Mitarbeiter : Österreichische Betriebe in den USA: Den Lehrlingsmangel auf eigene Faust lösen

Gute Fachkräfte zu finden, stellt für Unternehmen nicht nur in Österreich eine Herausforderung dar: Auch in den USA fällt es heimischen Betrieben oft schwer, geeignetes Personal zu finden.

Ein duales Ausbildungssystem, wie man es in Österreich und Deutschland kennt, gibt es in den USA nicht. Unternehmen rufen daher immer öfter selbst Ausbildungsprogramme ins Leben, um Fachkräfte heranzuziehen.

Vertreter der Industrie: Flüchtlinge keine Lösung

Aber auch in einem Land wie Deutschland tun sich Unternehmen inzwischen sehr schwer, Lehrlinge zu finden. Dabei gilt das deutsche wie das österreichische Ausbildungssystem international als Vorbild. So melden offizielle Stellen für Deutschland, dass inzwischen jede vierte Firma gar keine Bewerbungen mehr auf ausgeschriebene Lehrlingsstellen bekommt.

Und entgegen früheren Ankündigungen vieler Politiker sagen heute die Vertreter der Industrie, dass auch die Flüchtlinge beim Lehrlingsmangel keineswegs eine Lösung seien. Aktuell dazu: Lehrlingsmangel: Jede vierte deutsche Firma bekommt gar keine Bewerbungen mehr >>

Vorarlberger bauen in den USA eigene Ausbildung auf

In den USA machen österreichische Unternehmen jedenfalls aus der Not eine Tugend. So hat etwa der Vorarlberger Beschlägehersteller Blum schon vor Jahren eine Lehrlingsausbildung in den USA aufgebaut.

Auch der Linzer Technologie- und Industriegüterkonzern Voestalpine hat an seinem Standort in Cartersville im US-Bundesstaat Georgia, wo höchstfeste Leichtbau-Karosserieteile produziert werden, gemeinsam mit dem örtlichen College ein eigenes Ausbildungsprogramm initiiert. Fachkräfte wären sonst auch dort Mangelware.

In Cartersville werden zurzeit sieben Lehrlinge ausgebildet, man wolle das Programm aber ausrollen und auch andere umliegende Unternehmen ins Boot holen. "Man gibt den Gemeinden so etwas zurück", sagte Peter Schwab, Voestalpine-Vorstand und Leiter der "Metal Forming"-Sparte in den USA zu österreichischen Journalisten. Die seien dem Konzern bei der Ansiedlung nämlich durchaus entgegengekommen.

Voestalpine hat keine Wahl - und investiert 70.000 Euro je Lehrling

Allzu wohltätig sind die Motive hinter dem Engagement der Linzer nicht: Unternehmen wie die Voestalpine sind natürlich darauf angewiesen, Mitarbeiter entsprechend zu qualifizieren. Dazu meint Peter Schwab: "Wenn man es nicht macht, hat man bald Probleme mit dem Nachwuchs."

Aktuell werden bei der Voestalpine konzernweit über 1.300 Lehrlinge ausgebildet, die meisten davon in Österreich und Deutschland. Pro Kopf investiere das Unternehmen 70.000 Euro in die Ausbildung, "das rechnet sich aber x-mal", erläuterte Schwab.

Duales System ist international ein Vorbild

Während die Lehre in Österreich unter jungen Menschen nicht immer zur ersten Wahl bei der Ausbildung gehört, gilt sie über die Grenzen hinweg häufig als Vorzeigemodell. "Die Lehre wird bei uns nicht ausreichend wertgeschätzt", sagt Voest-Manager Schwab. Dabei sei eine Facharbeiterkarriere durchaus lukrativ. (apa/red)