Autoindustrie : So profitiert Toyota vom Dieselskandal bei Volkswagen

Der Dieselskandal verleiht Toyota Flügel: Der japanische Autobauer und führende Hersteller von Hybridfahrzeugen gilt als großer Nutznießer der Debatte um dreckige Diesel und drohende Fahrverbote. Seinen Absatz in Europa konnte der weltweit drittgrößte Autobauer im vergangenen Jahr um 14 Prozent steigern - der gesamte Automarkt wuchs um 3,4 Prozent. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte der Hybrid: Hier legte Toyota 2017 in Europa um 45 Prozent zu.

Starker Zuwachs in Österreich

Toyota hat in Europa im vergangenen Jahr 718.000 Autos verkauft. Marktführer VW kam hier auf 3,718 Millionen Exemplare.

In Österreich konnte die japanische Marke ihren Marktanteil von 1,8 auf 2,5 Prozent steigern, was einem Plus von 43 Prozent entspricht. Entsprechend meldet der Autohändler Toyota Frey Austria für das Vorjahr ein Rekordergebnis von 10.000 in Österreich verkauften Fahrzeugen. Davon waren nach Angaben des Unternehmens 8.816 Pkw und 1184 leichte Nutzfahrzeuge. "Der Hybridantrieb hat sicherlich maßgeblich zu diesen Erfolg beigetragen", so dazu Firmenchef Friedrich Frey.

Experte: Wenn einer profitiert, dann ist es Toyota

Wenn es überhaupt einen Autobauer gebe, der vom Dieselskandal profitiere, "dann Toyota", sagt dazu der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Dabei zehre der japanische Konzern auch von seinem Erfolg in der Vergangenheit. Die europäischen Autobauer hätten lange Zeit nur auf die Dieseltechnologie gesetzt, um die CO2-Emissionen zu reduzieren - ohne eine Alternative zu entwickeln, moniert Dudenhöffer.

Toyota stellt beim Genfer Autosalon in dieser Woche seinen neuen Auris vor, einen Kompaktwagen mit Hybrid-Antrieb. Vor 20 Jahren war der Autobauer mit dem Prius der erste, der in Großserie ging. Bei der Hybrid-Technologie sind die Wagen sowohl mit einem Elektromotor als auch mit einem Otto- oder Dieselmotor ausgestattet. Beim Plugin-Hybrid können die eingebauten Akkus auch ans Stromnetz angeschlossen und so aufgeladen werden. "Seit letztem Sommer sehen wir Kunden bei den Händlern, die wir vorher nicht gesehen haben und die immer Diesel gefahren sind", sagt Sébastien Grellier, der für die Toyota-Marke in Frankreich zuständig ist. Das Land ist der zweitgrößte Markt in Europa für den japanischen Autobauer gleich hinter Großbritannien.

Große Anstrengungen beim Hybrid

In Deutschland waren Anfang Jänner gut 236.700 Hybridautos zugelassen, das war laut Kraftfahrt-Bundesamt eine Steigerung von über 43 Prozent. Plugin-Hybride wuchsen um fast 112 Prozent auf einen Bestand von gut 44.400 Autos.

Und diese Tendenz dürfte anhalten - kürzlich erklärte das deutsche Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Diesel-Fahrverbote in Städten für grundsätzlich zulässig, um die Luftqualität zu verbessern. Damit könnte die Technologie zugunsten alternativer Antriebe weiter verlieren. "Viele Kunden wechseln vom Diesel zum Hybrid", sagt auch der Autoexperte Felipe Munoz vom Marktforschungsinstitut Jato Dynamics. "Und Toyota ist dabei die erste Alternative, weil sie die breiteste Hybrid-Serie haben."

Der japanische Autobauer habe außerdem in der Vergangenheit "alle seine Anstrengungen" darauf konzentriert, die Hybrid-Technologie als gute und brauchbare Alternative zu entwickeln und am Markt zu platzieren, sagt Munoz. Ende 2016 brachte Toyota mit dem C-HR auch einen Hybrid-SUV auf den Markt, um auch dieses wachsende Segment zu bedienen.

Elektroautos: Noch liegen Franzosen vorn

Bei reinen Elektroautos sind die Autobauer Renault, Nissan, Tesla und BMW in Europa führend. Auch sie profitieren vom Diesel-Sturzflug - allerdings in geringerem Maß als Toyota mit seinen Hybriden. Bei reinen Elektrowagen bereiten die fehlende Lade-Infrastruktur und die für viele Kunden noch zu geringe Reichweite große Probleme.

Toyota wird bei Elektrofahrzeugen zwar von seinen Konkurrenten Renault und Nissan noch überholt. Doch der japanische Autobauer schläft auch hier nicht - und hat bereits angemerkt, er werde bei der Entwicklung von Elektrowagen von seiner Erfahrung mit Batterien profitieren, die er bei der Hybrid-Fertigung gesammelt hat. (afp/dpa/apa/red)

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