Energie : Smart Grid – Fluch oder Segen für Netzbetreiber?

Konsumenten werden heute zunehmend auch zu Produzenten und damit zu sogenannten Prosumern. Sie erzeugen einen Teil ihrer Energie selbst, bleiben aber ans örtliche Verteilnetz angeschlossen. Das fordert die lokalen Verteilnetzbetreiber doppelt. Es wird schwieriger, abzuschätzen, wann Prosumer Strom aus dem Netz beziehen. Verteilnetzbetreiber müssen jedoch zu jeder Zeit sicherstellen, dass sie auch Prosumer bei Bedarf zu hundert Prozent mit Energie versorgen können. Das erfordert entsprechende Investitionen ins Netz. Über die Netzentgelte lassen sich diese Investitionen künftig nur noch bedingt refinanzieren. Wie reagieren Verteilnetzbetreiber darauf also am besten?

Intelligente Ortsnetzstationen und Batteriespeicher als Teil des Smart Grids

Simon Ryser von Schneider Electric Schweiz sieht unter anderem zwei interessante Optionen. Der Vice President der Busniess Unit Energy thematisiert diese in seinem Fachreferat am 21. und 22. Juni an der EXPO Energietechnik 2017 in Bilten – dem Treffen der Schweizer Energiebranche. «Intelligente Ortsnetzstationen und Batteriespeicher sind im künftigen Smart Grid ein Muss für Verteilnetzbetreiber. Sie helfen, die Flexibilität des Netzes auf wirtschaftliche Weise zu erhöhen.»

Mit Batteriespeicher Geld verdienen

Künftig müssen Verteilnetzbetreiber noch flexibler auf ändernde Lasten in ihrem Netz reagieren können. Der Batteriespeicher macht dies möglich. Das Gute daran: Er kann mehr als «nur» Energie speichern. Vielseitig einsetzbar kann er innerhalb kurzer Zeit viel Energie sowohl ins Netz einspeisen, als auch aus dem Netz aufnehmen. Gleichzeitig hilft er, den Blindstrom zu regeln.

Dank einem Batteriespeicher kann ein Verteilnetzbetreiber am Regelmarkt für Energie teilnehmen und stabilisiert gleichzeitig sein eigenes Netz. Diese Möglichkeit bietet sich übrigens auch grossen Industrieunternehmen. Mit einem Batteriespeicher können sie folglich zusätzlich Geld verdienen.

Intelligente Ortsnetzstationen anstatt Netzausbau

Ein zweites wichtiges Element des künftigen Smart Grids sind intelligente Ortsnetzstationen. Dank offener Protokolle lassen sie sich einfach in bestehende Systeme einbinden. Das hilft Betreibern von Verteilnetzen doppelt. Auf der einen Seite sammeln sie damit eine Vielzahl an Daten: Transformator-Temperaturen, Lastgänge, Energieflüsse, Schaltzustände etc. Diese Daten ermöglichen die vorausschauende Instandhaltung der Anlagen, weshalb der jährliche Kontrollgang komplett entfällt. Auf der anderen Seite regelt ein Verteilnetzbetreiber damit die unterste Netzebene einfach aus der Ferne. Investitionen in ein zunehmend intelligenteres Netz bleiben somit überschaubar. Für Verteilnetzbetreiber sind intelligente Ortsnetzstationen folglich eine interessante und gleichzeitig wirtschaftliche Alternative zum Netzausbau. Im Maximalfall kann somit eine Trafostation auch als virtuelles Kraftwerk eingesetzt werden.