Justiz : Prozess um "schwarze Kassen" bei Siemens Österreich: Tag vier

Im Prozess um angebliche Schmiergeldzahlungen von Siemens Österreich in Richtung Balkan ist jene Zeugin geladen gewesen, die mit dem wichtigsten Zeugen in der Causa verheiratet war. Dieser zentrale Zeuge kam 2008 bei einem Jagdunfall ums Leben, was damals zahlreiche Spekulationen auslöste.

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Dieses Mal im Zeugenstand sagte die Ehefrau im Wiener Straflandesgericht aus, dass ihr verstorbener Mann sich observiert fühlte und große Ängste hatte. "Er wollte alles verkaufen", so die Zeugin. Auf Nachfrage von Richterin Claudia Moravec-Loidolt präzisierte die Zeugin, dass sich ihr verstorbener Mann körperlich bedroht fühlte.

Der Zeuge, der sich beim Jagdunfall mit seiner eigenen Waffe erschossen haben soll, hatte beste Beziehungen zum ermordeten ehemaligen serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic, der 2003 einem Anschlag zum Opfer fiel.

Zoran Djindjic hat die Nähe zu Siemens gesucht

Der perfekt Deutsch sprechende Djindjic hatte offenbar noch als Oppositionspolitiker eine Wohnung in Wien gehabt und die Nähe zu Siemens gesucht, damit die Firma ihm beim Aufbau eines Fernsehsenders mit Infrastruktur helfen könnte, so einer der beiden Angeklagten heute im Prozess im Wiener Straflandesgericht.

Detail am Rande: Nach dem Tod des Zeugen berichtete das Nachrichtenmagazin "profil" 2009, dass dieser nicht nur im Dienste von Siemens als Berater stand, sondern er auch mit dem Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly in Geschäftsbeziehungen gestanden sei.

Ein heute geladener bekannter Wiener Werbefachmann ist nicht erschienen, er soll nochmals vorgeladen werden. Der Prozess wird diese Woche täglich bis Freitag fortgesetzt, mit einem Urteil bis zum Wochenende wird nicht gerechnet. (APA/red)