Jüngste Konjunkturprognosen : Österreichs Wirtschaft wächst 2014 und 2015 - aber nur langsam

Das Wifo erwartet für das Jahr 2014 einen Anstieg des BIP um 0,4 Prozent. Für das kommende Jahr rechnen die Wirtschaftsforscher mit einem Plus von 0,5 Prozent. Und 2016 soll sich das Wachstum dann auf ein Plus von 1,1 Prozent erhöhen.

Der Blick auf die jetzigen Quartale: Im 3. Quartal 2014 wird es gegenüber dem Vorquartal ein leichtes Minus von 0,1 Prozent geben. Im 4. Quartal erwartet das Wifo eine Stagnation. Im ersten Quartal des neuen Jahres soll das BIP dann um 0,2 Prozent zulegen.

Es gebe "keine Hinweise auf ausgeprägtere rezessive Tendenzen", betont das Institut.

Das gesamte Wachstum 2014 resultiert laut Wifo übrigens von einem Wachstumsüberhang aus dem Vorjahr, 2015 würden sich die Effekte aber entgegengesetzt entwickeln.

Einem Überhang von beinahe Null stehe 2015 eine hohe Jahresverlaufsrate von 0,9 Prozent gegenüber, woraus sich eine Jahresdurchschnittsrate von +0,5 Prozent für 2015 ergebe. Sollte sich eine so hohe Jahresverlaufsrate aber schon im Frühjahr als unrealistisch erweisen, "dann erscheint die prognostizierte Jahresrate für 2015 von 0,5 Prozent insgesamt optimistisch".

Konjunkturprognose für die Industrie war zu optimistisch

Im Jahresverlauf 2014 merklich an Schwung verloren hat die heimische Wirtschaft laut Wifo vor allem, weil etwa Industrie und Handel - mit immerhin 20 und 13 Prozent Anteil an der inländischen Wertschöpfung - und auch die Exporte unter den Erwartungen geblieben sind.

Im Inland dämpfe die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Absatzmärkte die Investitionsbereitschaft der Betriebe, zudem lege die wachsende Verunsicherung wegen "geopolitischer Störeinflüsse" eine abwartende Haltung nahe.

Zu optimistisch angesetzt gewesen seien zudem die Perspektiven für Welthandel und Euroraum-Erholung. Auch die Abkühlung der Binnenwirtschaft habe die September-Prognose "nicht vollständig antizipiert".

"Die Prognoserisiken bleiben weiterhin hoch und sind überwiegend abwärts gerichtet", sagt das IHS. Die größten Risiken würden dabei von den geopolitischen Spannungen (Ukraine, Syrien, Irak) ausgehen.

Ukraine-Russland-Krise als wichtiger Faktor

Eine Verschärfung der Ukraine-Russland-Krise würde den Welthandel "spürbar verlangsamen", warnt das IHS. Dies würde sich dann ungünstig auf das Unternehmervertrauen auswirken und die Investitionstätigkeit beeinträchtigen.

Die Dynamik der Weltkonjunktur bleibe heuer schwach, lediglich USA und United Kingdom würden kräftig wachsen. Japan ist in der Rezession, und die Schwellenländer sind derzeit wenig dynamisch.

Eurozone auf einem moderaten Wachstumskurs

Die Eurozone ist nach einer langen Rezessionsphase auf einen moderaten Wachstumskurs eingeschwenkt, das IHS sieht sie 2015 und 2016 um 1,0 und 1,5 Prozent wachsen, nach 0,8 Prozent im heurigen Jahr.

Österreichs Wirtschaftswachstum bleibt im Prognosezeitraum - bis 2016 - im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte hinter jenem des Euroraums zurück, schätzt das Institut für Höhere Studien (IHS). Anders war es im Zeitraum 2007 bis 2013, da hatte unser Land noch einen Wachstumsvorsprung von 0,9 Prozent erzielt.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet für die kommenden beiden Jahre mit 0,9 und 1,1 Prozent Realwachstum im Euroraum. "Wenn sich die Erholung im Euroraum wie erwartet verstärkt und der Welthandel wieder an Dynamik gewinnt, ergeben sich auch für die heimische Wirtschaft Wachstumsmöglichkeiten", erklärte das Wifo am Donnerstag. Immerhin geht 2015 die seit 2012 anhaltende Schwächephase schon in ihr viertes Jahr, "erst für 2016 ist mit einem leichten Anziehen der Dynamik zu rechnen".

Inflation in Österreich überdurchschnittlich

Die Teuerungsrate dürfte in Österreich weiterhin über dem Schnitt des Euroraums liegen, aber mit 1,6, 1,5 und 1,6 Prozent in den Jahren 2014 bis 2016 heuer um 0,2 Prozentpunkte geringer und 2015 um 0,3 Prozentpunkte tiefer als noch in der September-Prognose ausfallen. Der Großteil der Abwärtsrevision ist dem starken Ölpreisverfall seit August zuzuschreiben, aber auch der Schwäche der heimischen Konjunktur.

Die Banken als Risiko

Die Budgetprognose des Wifo unterstellt, dass vom Konsolidierungskurs nicht Abstand genommen wird und lediglich die automatischen Stabilisatoren expansive fiskalpolitische Impulse ergeben.

"Besondere Risiken" würden sich auf der Ausgabenseite jedoch "aus dem noch unsicheren Finanzbedarf für die notverstaatlichten Banken" ergeben.

Wegen Banken könnten Prognosen ungenau sein

Zum Staatshaushalt geht das IHS zwar "von einem strikten Budgetvollzug zur Einhaltung der anvisierten Konsolidierung aus"; unterstützt durch die derzeit geringen Finanzierungskosten. "Aufgrund der schwachen Konjunktur und allfälliger notwendiger zusätzlicher Mittel für die Banken" gebe es beträchtliche Risiken, dass die Prognosen nicht eintreffen könnten - die IHS spricht hier von "Prognoserisiken".

Spielraum für Steuerreform

Und: "Das Ziel eines strukturellen Null-Defizits im Jahr 2016 würde eine weitere Absenkung des Defizits um rund 0,4 Prozentpunkte erfordern." Zudem müsse "ein Spielraum zur Finanzierung der notwendigen Steuerreform geschaffen werden, die die gesamtwirtschaftliche Steuerquote merklich senkt", denn "mittelfristig sind weitere Anstrengungen zur Reduktion der Schuldenquote notwendig". (pm/apa)