Gasversorgung : Russlands Pipeline-Pläne

Russland will sowohl die strategische Energiepartnerschaft mit China mit einer dritten Gasleitung ausweiten. Gleichzeitig unterzeichnete die Gazprom gemeinsam mit der OMV, Shell, BASF, Eon und Engie einen Gesellschaftervertrag für das Nord Stream 2-Projekt, um die Erdgasversorgung auf dem europäischen Markt auszubauen. Russland hat dabei eine Absichtserklärung mit China für eine dritte Gasleitung unterschrieben. Die Leitung solle mit Gas aus der Pipeline Sachalin-Chabarowsk-Wladiwostok gespeist werden, sagte Gazpromchef Alexej Miller laut Agentur Interfax. Bauzeitraum und Kapazität müssten noch definiert werden. Bisher waren zwei Gasleitungen nach China geplant.

Europäische Pipeline

Zwar wird von der europäischen Politik ständig beteuert, dass Europa unabhängiger von russischem Gas werden müsse - doch Eon, Wintershall, ENGIE (vormals GDF Suez), Shell und auch OMV haben den Russen nun vertraglich ihre Beteiligung am Ausbau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream zugesichert. BASF-Wintershall geben sogar ihr gesamtes Gashandels- und Speichergeschäft an die Russen ab. Im Gegenzug lässt Russland die Europäer bei der Ausbeutung der sibirischen Öl- und Gasvorkommen mitnaschen. Für die deutsche Regierung ist das mit Blick auf die Gasversorgung der Deutschen kein Problem: "Die Gasspeicher, die Gazprom Germania betreibt, sind in Deutschland gelegen und unterliegen damit deutschem Recht", erläuterte das deutsche Wirtschaftsministerium. "Die Versorgungssicherheit ist nicht gefährdet." Der Deal falle auch nicht unter die bestehenden EU-Sanktionen gegen Russland.

Gemeinsam wollen Gazprom und die Europäer bis 2019 die Nord Stream um zwei Pipeline-Stränge erweitern, die zusätzlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr von Russland nach Deutschland befördern sollen. Zum Vergleich: Österreichs Jahresverbrauch beträgt rund acht Milliarden Kubikmeter. Die ersten beiden Stränge der Nord Stream sind seit 2012 in Betrieb. An dem Nord-Stream-Konsortium wird Gazprom einen Anteil von 51 Prozent halten. Eon, Shell, OMV und BASF sollen je zehn Prozent bekommen und der französische Energieversorger Engie neun Prozent, wie beim "Östlichen Wirtschaftsforum" in der russischen Pazifik-Hafenstadt Wladiwostok vertraglich fixiert wurde. Eine entsprechende Absichtserklärung war bereits Mitte Juni unterzeichnet worden. Für die OMV war heute Konzernchef Rainer Seele in Wladiwostok - er ist erst Anfang Juli von Wintershall an die OMV-Spitze gewechselt.

Mehr Zusammenarbeit von OMV und Gazprom

OMV und Gazprom wollen dabei ihre Zusammenarbeit auch noch weiter vertiefen, deshalb wurden "exklusive Verhandlungen" zur Beteiligung der OMV am Gazprom-Ölfeld Urengoy vereinbart. Im Gegenzug würde die Gazprom OMV-Assets erwerben. Die beiden Konzerne vereinbarten Zeitplan und Prinzipien für exklusive Verhandlungen betreffend einer OMV-Beteiligung an der Entwicklung der Gebiete IV und V der Achimov-Formation im Öl-, Gas- und Kondensatfeld Urengoy in Russland. Kommt der Deal zustande, wird die OMV eine Beteiligung von 24,98 Prozent im Austausch gegen eine Beteiligung an Assets der OMV erwerben.

Was genau von der OMV an die Gazprom gehen könnte, wird in der Mitteilung nicht genannt. Ein OMV-Sprecher präzisierte auf APA-Anfrage, es könne sich etwa um Anlagen oder Felder handeln. Eine direkte Beteiligung der Gazprom an der OMV sei aber ausgeschlossen. OMV-Chef Rainer Seele kommentierte die Vereinbarung: "Der Asset-Swap ist nun mit einem vernünftigen Zeitplan und den entsprechenden Rahmenbedingungen auf Schiene. Für eine Definition der Assets ist es aber viel zu früh. Dazu gibt es noch nichts zu sagen. Wir befinden uns erst am Anfang."

Beinah geplatzter Deal findet doch statt

Der deutsche BASF-Konzern hat in Wladiwostok auch ein seit Jahren geplantes Milliardengeschäft besiegelt, das wegen der Ukraine-Krise beinahe geplatzt wäre. Die BASF-Tochter Wintershall gibt ihr Gashandels- und -speichergeschäft vollständig an Gazprom ab und bekommt dafür mehr Anteile am großen Erdgasfeldern in Sibirien. Der Deal soll nun noch heuer vollzogen werden. Insgesamt gibt BASF-Wintershall ein Umsatzvolumen von 12,2 Milliarden Euro an Gazprom ab.

Teil des Abkommens zwischen Wintershall und Gazprom sind auch Gasspeicher-Kapazitäten in Österreich: Haidach bei Salzburg ist der größte unterirdische Erdgasspeicher Österreichs und einer der größten in ganz Europa. An Haidach - zu einem Drittel im Besitz der österreichischen RAG (Rohölaufsuchungs AG) - hielt Gazprom bisher ein Drittel direkt, ein weiteres Drittel gehörte der Wintershall-Tochter Wingas, die schon zur Hälfte den Russen gehört hat. (apa)