Post-Konkurrenz : Preiskampf im Paket-Geschäft wird verstärkt

Nun hat die deutsche Post mit zunächst noch 15 Depots den eigenen Paketdienst in Österreich gestartet und will damit deutliche Nummer zwei werden, wie Vorstand Jürgen Gerdes ankündigte. Die Österreichische Post reagiert alles andere als begeistert. "Die Konkurrenz durch die Deutschen wird zu einem verschärften Preiskampf führen", sagte der österreichische Postchef Georg Pölzl der "Kronen Zeitung".

Große Pläne

Die Deutschen haben viel vor: "Bis 2016 wollen wir das größte Paketshop-Netz anbieten und damit jedem österreichischem Bürger ermöglichen, innerhalb von maximal zehn Minuten einen DHL Paketshop zu erreichen", sagte Gerdes der Deutschen Presse-Agentur zufolge. Viele Standorte und mehr Service - vor allem Abendzustellungen und die in Österreich bisher kaum üblichen Samstagslieferungen - damit will die Deutsche Post angreifen. Gerdes verspricht dabei neue Jobs in Österreich: Allein 2015 würden rund 1.000 neue Stellen geschaffen, sagte er.

Die Börse steht voll hinter den Expansionsplänen der Deutschen Post. "Warum soll sich die Deutsche Post die Gebühr mit den Österreichern teilen", fragt Aktionärsvertreter Marc Tüngler von der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Millionen für Paketdienste in Österreich und anderen deutschen Anrainerstaaten wie Polen, den Benelux-Staaten und der Tschechischen Republik seien gut angelegtes Geld.

Bisher ohne Konkurrenz

In Österreich ist das Paketgeschäft bisher fest in den Händen der teilstaatlichen Post AG mit ihren 19.000 Mitarbeitern. Im Privatkundenbereich hat sie einen Marktanteil von 77 Prozent. Grenzüberschreitende Pakete aus Deutschland hat sie bisher an der Landesgrenze übernommen. Nun läuft die Zustellung von DHL-Paketen - zunächst für einige Regionen, später landesweit - direkt aus Deutschland über die Grenze nach Österreich hinein.

Das werde sich deutlich auf die Verbesserung der Laufzeiten auswirken, verspricht die Deutsche Post. Österreichische Online-Kunden, die aus Deutschland beliefert wurden, mussten bisher wegen des umständlichen Umladens in österreichischen Verteilzentren in manchen Fällen eine Woche oder länger warten, berichten Kunden. Das soll künftig schneller gehen. Die DHL plant den Aufbau eigener Hubs mit moderner Sortierinfrastruktur.

Arbeitnehmervertreter in Österreich machen sich indes große Sorgen. Der österreichische Postgewerkschaft-Vorsitzende Helmut Köstinger warnt vor dem Verlust von "Tausenden" Arbeitsplätzen. "Der österreichische Paketmarkt ist bereits heute bestens versorgt und unsere Postzusteller leisten täglich beste Qualität für unsere Kunden", sagt er. Sollte DHL "Preis- und Lohndumping" betreiben, werde es gewerkschaftlichen Widerstand geben, kündigte Köstinger an. Von Dumpingvorwürfen sieht sich die Deutsche Post allerdings nicht getroffen: Im Haustarif zahlt sie pro Stunde 17,70 Euro im Durchschnitt. Und auch bei den neu gegründeten Paketgesellschaften mit schlechterer Bezahlung in Deutschland, um die es im Sommer einen heftigen Tarifkonflikt gab, liegt die Bezahlung der Zusteller mit im Schnitt 13 Euro immer noch deutlich über der Konkurrenz.

Service-Offensive soll Konkurrenz fernhalten

Die Österreichische Post will mit einer "Service-Offensive" ihre Marktposition verteidigen, wie sie ankündigte. Dazu gehören unter anderem auch Samstagszustellungen. Für rund 300.000 Haushalte läuft derzeit ein Testbetrieb, bis Ende des Jahres soll die Post samstags in allen Ballungsräumen des Landes liefern. Außerdem will die österreichische Post die Zahl ihrer rund um die Uhr verfügbaren Abholstationen deutlich erhöhen. Neuerdings können Pakete auch umgeleitet und per Internet verfolgt werden. Profiteur des neuen Konkurrenzkampfes könnte damit zunächst der Verbraucher sein. (apa/dpa)