Verkehr : Schließung von DB-Güterbahnhöfen schlecht für Österreich

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© Peter Martens

Die Deutsche Bahn will im Güterverkehr auf Schrumpfkurs gehen und setzt ein Drittel ihrer Verladestellen auf die Streichliste. Insgesamt 500 Verladeplätze bei Kunden sollen nicht mehr angefahren werden, zeigt eine Streichliste, die der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Schwerpunkt der geplanten Schließungen ist demnach Nord- und Ostdeutschland. Inzwischen hat die Deutsche Bahn einen hohen Verlust für das vergangene Jahr veröffentlicht - mehr dazu hier.

In der Folge sollen bei der Güterbahn nach Angaben aus Unternehmenskreisen rund 3.500 von insgesamt rund 20.000 Stellen in Deutschland wegfallen. Eine Projektgruppe der Bahn unter Beteiligung der Unternehmensberatung McKinsey hatte ursprünglich sogar den Abbau von bis zu 5.000 Stellen ins Auge gefasst. Die Liste mit dem Vermerk "Wegfall" umfasst 498 Verladestellen, die von größeren wie Bamberg-Hafen mit fast 200.000 Tonnen Güterumschlag bis hin zu kleineren wie Ferch-Lienewitz in Brandenburg mit 1000 Tonnen reichen.

Die einstige Monopolist verliert sei Jahren Marktanteile an private Konkurrenten im Schienen-Güterverkehr und hat derzeit noch einen Anteil von rund zwei Drittel. Auf Unternehmenskäufe fallen zudem jetzt milliardenschwere Sonderabschreibungen an, so dass der Staatskonzern für 2015 erstmals seit über zehn Jahren einen Betriebsverlust ausgewiesen hat.

Die mögliche Schließung von Güterverkehr-Verladestellen "könnte auch in Österreich Jobs kosten", so der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit. "Güterbahnhofschließungen in Deutschland werden auch die wachsenden österreichischen Güterbahnen ausbremsen. Marktanteile werden von der Schiene wieder an den Straßengüterverkehr wandern", sagt Hebenstreit, der auch Konzernbetriebsratsvorsitzender bei den ÖBB ist.

Die Schließungen seien sowohl für das erklärte österreichische als auch europäische Ziel der Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene „Gift“, so Hebenstreit weiter. 2014 wurden in Österreich rund 32 Prozent der Güter auf der Schiene transportiert. Ziel der österreichischen Verkehrspolitik sei es mit einer konsequenten Verlagerungspolitik bis 2025 40 Prozent des Güterverkehrs auf der Schiene abzuwickeln.

Im EU-Weißbuch Verkehr sei als Ziel formuliert 30 Prozent des Lkw-Verkehrs über Distanzen von mehr als 300 km bis 2030 auf die Bahn zu verlagern. Bis 2050 solle dieser Wert gemäß EU-Zielvorgabe bis auf 50 Prozent ansteigen. „Würden die Verladestellen in Deutschland geschlossen, sind die Verlagerungsziele massiv gefährdet“, so der Gewerkschafter.

Vida fordert Anhebung der deutschen Lkw-Maut aut österreichisches Niveau

„Die Probleme der Güterbahnen und ihrer Beschäftigten können nicht auf der Schiene, sondern müssen vielmehr auf der Straße gelöst werden. Damit der Schienengüterverkehr der Deutschen Bahn gegenüber der Straße wieder konkurrenzfähiger werden kann, müsste die LKW-Maut zumindest auf österreichisches Niveau angehoben werden. Oder die LKW-Maut wird europaweit vereinheitlicht“, so Hebenstreit.

Schließlich stelle die derzeitige Situation in Österreich und Europa „alles andere als einen fairen Wettbewerb“ zwischen den Verkehrsträgern Schiene und Straße dar. „Wie sollte man das sonst nennen, wenn die Frächter in Österreich auf 98 Prozent der Straßen gratis fahren und die Bahn für jeden gefahrenen Kilometer in ganz Europa Schienenmaut entrichten muss?“, kritisiert der Bahngewerkschafter.

Auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten müssten für einen fairen Wettbewerb verbessert werden, fordert Hebenstreit. Osteuropäische Lkw-Fahrer erhielten bei einer 60 Stundenwoche einen Bruttolohn von 600 Euro. In der Folge gerieten auch bei der Bahn die Sozialstandards zunehmend unter Druck. Weiter brauche es schärfere Kontrollen des Lkw-Verkehrs, um Lohn- und Sozialdumping zu bekämpfen.

„Ein Schlüssel zur Wettbewerbsgerechtigkeit ist die Kostenwahrheit im Verkehr, wodurch insbesondere der Lkw-Verkehr teurer werden müsste. Auch Umwelt- und Unfallfolgeschäden durch den Straßentransport müssen endlich eingepreist werden", bekräftigt Hebenstreit. (red/Reuters/APA)