Kunststoffindustrie : Pfandsystem auf Plastikflaschen: Gegner und Befürworter verweisen auf Kosten

Am Alpla-Standort in Vorarlberg wird kräftig Kunststoff-Recycling betrieben.
© Alpla/Texplast

Die Einführung eines Pfandsystems auf Plastikflaschen würde das Einkaufen verteuern und damit die Konsumenten treffen, sorgt sich Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ. Das sei unsozial. Außerdem hätten Unternehmen Mehrkosten von mindestens 60 Millionen Euro pro Jahr.

Alle Vorschläge von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) zu Plastikverpackungen zusammen würden "einige hundert Millionen pro Jahr" an Belastungen mit sich bringen, wird befürchtet. Im Gegensatz warnte Gewsseler, dass die EU-Plastikabgabe kommendes Jahr bis zu 180 Millionen Euro ausmachen könnte, die aus ihrer Sicht nicht aus dem laufenden Budget gezahlt werden sollten.

Eigene Vorschläge von der WKÖ

Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), verweist auf günstigere Vorschläge, die von der Wirtschaftskammer entwickelt worden seien und zu der notwendigen Sammelquote von 90 Prozent bis 2029 führen würden. Ein Einwegpfand auf Flaschen und Dosen wäre wirtschaftlich und organisatorisch nicht tragbar.

Greenpeace ortete wiederum eine Blockadehaltung bei Handel und Wirtschaft und brachte ebenfalls Kosten als Argument ein: "Aktuell kostet Littering die österreichischen SteuerzahlerInnen rund 160 Millionen Euro pro Jahr." Ein Pfand auf Getränkeflaschen führe aber dazu, dass Littering - also Müll in der Umwelt - deutlich reduziert wird und damit die Kosten für die Reinigung von Straßen, Wiesen und Böschungen sinken.

Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) hielt in einer Aussendung fest, dass Österreich bereits heute die Recycling-Quoten für Papier, Glas und Metall erfülle. Um auch die Kunststoffrecycling-Quote bis 2025 zu schaffen, solle die Stärkung und österreichweit eine Vereinheitlichung der getrennten Sammlung erreicht werden. Das Pfand auf PET-Flaschen wurde als kostspielige Insellösung bezeichnet. Irritiert zeigte sich die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) und sah in der heutigen Präsentation zum Thema Pfandsysteme ein solches schon als festgelegt. Zudem seien die gezeigten europäischen Pfandbeispiele nicht auf Österreich umlegbar.

Mögliche Finanzierung durch "Pfandschlupf"

Der Pfandschlupf, also nicht ausbezahltes Pfand, das übrig bleibt, wenn die Flasche nicht zurückgebracht wurde, könnte ein mögliches Pfandsystem finanzieren. In einer von Elisabeth Köstinger (ÖVP), Vorgängerin von Leonore Gewessler (Grüne), in Auftrag gegebenen Studie des Technischen Büros Hauer, der Universität für Bodenkultur und der Montanuniversität Leoben ist dieser als Option angeführt.

In der Studie wurden vier Möglichkeiten zur Erreichung der EU-Vorgabe "Sammelquote 90 Prozent" analysiert und Pfand kam hier als effizienteste wie auch als kostengünstigste Lösung heraus - und auch die Finanzierung des Pfandsystems wurde mitangeführt. "Einnahmen sollen einer zentralen Stelle zugeordnet werden, die sicherstellt, dass die Einnahmen aliquot auf die Systemteilnehmer aufgeteilt werden, um Rücknahme, Sammlung, Transport und Sortierung zu finanzieren", hieß es da. Laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) wurden dort im Jahr 2015 durch den Pfandschlupf von Einwegabfüllern und Einzelhandeln rund 180 Millionen Euro eingenommen.

Auf die APA-Frage, wie in Österreich mit dem Pfandschlupf verfahren werden solle, nannte Christian Abl von der ÖPG Pfandsystemgesellschaft mbH, ein zentrales System wie in Skandinavien als ideal für ein mögliches System hierzulande, "dann könnte man es mehr oder weniger kostenneutral betreiben". Die Arbeitsgruppe Pfandsystem des Klimaschutzministerium arbeitet jedenfalls an einem Modell für Österreich. (apa/red)