Bahn : Steiermark: Alpen-Bahnstrecken ins europäische Kernnetz aufnehmen

Den informellen EU-Verkehrsministerrat diese Woche in Graz nutzte die steirische Landesspitze, um die Aufnahme der Tauern-Phyrn-Schober-Achse ins Transeuropäische Eisenbahn-Kernnetz (TEN-T) zu fordern. Unterstützt werde man von Verkehrsminister Nobert Hofer (FPÖ), sagte LH Hermann Schützenhöfer in einem Pressegespräch. Mit Kärnten, OÖ und Salzburg zöge man an einem Strang.

Treffen der EU-Verkehrsminister diese Woche in Graz

Die Revision des TEN-T soll bis spätestens 2023 erfolgen. Die Eisenbahnachse über die Pyhrn- und Schoberstrecke ist für die Steiermark die wichtigste Verbindung in den oberösterreichischen Industrieraum und weiter nach Deutschland und den Nord- und Ostseehäfen. "Zusammen mit Hofer werden wir das Thema auf dem informellen Ministerrat in Graz zur Sprache bringen und versuchen, die EU dafür zu gewinnen", sagte LH Schützenhöfer.

Das entscheidende Detail

Im aktuellen TEN-T-Kernnetz fehlt im ostalpinen Bereich eine direkte alpenquerende Verbindung zwischen dem Südosten Europas und den Zentralräumen der EU. Dieser Lückenschluss könnte über die südlichen Bundesländer Steiermark und Kärnten und die nördlichen Länder Oberösterreich und Salzburg erfolgen.

Dabei würde die Tauernachse zwischen München und der slowenischen Hauptstadt Ljubljana - die für den schweren Güterverkehr zu steil ist - den Personenverkehr und leichte Frachtwaggons bedienen. Die flachere Strecke über den Pyhrn- bzw. den Schoberpass wäre für den schweren Güterverkehr zuständig.

Mitfinanzierung durch die EU erhofft

Schützenhöfer sagte, dass eine Aufnahme ins TEN-T-Netz und eine Mitfinanzierung der Ausbaumaßnahmen durch die EU eine nachhaltige Chance wäre. "Die Steiermark hat zuletzt jährlich Waren um 21 Mrd. Euro exportiert. Das wäre eine Chance, ganz abgesehen von den positiven Auswirkungen auf das Klima, wenn Güterverkehr auf der Schiene läuft".

LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) führte aus, dass es entlang der Koralmbahn- und Semmeringtunnelstrecke schon jetzt Betriebsansiedelungen gebe, in weiterer Folge müsse man mit Kärnten reden, wie man den gemeinsamen Raum weiter entwickle. Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) erklärte, gewisse Bahnstrecken werde man in Zukunft nicht mehr so befahren wie man es jetzt gewohnt sei. So könne etwa schneller von Graz über Klagenfurt nach Salzburg gereist werden, wenn der Koralmtunnel fertig sei.

Alfred Nagelschmied von der Verkehrsabteilung des Landes Steiermark sagte, die Vorteile von Tauern-Pyhrn-Schober bestünden in der Verbindung der mitteleuropäischen Metropolen, der Wirtschaftsräume, der Flughäfen und der Häfen in Slowenien und Kroatien wie etwa Koper. "Die Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene ist zudem ein verkehrs- und umweltpolitisches Ziel der EU", sagte der Fachmann.

Industriellenvereinigung: Auch Slowenien und Kroatien interessiert

Für Franz Kainersdorfer, Vizepräsident der Industriellenvereinigung Steiermark, hätten gerade auch Slowenien und Kroatien ein natürliches Interesse an den Korridoren. Die Anbindung von Süden über die Alpen sei essenziell. "Es ist auch eine weitgehend witterungsunabhängige Route. Auf Rhein und Donau konnte man zuletzt nur einen Bruchteil der Fracht transportieren, wegen der niedrigen Wasserstände, wegen des trockenen Sommers", sagte das voestalpine-Vorstandsmitglied. Die voestalpine beziehe allein über Koper vier bis fünf Millionen Tonnen Material pro Jahr. (apa/red)