Chemische Industrie : Trotz hoher Gewinne: Borealis bleibt 2017 unter Rekord des Vorjahres

Der Chemiekonzern Borealis hat heuer bis September einen hohen Nettogewinn erzielt, wird 2017 aber unter dem Rekord 2016 bleiben. Das bekräftigte CFO Mark Tonkens im APA-Gespräch. Der Konzern Borealis, an dem die OMV 36 Prozent hält, hat seine Zentrale in Wien und beschäftigt rund 6.600 Mitarbeiter in mehr als 120 Ländern.

Bei Polyolefinen gebe es derzeit gute Preise und starke Margen, "wir sind noch immer im Zyklus-Hoch", so Tonkens weiter. Bei Düngemitteln seien die Margen niedriger, man hofft 2018 auf Verbesserung.

Weiter gute Nachfrage nach Polyolefinen

Im Polyolefin-Bereich, der aktuell Margen über dem 10-Jahres-Schnitt aufzuweisen habe, erwarte man niedrigere Margen, weil US-Chemieunternehmen dank günstiger Shale-Energie mit ihren Endprodukten stärker auf den Weltmarkt, auch nach Europa, drängen könnten.

Die Nachfrage nach den Polyolefin-Produkten sei in Europa dank der guten Konjunktur aber gut, "besser als wir vor ein, zwei Jahren dachten". Das Umfeld sei noch immer gesund. Anders bei Düngemitteln - wegen Überkapazitäten.

Der Nettogewinn von 273 Mio. Euro im dritten Quartal - nach 304 Mio. Euro im gleichen Zeitraum 2016 - sei vom starken Gewinnbeitrag von Borouge sowie von soliden integrierten Polyolefin-Margen in Europa gestützt worden, hieß es in einer Aussendung. Das Düngemittel-Umfeld habe weiterhin geschwächelt und ähnlich performt wie im dritten Quartal 2016.

Gesamtumsatz bis September von 6,9 Milliarden Euro

Die Umsatzerlöse lagen im dritten Quartal bei 1,82 Mrd. Euro, nach 1,75 Mrd. Euro ein Jahr davor. In den ersten neun Monaten zusammen lagen die Umsätze bei 5,71 (5,41) Mrd. Euro. Samt at equity bilanzierten Gesellschaften lag der Gesamtumsatz im dritten Quartal bei 2,19 (2,16) Mrd. Euro, von Jänner bis September bei 6,89 (6,50) Mrd. Euro. Der Neun-Monats-Nettogewinn betrug 848 (869) Mio. Euro. Auch fürs vierte Quartal erwarte man ein solides Ergebnis, so CEO Mark Garrett in der Aussendung.

Den Rekord-Nettogewinn des Jahres 2016 von 1,1 Mrd. Euro wird man aber wegen etwas geringerer Margen und der zahlreichen - erfolgreich abgeschlossenen - Anlagen-Überholungen (Turnarounds) im heurigen Jahr nicht übertreffen können, so CFO Tonkens.

Expansionspläne in Abu Dhabi

Bei Verpackungen kündigten Borealis und Borouge jetzt den globalen Markt-Start von "Anteo" an. Diese neuartigen Verpackungsprodukte auf Polyethylen-Basis sollen schneller und einfacher zu verarbeiten sein. Produziert wird Anteo in der Ruwais-Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Borouge ist ein Joint Venture von Borealis und seinem VAE-Partner ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company).

Für den Standort Ruwais im Emirat Abu Dhabi haben Borealis und ADNOC ja im Sommer weitere Expansionspläne präsentiert. Denen zufolge will ADNOC die petrochemische Produktion dort von derzeit 4,5 Mio. Jahres-Tonnen auf 11,4 Mio. t jährlich bis 2025 erweitern. Das Borouge-Joint Venture ist 1998 gegründet worden. Seit Inbetriebnahme der dritten Ausbaustufe (Borouge-3) liegt die aktuelle Produktionskapazität seit 2016 bei 4,5 Mio. t. Im Zuge von Borouge-4 könnten die Kapazitäten um bis zu 4 Mio. t erweitert werden. Eine Investitionsentscheidung dafür werde aber erst in rund zwei Jahren getroffen werden, sagte Borealis-CFO Tonkens am Freitag. Bis dahin beobachte man weiter intensiv die Märkte, um dann die Ausbaugrößenordnung festzulegen.

Neuer Standort in Belgien

Für den Produktionsstandort in Kallo (Belgien) schreitet Borealis zur nächsten Phase für eine neue Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) "im Weltmaßstab", wie es heißt. Von der Pree-Feed-Phase ist man hier nun in die Feed-Phase eingetreten, den letzten Schritt vor der fürs dritte Quartal 2018 geplanten endgültigen Investitionsentscheidung.

Das Investment könnte - als indikative Orientierung - zwischen 900 Mio. und einer Milliarde Euro liegen. Die PDH-Anlage soll Anfang 2022 in Betrieb gehen; mit 740.000 t Jahreskapazität wäre sie eine der größten der Welt. Hergestellt werden sollen dort Zwischenprodukte zur weiteren Verarbeitung. (apa/red)