Baustoffindustrie : Österreichs Baustoffbranche wächst - teure Energie als Belastung

Von der Politik wird gefordert, eine umfassende Ökobilanz bei Baustoffen zu ziehen. Die Branche will Wettbewerbsgleichheit mit anderen Baustoffen, vor allem Holz, sowie eine Entlastung bei den Energiekosten

Die Einteilung und Kategorisierung von Baustoffen sowie die Ökobilanz beschäftige die Branche, so der Obmann Fachverbandes Stein- und Keramik, Manfred Asamer, bei einer Pressekonferenz. Die Unternehmen seien mit drohenden Eingriffen in den freien Wettbewerb durch Schlechterstellungen von Baustoffen konfrontiert. In der immer wieder aufflammenden Diskussion um den ökologischen Fußabdruck von Baustoffen werde oft eine Besserstellung von Holz forciert. In der Diskussion um die Bioökonomiestrategie der Regierung wird mehr Sachlichkeit eingefordert. Die Branchenvertreter verwiesen heute auch darauf, dass das Umweltministerium auch für Land- und Forstwirtschaft zuständig ist.

Baustoffe müssten über gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden. Dabei müsse der ökologische Einfluss aller Phasen - Produktion, Transport, Verwendung, Wiederverwendung, Recycling und Entsorgung - berücksichtigt werden. Holz komme zudem vielfach aus dem Ausland, damit seien lange Transportwege verbunden. Bei mineralischen Baustoffen werde das CO2 am Anfang im Produktionsprozess freigesetzt, bei Holz am Ende des Lebenszyklus durch die Verbrennung. Gefordert wird eine Berücksichtigung des Lebenszyklus und ein Herkunftsnachweis für Baustoffe, wobei die Besserstellung von Alternativmaterialien, die möglicherweise über tausende Kilometer transportiert würden, mitberechnet werden müsste. Bereits 2015 hätten die Institute der Austrian Cooperative Research (ACR) unter Einbindung der Holzforschung Austria gezeigt, dass es über den Lebenszyklus gerechnet keine Vorteile eines Baustoffes gebe.

Eine Entlastung sollte es bei den Energiekosten geben, deren Anteil an den Gesamtkosten zwischen 40 und 65 Prozent liegt. Gefordert werde eine Deckelung bei der Ökostromabgabe für große Energieabnehmer, wie es sie in Deutschland bereits gibt, so Fachverbandsgeschäftsführer Andreas Pfeiler. Ein Zementwerk in Salzburg beispielsweise zahle vier Mal soviel für Ökostrom wie eines in Bayern.

Die Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone per Anfang Oktober habe die Strompreise im Durchschnitt um bis zu 30 Prozent nach oben getrieben. Die Branche mache in puncto Energieeffizienz ihre Hausaufgaben, man brauche aber von der Regierung Unterstützung, so die Branchenvertreter. Eine Möglichkeit wäre analog wie in Deutschland eine Kompensation der im Strompreis enthaltenen CO2-Kosten aus dem EU-Emissionshandel. Beim von der Regierung geplanten "Erneuerbaren Ausbau Gesetz" (EAG) zur Neuregelung der Ökostromförderung unterstütze man eine marktnähere Gestaltung, die sich an Marktprämien und Investitionsförderungen ausrichtet.

Probleme haben die Baustofffirmen auch mit dem Transport. Die Belastungen aus der Logistik (Transporte und Treibstoffe) seien im Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. "Wir finden kaum mehr Frächter", sagte Pfeiler. Viele Unternehmen würden wieder eigene Fuhrparks aufbauen. Es gebe aber auch beim eigenen Fuhrpark Personalmangel. Der Nachwuchs gehe aus, der Beruf des Lkw-Chauffeurs sei eigentlich unattraktiv geworden, so Asamer.

Gestiegen seien auch die Personalkosten, betonte Pfeiler heute bei der Präsentation der jährlichen Konjunkturerhebung unter den 300 Mitgliedern des Fachverbandes. Man gehe aber in guter Stimmung in die nächsten Kollektivvertragsverhandlungen.

Im vergangen Jahr stieg der Umsatz der Baustoffbranche um 4,6 Prozent auf 3,52 Mrd. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 2,8 Prozent auf 13.113 Beschäftigte. Getrieben war das Wachstum vor allem durch den Wohn- und Hochbau in den Ballungszentren im Osten des Landes. Im Tiefbau wirkte sich dagegen der im Vorjahr schwächere Infrastrukturausbau aus. Hier hofft man aber auf in nächster Zeit geplante Projekte.

Über dem Branchendurchschnitt gewachsen sind die exportorientierte Feuerfestindustrie (+13,0 Prozent), die Transportbetonindustrie (+12,1 Prozent) und die Beton- und -fertigteilindustrie (+6,3 Prozent). Unterdurchschnittlich waren die Schüttgüter Schotter (+1,9 Prozent) und Sand-Kies (+0,4 Prozent) sowie die Putz- und Mörtelindustrie (+0,8 Prozent). Verluste gab es bei der Feinkeramischen Industrie (-4,2 Prozent), der Kalkindustrie (-2,3 Prozent) und der Naturwerksteinindustrie (-2,0 Prozent).

Heuer werde nicht mit den Wachstumsraten des Jahres 2018 zu rechnen sein, aber auch eine geringere Wachstumsrate werde eine Bauaktivität auf sehr gutem Niveau für 2019 bedeuten, so Asamer. Die Unternehmen sind für 2019 optimistisch. Man hoffe, dass neben der guten Wohnbauentwicklung auch wieder verstärkt flächendeckend in Infrastruktur investiert werde. (apa/red)