Stahlindustrie : Thyssenkrupp wird sein verlustreiches brasilianisches Stahlwerk los

Von einem „wichtigen Meilenstein“ spricht Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger, der den ehemaligen Stahlriesen zu einem Industriekonzern transformieren will. Mit dem Verkauf des verlustreichen brasilianischen Stahlwerks CSA für 1,5 Milliarden Euro an Ternium ist jedenfalls ein großer Schritt dorthin getan.

Die gescheiterte Expansion in die USA und nach Brasilien kostete laut Thyssenkrupp unter dem Strich rund acht Milliarden Euro. "Die Auswirkungen sind bis heute in der Bilanz sichtbar", räumte das Unternehmen ein. Auf das Werk in Brasilien werde eine Wertberichtigung in Höhe von 900 Mio. Euro fällig. Der Verkauf werde negative Auswirkungen auf den Jahresüberschuss haben - Thyssenkrupp droht damit ein Jahresverlust. Bei den Anlegern kam der Befreiungsschlag in Brasilien allerdings sehr gut an.

„Ausdauer und Beharrlichkeit“

Hiesinger will mehr Geschäfte mit profitableren Industriegütern und Dienstleistungen machen. Thyssenkrupp erzielt nach eigenen Angaben in diesem Bereich inzwischen einen Umsatz von 75 Prozent. Noch im Jahr 2005 hatte sich das Management entschieden, Stahl billig in Brasilien zu kochen und in den USA und Europa weiterzuverarbeiten und zu verkaufen. Hiesinger stellte das Projekt nach seinem Amtsantritt als Konzernchef 2011 auf den Prüfstand. Aber auch im europäischen Stahlgeschäft des Konzerns könnte es in Zukunft zu einem Umbruch kommen. Thyssenkrupp spricht mit dem Konkurrenten Tata Steel über eine Stahlfusion. Der Konzern kämpft mit Gewinnrückgängen in seinem europäischen Stahlgeschäft.

Hiesinger hatte schon einen ersten wichtigen Schritt zur Beendigung des Amerika-Engagements beim Stahl geschafft. Bereits im Jahr 2014 verkaufte Thyssenkrupp das Stahlverarbeitungswerk in Alabama an Arcelor Mittal und Nippon Steel. In Brasilien bestanden zunächst Bindungen an den Mitgesellschafter Vale, die im vergangenen Jahr gelöst wurden. Hiesinger erklärte, das Werk sei inzwischen operativ in den schwarzen Zahlen. "Unsere Ausdauer und Beharrlichkeit haben sich gelohnt."

Der Verkauf von CSA soll laut Thyssenkrupp bis zum 30. September unter Dach und Fach sein. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen. Der Käufer Ternium verfügt über Produktionsanlagen unter anderem in Mexiko, Argentinien, Kolumbien, den USA und Guatemala. Mit Abschluss der Transaktion erhalte Thyssenkrupp einen "deutlichen Mittelzufluss", hieß es weiter. Damit wird der Konzern seine Netto-Finanzschulden "signifikant reduzieren".

Insgesamt hatte Thyssenkrupp rund zwölf Milliarden Euro in sein Stahlgeschäft in Amerika gepumpt. Insbesondere der Bau des Brasilienwerks war von Pleiten, Pech und Pannen begleitet. Die Anlage fuhr Milliardenverluste ein. Auch nach Abzug unter anderem der Verkaufserlöse für die Werke verbleibe unter dem Strich ein Verlust von rund acht Milliarden Euro. (apa/Reuters)