Flotte gegeben. Australiens Premierminister Malcolm Turnbull versicherte aber, das Datenleck betreffe nicht dieses Rüstungsprojekt. Die für Indien gebauten Scorpene-U-Boote seien "komplett" verschieden von jenen der Barracuda-Klasse, die für Australien gefertigt würden. Die Waffensysteme der künftigen australischen U-Boote stammen zudem aus den USA.

Thyssenkrupp und Japaner hatten im April das Nachsehen

Der französische Konzern setzte sich bei der Auftragsvergabe im April gegen seinen deutschen Konkurrenten Thyssenkrupp durch. Der Essener Industriekonzern war über seine Kieler Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) ins Rennen gegangen. Wie von INDUSTRIEMAGAZIN.at mehrfach berichtet, hatte der deutsche Konzern den Australiern ein nach eigenen Angaben "sehr solides Angebot gemacht" - vergeblich.

Für Thyssenkrupp wäre es der größte Auftrag in der Unternehmensgeschichte. Zudem sollen neue Fregatten und Raketen angeschafft werden, um das Militär umfassend zu modernisieren. Zuletzt hat der größte deutsche Stahlkonzern sogar den Bau eines neuen Standortes in Australien versprochen, sollte der Auftrag an Thyssenkrupp erteilt werden.

Ebenfalls um den Auftrag beworben hatte sich ein japanisches Konsortium mit Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries. Letztlich gewann jedoch der Pariser Konzern, an dem der französische Staat knapp zwei Drittel der Anteile hält. (afp/dpa/apa/red)

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