Rohstoffe : Rekordmengen bei Österreichs wichtigster Öl-Pipeline

Die Transalpine Ölleitung, durch die Österreich fast sein gesamtes Rohöl bezieht, hat 2016 die Rekordmenge von 41,4 Mio. Tonnen Öl vom Hafen Triest nach Norden transportiert. Luft nach oben gibt es noch, die maximale Kapazität der Leitung liegt bei etwa 48 Mio. Tonnen pro Jahr, "aber das ist nur ein theoretischer Wert, praktisch dürfte bei 45 Mio. Tonnen Schluss sein", sagt TAL-Chef Alessio Lilli.

Die tatsächliche Transportkapazität hänge von der Beschaffenheit der beförderten Ölsorten ab, erklärte Lilli am Freitag im Gespräch mit der APA. "Wir können in unseren Leitungen 208 verschiedene Rohölsorten transportieren. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 60. Bei dichten Rohölen sinkt die Kapazität wegen der geringeren Fließgeschwindigkeit." Der eigentliche Flaschenhals sei aber das Tanklager in Italien. "Es ist eines der größten Tanklager Italiens und des Mittelmeerraumes, mit über zwei Millionen Kubikmetern Kapazität in 32 Behältern." Im Triester Hafen seien im Vorjahr 59 Mio. Tonnen Öl angekommen, davon seien 41,4 Mio. Tonnen in die TAL geflossen.

Die TAL allein macht rund drei Viertel des Hafenumsatzes von Triest aus, 500 Schiffe wurden dort im vergangenen Jahr entladen. Aus Triest werden acht Raffinerien in Österreich, Deutschland und Tschechien beliefert. In Würmlach (Kärnten) zweigt die Adria-Wien-Pipeline von der TAL ab und liefert Öl an die OMV-Raffinerie in Schwechat. Österreich bezieht 90 Prozent seines Rohöls über die TAL, Bayern und Baden-Württemberg 100 Prozent (Deutschland: 40 Prozent) und Tschechien 40 Prozent.

Eine Herausforderung für die Techniker ist die Tatsache, dass die verschiedenen in die Pipeline eingespeisten Ölsorten nicht für jede Raffinerie gleich geeignet sind. "Es gibt auf der Welt nicht zwei Raffinerien, die gleich sind." Gelöst wird dieses Problem mit Hilfe von Sensoren, die die Dichte des beförderten Öls messen und so ermöglichen, die verschiedenen "Pakete" den richtigen Empfängern zuzustellen.

Obwohl die TAL der größte Kunde des Triester Hafens ist, sei eine Beteiligung der TAL am Hafen kein Thema, sagte Lilli, der seit Anfang 2016 an der Spitze des internationalen Unternehmens steht. "Wir haben den Vertrag mit der italienischen Regierung für die Nutzung des Hafens 2015 um weitere 50 Jahre verlängert, damit sind wir für die nächsten 48 Jahre abgesichert."

Ein halbes Jahrhundert hat die TAL schon hinter sich: Am 13. April 1967 wurde der erste Tanker in Triest entladen, im Oktober 1967 kam das erste Öl in Ingolstadt an. Gefeiert wird das Jubiläum heuer dreimal - zuerst in April in Italien, Ende Juni dann in Lienz (Osttirol) und später auch in Deutschland.

Die TAL-Gruppe besteht aus drei Ländergesellschaften in Deutschland, Österreich und Italien. Insgesamt werden 210 Mitarbeiter beschäftigt, davon 27 in Österreich. Inklusive Drittfirmen arbeiten 750 Leute für die TAL.

Die Pipeline ist insgesamt 753 Kilometer lang, davon verlaufen 160 km durch Österreich. Zwischen Triest und Ingolstadt beträgt ihr Durchmesser 40 Zoll (etwa 1 m), auf dem Abschnitt bis Karlsruhe hat sie einen Durchmesser von 26 Zoll. Größter Eigentümer der TAL ist die OMV, die ein Viertel der Anteile hält. Insgesamt gibt es zehn Eigentümer, darunter Shell, ENI, BP, Exxon Mobil und Total.

Der Jahresumsatz der Pipeline betrug 2015 gut 134 Mio. Euro, davon entfielen 19,2 Mio. Euro auf Österreich. Dabei sei das Geschäft sehr konstant, erklärte Lilli - die Preise würden vor allem von der beförderten Menge, der Entfernung und der Ölsorte abhängen, "der Ölpreis wirkt sich nur sehr indirekt über den Strompreis aus, weil wir sehr viel Strom brauchen".

Etwa ein Achtel des Strombedarfs der österreichischen Pumpstationen will die TAL künftig selbst aus dem Öldurchfluss erzeugen, nämlich mit einer Energierückgewinnungsanlage auf der Gefällestrecke der Pipeline zwischen Felbertauern und Mittersil. Derzeit befinde sich das Projekt mit einem Investitionsvolumen von rund 10 Mio. Euro noch in der Testphase, die Stromproduktion werde voraussichtlich in der zweiten Hälfte dieses Jahres beginnen, sagte Lilli. 35 Millionen würden für die Wartung aufgewendet. (apa/red)