Stromhandelszone : Prag gefällt deutsch-österreichischer Kompromiss im Stromhandel nicht

Der tschechische Stromnetzbetreiber CEPS ist unzufrieden mit der Mitte Mai vereinbarten Kompromisslösung zur deutsch-österreichischen Strompreiszone. Auch das tschechische Industrie- und Handelsministerium habe Vorbehalte gegen die von den Energieregulatoren der beiden Länder getroffene Vereinbarung, berichtet die tschechische Nachrichtenagentur CTK.

Tschechische Stromhändler könnten benachteiligt werden, weil deutsche und österreichische Händler keine Beschränkung bezüglich der Handelsvolumina hätten. CEPS kritisiert, dass die limitierten Stromübertragungskapazitäten in den Netzen der benachbarten Länder, einschließlich Tschechiens, nicht berücksichtigt würden.

Tschechien hatte sich lange um eine Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone bemüht. Der nun vorliegende Kompromiss zwischen der deutschen Bundesnetzagentur und der österreichischen E-Control sieht jedoch nur vor, dass ab Anfang Oktober kommenden Jahres 4.900 Megawatt (4,9 GW) an Langfristkapazitäten vergeben werden können - das entspricht etwa der Hälfte des österreichischen Verbrauchs zu Spitzenzeiten.

"Zum Vergleich: Die installierte Leistung des größten tschechischen Atomkraftwerks Temelin beträgt rund 2.000 Megawatt", sagte der für den Energiehandel zuständige CEPS-Vorstand Zbynek Boldis. CEPS kritisiert, dass das Limit ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf andere Länder und ohne Absprache mit den Nachbarländern festgelegt worden sei.

Das tschechische Handelsministerium bezeichnete die deutsch-österreichische Vereinbarung als "Schritt in die richtige Richtung", kritisierte aber, dass das festgelegte Limit nicht die Energieübertragungen über die deutsch-österreichische Grenze beschränke. Das bestehende Problem der ungeplanten Stromflüsse für Tschechien werden durch die Vereinbarung nicht gelöst. (apa/red)