Strategie : Ryanair-Chef will Google Konkurrenz machen

"Wir müssen vorsichtig vorgehen und aufpassen, damit Google nicht der Vertriebsweg wird, über den wir 50 Prozent, 60 Prozent oder 80 Prozent unserer Tickets verkaufen", so der Airline-Chef im Reuters-Interview. Dabei setzt der Easyjet-Rivale eine große Menge - 95 von 100 Tickets - über seinen eigenen Web-Auftritt ab. Doch Ryanair will mehr: Denn die Neugestaltung der Seite soll dem Geschäftsmodell von Diensten wie Google Flights, Kayak oder Skyscanner etwas Starkes entgegensetzen. Diese vergleichen Flüge und verweisen erst für die Buchung auf die Seiten der Fluglinien. Für letzteres verlangen die Anbieter häufig eine Gebühr. So habe etwa Skyscanner vor Jahren von Ryanair drei Euro pro vermittelte Reise gefordert, sagte O'Leary. Der Versuch scheiterte. Die Lufthansa geht derzeit einen anderen Weg, um den Vertrieb über die eigene Webseite zu stärken: Über Buchungsplattformen wie Amadeus verkaufte Tickets kosten bald 16 Euro mehr.

"Amazon der Reisebranche"

Dabei will Ryanair nichts weniger, als ein Reisebüro ersetzen. Über 18 Monate hat die Fluglinie ein Heer von Software-Spezialisten angeheuert, um für die Seite neue Online-Funktionen zu entwickeln, sagte O'Leary: "Wir wollen das Amazon der Reisebranche in Europa werden und Preisvergleiche, günstige Hotelzimmer, herabgesetzte Fußball-Tickets und Konzertkarten anbieten." Diese sollen an die über 100 Millionen Flugpassagiere, die die Iren dieses Jahr erwarten, verkauft werden. Darüber hinaus setzte sich Ryanair mit Konkurrenten wie der Lufthansa in Verbindung, um deren Flugpreise in die eigene Seite einspeisen zu dürfen - Air France-KLM und Easyjet haben das bereits abgelehnt. Jetzt will Ryanair die Erlaubnis umgehen und die Daten mit speziellen Programmen ohne Zustimmung der Airlines kopieren. Das stößt allerdings etwas sauer auf, da O'Leary genau deshalb Preissuchmaschinen verklagt hatte, die Flugdaten ohne Zustimmung von der Ryanair-Webseite abgreifen

Ryanair ist laut O'Leary mit der British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG) und mit Aer Lingus über Zubringerdienste für deren Langstreckenflüge in Gesprächen. Das wäre für Ryanair ein Novum in der 30-jährigen Unternehmensgeschichte, sagte O'Leary. Bisher hat sich die Gesellschaft bei solchen Geschäftsmodellen zurückgehalten, weil bei verpassten Anschlussflügen Entschädigungen fällig werden. "In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden wir erleben, dass wir zum Zubringer für andere Langstecken-Fluggesellschaften werden", sagte O'Leary. Der Vorteil für sie liege darin, dass sie viel billigere Zubringerdienste auf Kurzstrecken bekommen als von anderen. Allerdings müssten sie die Verantwortung für verpasste Anschlüsse übernehmen. (apa/Reuters)